Protokoll ICSI

Für fachliche repromedizinische Fragen an Herrn Dr. Peet

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Moderator: Dr.Peet

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KellyB
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Protokoll ICSI

Beitrag von KellyB »

Hallo Herr Dr. Peet,

ich befinde mich gerade in der Warteschleife der 3. ICSI fürs 2. Kind.
Ich werde dieses Jahr 40, mein AMH war vor 6 Monaten bei 2,1, alle anderen Werte in der Norm.
Habe eine gut eingestellte SD-Unterfunktion, kein Hashimoto.
Partner mit schwankendem Spermiogramm, Beweglichkeit meist deutlich eingeschränkt.

1. ICSI vor genau einem Jahr, Stimu für 9 Tage mit Gonal 175, Orgalutran zur Unterdrückung.
11 Eizellen, 8 reif, 6 befruchtet, Transfer an PU+3, SST negativ

2. ICSI Oktober 2015, Stimu identisch wie oben, nur zusätzlich jeden Tag noch eine Ampulle Luveris, 10 Follikel punktiert, nur 4 Eizellen gewonnen, 3 befruchtet, Transfer an PU+ 5 von 2 Blastos, SST negativ. Leider gab es keine Erklärung für die hohe Anzahl leerer Follikel, Stimu wurde für 4 Tage auf 75 Gonal reduziert, weil Ärztin Angst vor Überstimulation hatte,,

Aktuell 3. ICSI, Stimu mit Gonal 150 und 1 Ampulle Luveris, letzten 5 Tage der Stimu Erhöhung auf 225 Gonal, im US mind. 8 Follikel am Tag der PU, alle mind. 18mm groß.
Ausbeute nur 3 Eizellen, 2 reif, beide befruchtet, Transfer an PU+2 als 4-Zeller.
SST steht noch aus.

Mein Arzt hat keine Erklärung für die vielen leeren Follikel, am Tag der Auslösespritze habe ich morgens noch Orgalutran gespritzt, kann das eine Rolle gespielt haben?

Haben Sie eine Idee, was man am Stimulationsprotokoll ändern kann?
Denke schon über einen Praxiswechsel nach.

Danke und viele Grüße
Dr.Peet
Praxis für Fertilität - Kinderwunsch
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Beitrag von Dr.Peet »

Hallo,
zu diesem Thema habe ich vor 2 Jahren mal etwas längres geschrieben. Siehe unten!
Die Begründung der geringeren EZ Ausbeute in Ihrem 2. Zyklus war aber möglicherweise das durchgeführte "coasting", also die (zu?)geringe Zufuhr von Stim.hormon über mehrere Tage als Versuch der Vermeidung eines Überstimulaionssyndroms.


Empty Follicle Syndrome, Syndrom leerer Follikel

Hallo,
Immer wieder wird nachgefragt, wie sich erklären läßt, warum nicht aus allen Follikeln Eizellen gewonnen werden können. Es gibt dafür verschiedene Erklärungen:

1. „Verlust im System“. Es ist prinzipiell vorstellbar, dass es mal vorkommen kann, daß eine Eizelle irgendwo im Schlauchsystem, oder im Auffangröhrchen „verloren“ gehen kann. Das System ist ja am Ende der Follikelpunktion nicht 100% von aller enthaltenen Flüssigkeit befreit. Wir reden ja immerhin auch von EINER Zelle von ca 0,1 mm Durchmesser.

2. Falsche HCG Anwendung (falsche Zeit, falsche Dosis). 5-10.000 I.E. 32-38 h vor der Punktion ist üblicherweise ähnlich effektiv/ sicher. Bei bei fehlender Eizellgewinnung im Vorzyklus sollte die nächste Punktion eher später( 37-38h ) versucht werden. (außerdem-siehe Aktuell September!)

3. Mangelnde Bioverfügbarkeit bei einigen Frauen (Lösungsversuch im nächsten Zyklus: Auswahl eines anderen HCG – Ovitrelle oder Brevactid, andere Dosierung), auch der BMI mag mit von Bedeutung sein. (außerdem-siehe Aktuell September!)

4. Qualitätsmangel des verwendeten Mittels (Chargenunterschiede bedingt durch die Herstellung urinärer Produkte) . Dann würde man aber das gleiche Problem bei mehreren Patienten feststellen, die die gleiche Charge verwendet haben.

5. Ungenügende Stimulation der Follikel, daher ungenügende Ablösung der Eizellen vom Randkumulus

6. Eine (noch nicht benennbare) „ovarielle Dysfunktion“, altersbedingt? Genetisch bedingt?
Peet

Aktuell September 2014
Es gibt eine ziemlich aktuelle Abhandlung ( im Human Reproduction oder im Fertility and Sterility) von August 2014, welches im Zusammenhang mit diesem relativ seltenen Phänomen folgendes herausstellte:
Es scheint bei manchen Frauen keine ausreichende Stimulation der letzten Eizellreifung-und ihrer Freigabe in die Follikelflüssigkeit zu kommen, da es bei der HCG Auslösung (Ovitrelle, Pregnesin, Brevactid) nur LH Aktivität gibt. Das HCG ist ja fast LH! Beim natürlichen Eisprung aber erhöht sich neben LH auch FSH. Bei der Auslösung mit GnRh Agonisten, was man im sog. Antagonistenprotokoll machen kann (und bei drohenden OHSS machen sollte), wird neben LH auch FSH durch die Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet. Da aber die Implantationsrate bei alleiniger GnRh Auslösung niedrig ist, benötigt man zusätzlich HCG (zumindest in geringerer Dosierung. Es wurde gefunden, daß bei Frauen mit "Empty Follicle Syndrome“ mit einer Kombination von GnRh Agonisten (z.B. Decapeptyl 0,1) UND HCG eine deutliche Verbesserung der Situation eintritt.
Peet
Disclaimer:
Als Arzt bin ich rechtlich verpflichtet nur allgemeine Informationen zu geben, die das konkrete und individuelle persönliche ärztliche Gespräch nicht ersetzen können. Insofern kann auch keine Haftung für meine Auskünfte gegeben werden. Nach §7 Abs.3 Berufsordnung der Ärztekammer Berlin, darf die individuelle ärztliche Behandlung, insbesondere Beratung, nicht ausschließlich über Computerkommunikationsnetze durchgeführt werden.
Erster Ansprechpartner für Ihre medizinischen Belange ist Ihr Arzt, Ihr Kinderwunschzentrum.
Dr. Peet gibt Antworten auf Fragen aus seiner persönlichen Fachkenntnis und seiner persönlichen Einschätzung heraus. Seine Antworten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, gelegentlich sind es auschließlich Meinungen und Eindrücke, die sich auf den betreffenden Fall beziehen.
KellyB
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Beitrag von KellyB »

Hallo Dr. Peet,

Danke für Ihre Antwort.
Ihren Beitrag zum Empty Follikel Syndrom hatte ich schon gelesen.
Habe übrigens die letzten beiden Male mit 2 Ampullen Predalon ausgelöst.
Können Sie mir vielleicht kurz erklären, wie das mit dem Decapeptyl funktioniert?
Wird das anstatt des Predalon genommen oder zusätzlich?
Dr.Peet
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Beitrag von Dr.Peet »

Hallo,
die Auslösung mit Decapeptyl oder Synarela Nasenspray funktioniert nur im Antagonistenprotokoll oder im natürlichen Zyklus. Das Medikament führt nach einer------ initialen Ausschüttung von FSH und LH------ zur Blockade weiterer Ausschüttung.
So kann also eine einmalige Gabe einen Eisprung auslösen.
Peet
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