Fruchtwasserpunktion nach ICSI zwingend notwendig?

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Moderator: Dr.Peet

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clearblue-kle
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Fruchtwasserpunktion nach ICSI zwingend notwendig?

Beitrag von clearblue-kle »

Hallo Dr. Peet,

in einer ICSI / IVF-Schwangerschaft wird generall eine Fruchtwasseruntersuchung angeraten.

Soweit ich es verstanden habe, bedeutet das, daß die gesetzlichen Krankenkassen in diesen Fällen (wie auch bei Frauen über 35 Jahren und auffälligen Ultraschallergebnissen) bereit sind, die teure Untersuchung zu tragen. In einem solchen Fall ist der behandelnde Gynäkologe verpflichtet, auf die Möglichkeit der Fruchtwasseruntersuchung hinzuweisen bzw. diese anzuraten. Ich glaube, ein Versäumis, darauf hinzuweisen, kann sogar zu Regressansprüchen gegenüber dem Arzt führen, wenn tatsächlich ein behindertes Kind geboren wird.

Letztendlich muss die Patientin jedoch entscheiden, ob diese Untersuchung für sie in Frage kommt, was schlussendlich auf die Bereitschaft zielt, nach einem schlechten Ergebnis das Kind abzutreiben und voraussetzt das (geringe) Abortrisiko eines gesunden Kindes zu tragen

Mich selbst, durch ICSI in der 16 Woche schwanger, verunsichert die strikte Empfehlung zur Fruchtwasser-Untersuchung aufgrund ICSI.
Mein Trisomie-21-Risiko gemäß Erst-Trimester-Screening lautet 1:580, ähnlich sei das Trisomie-18-Risiko (Nackenfalte bei 2,3 mm, Nasenbein vorhanden, Blutergebnisse mir im Detail nicht bekannt). Das Ergebnis war lt. Arzt bei der Empfehlung zur FU nicht ausschlaggebend.

Diese strikte Trennung zwischen ICSI / IVF-Kindern und "normal-gezeugten"-Kindern, gibt mir das Gefühl, ein extrem viel höheres Fehlbildungsrisiko zu tragen. Wieviel höher dieses Risiko im Vergleich zu "normal-gezeugten" Kindern ist, wurde mir allerdings nicht gesagt, nur dass sehr dringend zur Fruchtwasseruntersuchung (und damit zur Übernahme der Verantwortung im Falle einer Fehlbildung) geraten wird. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann abzutreiben, macht mir diese strenge Empfehlung Angst, daß mit dem werdenden Leben etwas nicht in Ordnung ist.

Meine Fragen nun:

- Können Sie mir sagen, wie viel höher ein Fehlbildungsrisiko zwischen "normal-" und "künstlich- gezeugten" Kindern ist?

- Wieviel Prozent dieser Fehlbildungen sind durch eine Fruchtwasseruntersuchung überhaupt erkennbar?

- Gibt es keine Risiko-Abstufungen bei "künstlich-gezeugten" Kindern, je nach Lebensalter der Eltern und Diagnose der Unfruchtbarkeit?

- Lt. Arzt seien die Fehlbildungen bei ICSI mit 10% gegenüber IVF sogar noch erhöht. Ursache für die erhöhten Fehlbildungen sei die Manipulation der Eizelle. Ist das wahr?

Soweit ich öfters im Internet gelesen habe, wird aktuell von einem gleich hohen ICSI-zu-IVF-Risiko ausgegangen (ICSI-bedingte-Imprinting-Fehler seien noch nicht genug erforscht).
Alles in allem, ein sehr verunsicherndes Thema.

Vielen lieben Dank für Ihre Antworten
:)
Valerie.77
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Beitrag von Valerie.77 »

Also, ich rechne mit gesundem Nachwuchs aus ICSI. Ja, die Fehlbildungsrate IST erhöht, ABER viele Paare sind bei ICSI/IVF auch älter und da hat man auch bei normal gezeugten Kindern ein erhöhtes Risiko.

Ich denke da ganz positiv :D

Und: herzlichen Glückwunsch!!!
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Endlich ist Katharina da! Positive ICSI Kryo im Juli 2010
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo,

vor einiger zeit gab es eine studie, die die wahrscheinlichkeit von fehlbildungen bei 'normal' und mit ivf/icsi gezeugten kindern verglich.
http://www.klein-putz.net/forum/viewtop ... gen#575367

hier wurde ebenfalls über fehlbildungen nach ivf/icsi diskutiert:

http://www.klein-putz.net/forum/viewtopic.php?t=41383

ich habe es mit ü40 als äußerst unangenehm (und wenn man sich andererseits das geschrei gegen die PID in deutschland anhört, völlig unverständlich) erlebt, dass ich zu invasiver pränatalsiagnostik regelrecht gedrängt wurde. wäre ich nicht gut informiert und zudem sturköpfig gewesen, so hätte ich mich sicher dazu überreden lassen.
besonders unverständlich fand ich, dass meine gyn sich nicht auch nur ein bischen dafür interessierte, was ich denn bei einem auffälligen ergebnis überhaupt machen würde bzw. ob ich das überhaupt im vorab wissen muss.
diese fragen sollte eine jede frau doch erstmal beantworten dürfen, ehe hier generell etwas 'empfohlen' wird.

liebe grüße und viel glück!!

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

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Pebbles
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Beitrag von Pebbles »

Hallo,

wo bitte wird das den empfohlen ?!

ich war mit 37 nach ICSI-Kryo schwanger, da sagte mein Gyn ausdrücklich er muss mich auf die Möglichkeiten hinweisen, weil ich ihn sonst später verklagen könnte, wenn er es unterläst.
Nicht mehr und nicht weniger.

als ich sagt, wir wollen das nicht, war es für ihn vollkommen ok und das thema war damit erledigt.

Macht der Arzt der sagt dann die Untersuchung ?
Dann wird da ja gerne empfohlen, die Geräte müssen ja abbezahlt werden.....



Viele Grüsse
pebbles

:lol:

Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da.
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mybaby
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Beitrag von mybaby »

Hallo,

das ist doch völliger Quatsch.
Ich selbst habe eine Fruchtwasserpunktion machen lasse, da die Blutwerte nicht okay waren. Im Nachhinein bin ich aber schlauer und weis das die Blutwerte durch die Behandlung verfälscht werden.
Eine Puntkion würde ich heute nur bei dringendem Verdacht machen.

Und mal ehrlich, wenn die Fehlbildungsrate so hoch wäre, würden die KK auch keine Kosten für eien IVF/ICSI-Behandlung übernehmen.

Viele Grüße

Sandra
LG

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gingerly
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Beitrag von gingerly »

ich hoere die aussage "nach icsi MUSS eine punktion gemacht werden" heute auch zum ersten mal.
ich wuerde sie - ausser in sehr begruendeten faellen - und trotz meines alters niemals freiwillig
machen lassen. ich denke immer, die chance, dass das kind dadurch abgeht ist hoeher, als dass es was hat...
mag vielleicht naiv sein, aber das ist meine meinung - denn abtreiben koennte ich sehr wahrscheinlich eh nicht.

gingerly
Kinderwunsch seit 2003
PCO & OATII / BS ohne Befund

7 IUIs - 07/09 - 04/10 - alle negativ

1. ICSI - 06/10 - positiv, aber MA in 10. SSW - kein Herzschlag mehr

1. Kryo - 11/10 - negativ
2. Kryo - 01/11 - negativ
3. Kryo - 02/11 - negativ

2. ICSI - 10/11 - positiv mit Zwillingen, aber FG in 18. SSW - stille MuMu-Öffnung & vorzeitige Wehen

3. ICSI - 07/12 - wir geben die Hoffnung nicht auf und werden am Ende belohnt.
(Auch wenn es mehrmals Spitz auf Knopf stand und nicht so aussah, als ob wir es schaffen!)


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chris v. bernie
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Beitrag von chris v. bernie »

Hallöchen,

Mir ist das auch ganz neu...das man nach einer icsi eine Fruchtwasseruntersuchung machen soll.Seh das eher als Geldmacherei vom Gyn..so einfach nur mit dem Grund.Ich würde es wirklich erst machen wenn Auffälligkeiten vorhanden wären.Vorallem dann sollte man sich im vorfeld erstmal fragen....was mach ich wenn das Baby behindert ist????Abtreiben oder nicht??!!!....wie geh ich damit um.wenn man sagt ...ich behalte es eh..egal ob gesund oder behindert.Dann kann man sich den stress auch sparen.

Zumal eine Garantie für ein gesundes Kind bekommt man nie...egal ob KB oder spontan SS.


LG
chris v. bernie
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2004 Björn im Herzen(15ssw)
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Dr.Peet
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Beitrag von Dr.Peet »

Hallo,
auf Grund des etwas erhöhten Mißbildungsrisikos ist es nach Durchführung der ICSI empfehlenswert, die übliche Mutterschaftsvorsorge etwas zu intensivieren, lso zB den "Fenultraschall" machen zu lassen und ggf, wenn Verdachtsmomente bestehen- auch eine Fruchtwasseruntersuchung. Daraus aber eine generelle Verpflichtung abzuleiten ist aber unsinnig!
Peet
Disclaimer:
Als Arzt bin ich rechtlich verpflichtet nur allgemeine Informationen zu geben, die das konkrete und individuelle persönliche ärztliche Gespräch nicht ersetzen können. Insofern kann auch keine Haftung für meine Auskünfte gegeben werden. Nach §7 Abs.3 Berufsordnung der Ärztekammer Berlin, darf die individuelle ärztliche Behandlung, insbesondere Beratung, nicht ausschließlich über Computerkommunikationsnetze durchgeführt werden.
Erster Ansprechpartner für Ihre medizinischen Belange ist Ihr Arzt, Ihr Kinderwunschzentrum.
Dr. Peet gibt Antworten auf Fragen aus seiner persönlichen Fachkenntnis und seiner persönlichen Einschätzung heraus. Seine Antworten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, gelegentlich sind es auschließlich Meinungen und Eindrücke, die sich auf den betreffenden Fall beziehen.
clearblue-kle
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Beitrag von clearblue-kle »

Vielen lieben Dank für die Antworten. :)

Inzwischen habe ich mir ein Buch bestellt ("Bekommen wir ein gesundes Kind") und das hat mir einerseits eine gute Orientierung zu dem Thema gegeben und mich andererseits in dem Verdacht bestärkt, daß mein Doc auch einfach Angst hat, auf Schadenersatz verklagt zu werden, falls etwas nicht in Ordnung sein sollte (sein Zitat: "Nicht, daß Sie hinterher sagen, ich hätte Sie nicht gewarnt...").

Seit einiger Zeit spüre ich den Kleinen strampeln, es sind nicht bloss ein paar leblose Zellen, die da heranwachsen - eine Abtreibung käme für uns nicht in Frage, danach könnte man mich und meinen Mann vermutlich "einweisen". Einerseits mit allen Mitteln der medizinischen Kunst, mit aller Anstrengung die Natur überlisten und dann, wenn eigenes Leben entstanden ist, einen künstlichen Abort herbeiführen, ich kann das nicht in Worte fassen... aber vielleicht ist es nachvollziehbar, wie belastend sich diese Vorstellung anfühlen muss.

Fairerweise muss man sagen, daß der Gynäkologe auch gesagt hat, daß eine Fruchtwasseruntersuchung nur dann Sinn macht, wenn wir auch bereit seien, bei schlechtem Ergebnis einen Abbruch vorzunehmen.
Er wirkte jedoch so, als ob wir entweder einer möglichen Behinderung gegenüber gleichgültig empfinden oder aber eine Abtreibung akzeptabel finden müssten. Man merkte deutlich, daß er den invasiven Eingriff und die Bereitschaft zur Abtreibung, falls etwas nicht o.k. sein sollte, für den besseren Weg hielt. Es wurde zudem immer wieder auf das höhere Risiko bei ICSI hingewiesen, was uns natürlich Angst gemacht hat - gerade weil wir uns entschieden haben, "es so zu nehmen, wie es kommt". Ich denke, die Wenigsten werden so einfach angstfrei sagen "Ach wenn mein Kind behindert ist, was soll´s. Das bekommen wir und das Kind spielend gedeichselt."

In dem o.g. Buch wird beschrieben, daß den Ärzten viel zu wenig Zeit bleibt, für eine ordentliche Beratung, die eigentlich möglichst umfassend sein sollte und nicht nur die medizinischen, sondern auch die sozialen Aspekte beinhalten sollte (Kann ich mit einer Abtreibung leben? Kann ich mit einer Behinderung leben? Werde ich von meinem Umfeld jeweils unterstützt? etc. etc. ...). Da ist im Zweifelsfall dann das Gespräch mit einer entsprechenden Beratungsstelle angebracht, da hier alle Seiten und Konsequenzen der Pränataldiagnostik beleuchtet werden. Diese Stellen haben auch nicht den Druck eines evt. Regressverfahrens am Hals. Nur, solche Sachen weiß man erstmal nicht, wenn das Thema beim Arzt zur Sprache kommt. :wink:
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