Hallo, liebe Foren Mitglieder. Ich war im letzten Jahr eifriger Leser der Beiträge hier, und möchte nun gerne meine eigenen Erfahrungen mit IVI in Alicante darlegen. Meine Frau und ich unterzogen uns 2014/2015 einer Kinderwunschbehandlung bzw. Eizellspende in der IVI Klinik in Alicante/Spanien. Eine solche Entscheidung und ein solcher Weg sind mit vielen Überlegungen, Emotionen und natürlich auch Kosten verbunden. Deshalb möchte ich hier gerne über unsere Erfahrungen berichten – zumal diese nicht nur positiv waren, und ich mit meinem heutigen Wissen über IVI sicher eine andere Entscheidung getroffen hätte.
Wir sind beide Mitte/Ende 40, gesund, haben bereits gesunde (ältere) Kinder und hatten in Deutschland einen ersten erfolglosen Versuch einer ICSI hinter uns. Dabei hatte sich herausgestellt, dass meine Frau aufgrund ihres Alters keine gebärfähigen Eizellen mehr produziert. Deshalb entschieden wir uns für eine Kinderwunschklinik in Spanien – genauer: für das IVI Institut in Alicante.
Dort waren wir im Frühsommer 2014 zu einem Erstgespräch. Mit dabei: eine Frau Dr. L. (unsere betreuende Ärztin, so war es uns angekündigt worden) sowie eine deutschsprachige Krankenschwester. Diese (im Übrigen sehr zuvorkommende) Krankenschwester fungierte als Übersetzerin und begleitete die gesamte Behandlung. Bei dem Erstgespräch ging es darum, die Möglichkeiten, Kosten und Erfolgschancen einer Eizellspende durch eine anonyme Spenderin zu klären. Die wichtigsten Befunde dafür (u.a. verschiedene Blutuntersuchungen, Spermiogramm) hatten wir bereits in Deutschland angefertigt und dabei. Das Gespräch verlief recht sachlich: Eine knappe Stunde nahm man sich für uns und unsere Fragen Zeit, dann hieß es: Kein Problem, sieht doch alles gut aus bei Ihnen, wenn Sie möchten, starten wir. Wir hätten skeptisch werden sollen, als besagte Frau Dr. L. einen doch recht kurzen (kaum dreiminütigem) Blick in die Befunde meiner Frau warf. Oder als Dr. L. nach etwa einer 3/4 Stunde Gespräch begann, an ihrem Computer zu arbeiten, wo sie (scheinbar) eMails beantwortete oder was auch immer tat…
Hätte, hätte, hätte: Das zweifellos professionelle Äußere von IVI gab schließlich den Ausschlag, es dort zu probieren. Die Kosten für diesen ersten Versuch (inkl. Einlagerung der an Ort und Stelle abgegebenen Samenprobe, Suche einer Spenderin, Transfer, Kryo-Konservierung der weiteren verbliebenen Eizellen) lagen bei etwa 9.500 Euro. Wohlgemerkt: ohne Flug, Hotel etc…
Die nächsten Monate vergingen mit Warten, Vorbereitungen und zahlreichen Hormongaben für meine Frau. Die Klinik suchte und wählte eine geeignete Spenderin, und im Oktober (vier Monate nach unserem Erstgespräch) war es soweit, dass der erste Transfer in Alicante vorgenommen werden konnte. Letztlich konnten der anonymen Spenderin drei lebensfähige Eizellen (Blastozysten) entnommen werden (üblich scheinen wohl mehr zu sein). Zwei davon wurden eingefroren, eine wurde befruchtet - der Transfer konnte also stattfinden, wie gesagt, das war dann Mitte Oktober.
Das Ergebnis dieses ersten Transfers war leider negativ (keine Schwangerschaft). Nun ja, eine 100%ige Erfolgschance gibt es nicht – das ist bekannt, also entschlossen wir uns für einen zweiten Versuch. Es folgten erneut viele Abstimmungen zur Medikation, die sich zeitlich schwierig gestalteten. Einmal kam ein DHL-Kurier mit Medikamenten aus Spanien nicht rechtzeitig an (die Tracking Nummer hatte IVI uns im Vorfeld nicht mitteilen können oder wollen), dann waren Weihnachtsferien, in denen die Klinik für zwei Wochen geschlossen war. Jedenfalls konnte der zweite Versuch bzw. Kryo-Transfer dann erst im Februar stattfinden (wiederum vier Monate nach dem ersten Versuch). Ich will es kurz machen: Auch dieser war erneut negativ.
Hier wurden wir nun nervös und baten um nochmalige Absprache zu möglichen medizinischen Gründen (wie gesagt, bis auf einen sehr kurzen Blick in die Befunde meiner Frau war meinem Eindruck nach nicht viel geschehen) oder auch zu unterstützenden Verfahren. Denn: Auf der Website einer anderen großen Klinik heißt es bspw.: „Wir empfehlen das Assisted Hatching bei Patientinnen ab dem 36. Lebensjahr, nach mehrfachen erfolglosen Embryotransferen oder beim Kryo-Transfer.“ (alle drei Faktoren waren bei uns gegeben)
Zunächst glaubte ich: IVI ist nun aufgewacht, schließlich war nur noch eine Blastozyste vorhanden. Man versprach, unseren Fall zügig innerhalb des Boards zu besprechen (dies ist der Zusammenschluss unterschiedlicher Instituts-Experten). Ich kann natürlich nicht sagen, ob eine solche Fall-Analyse jemals stattgefunden hat, die Antwort war jedenfalls ernüchternd – es gab praktisch keine. Alles was kam, war diese Info zum Assisted Hatching: „Assisted Hatching wird nur benutzt, wenn die Biologen uns sagen, dass diese Technik für den Patienten nötig ist. In Ihrem Fall ist es nicht nötig.” Aha. Auch der dann folgende dritte Versuch (der Ende Mai stattfand, also nahezu ein Jahr nach dem Erstgespräch) schlug fehl. Daraufhin kam von IVI folgende Mail: „Jetzt, nach drei Transfer ohne Erfolg, müssen wir einige Studien machen, um zu wissen, ob es irgendein Problem gibt“.
Mein Fazit:
Dass es am Ende nicht geklappt hat, war mit hoher Wahrscheinlichkeit einfach nur Pech. Bei IVI wird sicher eine (medizinisch gesehen) ordentliche Dienstleistung erbracht. Was ich allerdings als störend empfunden habe, waren die Begleitumstände dieser (nicht gerade billigen) Behandlung. Zur Erläuterung möchte ich gerne einige Leistungsversprechen anführen, mit denen IVI selbst auf der eigenen Website wirbt:
- „90% der Frauen, die sich bei IVI einer Kinderwunschbehandlung unterziehen, werden auch schwanger.“
Eine Quelle zu diesen Zahlen oder die Anzahl der behandelten Frauen habe ich nirgends gefunden; in Deutschland wäre eine solche Aussage rechtlich bedenklich.
- „Neueste Technologien und eine Vielzahl alternativer Methoden, die eine Empfängnis ermöglichen.“
Wir haben vor dem dritten Transfer nach genau solchen Methoden und ergänzenden Untersuchungen gefragt (Stichwort Assisted Hatching). Die Antwort war negativ. Stattdessen wollte IVI erst nach dem dritten (und letzten, weil keine Blastozysten mehr verfügbar) Versuch „einige Studien“ mit uns durchführen.
- „Persönlich zugeschnittene Behandlungen, freundliche Atmosphäre und kontinuierliche Betreuung“ sowie „Professionelle Experten von internationalem Rang, Pioniere in der Forschung.“
Kontakt mit Ärzten hatten wir nach dem Erstgespräch nie wieder. Eine (sicht- oder spürbare) Betreuung durch Ärzte hat es in unserem Fall praktisch nicht gegeben. Wir haben unsere Ärztin einmal von Gesicht zu Gesicht zu sehen bekommen (beim Erstgespräch) sowie danach dreimal im OP (beim Transfer, also in OP-Kleidung und mit Mundschutz – somit kann ich nur vermuten, dass sie es war). Auch nach den Transfers: keine persönliche Verabschiedung durch den Arzt, keine Erläuterungen, keine Möglichkeit Fragen an den Arzt/die Ärztin zu stellen. Dies geschah/geschieht alles durch die Krankenschwester. Da heißt es dann relativ formlos: Alles klar, viel Glück, hoffentlich klappt´s dieses Mal. Eine sehr freundliche und zuvorkommende Person war unsere Krankenschwester – aber: Sie ist medizinisch gesehen nun einmal nachrangig (das meine ich keineswegs böse).
Wir zahlten für den zweiten und dritten Versuch (Transfer) jeweils noch einmal ca. 1.800 Euro an IVI. Rechnet man Flug- und Hotelkosten für insgesamt drei Versuche dazu, kommt man auf insgesamt knapp 20.000 Euro für alle drei Versuche. Trotz dieses wirklich üppigen Preises (IVI bewegt sich hier am oberen Ende europäischer Kliniken) gab es (abgesehen vom Erstgespräch) keinerlei Kontakt zu der behandelnden Ärztin. Ich will hier keinen Vergleich zu Kassenpatienten in Deutschland ziehen. Denn: Selbst hier bekommt man als gesetzlich Versicherter den Arzt bei einer Behandlung öfter zu Gesicht.
Meine Empfehlung:
Ich kann jedem/jeder nur raten, bei der Auswahl einer Kinderwunschklinik ganz intensiv auf das eigene Bauchgefühl zu hören – und nötigenfalls sofort die Reißleine zu ziehen und zu wechseln. Auch wenn man bereits eine Erst-Investition getätigt hat – und sei diese noch so hoch.
Idealerweise (und ich weiß, dass dies mit sehr viel emotionalem Aufwand und gewissen Kosten verbunden ist) prüft man zwei, besser noch drei Kliniken, bohrt unerbittlich so lange nach, bis alle Fragen geklärt sind, und entscheidet sich dann erst.
Zu den wichtigsten Fragen zählen:
- Wie lange dauert es von der Auswahl einer Spenderin bis zur Entnahme üblicherweise; wie lange dauert ein Zyklus von drei oder vier Versuchen? (bei IVI ein gutes Jahr…)
- Gibt es Nachuntersuchungen/Nachgespräche, wenn Versuche scheitern? Wie sehen diese aus? Welche ergänzenden medizinischen Möglichkeiten bestehen und wie oft bzw. in welchen Fällen werden diese angewendet?
- Sind medizinische Ansprechpartner wirklich rund um die Uhr erreichbar? Gibt es (auch nach der Vertragsunterzeichnung …) die Möglichkeit, persönlich mit Ärzten sprechen – nötigenfalls auf englisch, per Skype?
Unsere Erwartungen wurden jedenfalls enttäuscht. Ich hoffe, dass unseren Schilderungen den Forumsteilnehmern/innen weiterhelfen.
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Erfahrungen bei IVI in Alicante / Spanien
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