Hi Enrica,
bei Insemination nimmt man meist nur wenig Hormone.
Bei Eizellspende nimmt man nur Progesteron, um die Schleimhaut zu füttern, die vielen Hormone erhält die Spenderin. Es ist nur Riesenstress und viel Geld (4-8.000 Euro), dann das große Bangen, ob es klappt. Aber Eizellspende klappt noch bis über 40, da kannst Du dir Zeit lassen.
Die ganze oft frustrane Kinderwunschbehandlung ist eine Riesenbelastung für die Beziehung. Beide fühlen sich als Versager und der schöne Sex ist nicht mehr wie vorher. Ich frage mich unbewußt "lohnt es sich heute?" und wenns drauf ankommt, merkts mein Partner sofort und es klappt irgendwie nicht richtig. Hölle. Vorher war alles ungezwungen und viel schöner an den Abenden und Morgen. Heute sind wir nur noch geschafft (auch durch viel Arbeit bedingt) und froh, mal zu entspannen. Zudem hat sich mein Partner beim Samenabgeben immer extrem geschämt, hatte Angst, erkannt zu werden und dass es nicht klappt. Eine echte Demütigung. In den Praxen könnte man doch die Samenräume in einen versteckteren Trakt legen. In einer Praxis war es so, dass man sogar Leute reden und gehen hörte, da hatte mein Partner große Schwierigkeiten.
Hab noch einen schönen Artikel für Euch:
Für alle: endlich mal ne Gegenstimme, ein erfrischender Artikel aus der "Welt":
Mythos Kinderwunsch
Da hilft kein Elterngeld: Viele Männer können sich etwas anderes vorstellen, als Papa zu werden
von Michael Klein
Die Deutschen werden immer weniger. Das ist für unsere Politiker ein Problem, und die Quelle allen Übels haben sie auch schon ausgemacht: Da jeder Mensch Kinder in die Welt setzen wolle, sich nichts sehnlicher wünsche, als eine Familie zu gründen, müsse irgendetwas die Familiengründung verhindern. Sie haben gesucht und wurden fündig. In Deutschland gebe es ein Vereinbarkeitsproblem. Frauen wollten nämlich beides, arbeiten und Kinder bekommen. Hätten sie Letztere nicht, dann sei Ersteres, die Arbeit, schuld.
Um den fehlenden Nachwuchs zu bekommen, werden Mütter alimentiert, gesponsert und begünstigt, wird versucht, die Vereinbarkeit von Beruf und Kind mit allerlei Legislativem herzustellen. Der Erfolg ist gering: Die Reproduktionsrate ist, obwohl so viel wie noch nie zuvor in Deutschland für Kinder gezahlt wird, so gering wie noch nie zuvor in Deutschland. Zeit, einen schüchternen Einwurf zu machen: An der Reproduktion sind nicht nur Frauen beteiligt, sondern auch Männer - ja, wirklich, und auch nach der Geburt benötigt man sie, meist als "male breadwinner", wie Christian Schmitt schreibt.
Schmitt arbeitet beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und hat etwas Bemerkenswertes getan: Er hat eine Studie über Männer durchgeführt, die kinderlos sind oder bleiben. Noch bemerkenswerter - wenngleich vermutlich folgenlos - ist, dass die Studie als Expertise im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend entstand. Kinderlose Männer, so hat Schmitt herausgefunden, gibt es eine ganze Menge, mehr noch als Frauen: 33,8 Prozent der über 20-jährigen Männer, aber nur 26 Prozent der entsprechenden Frauen in Schmitts Datensatz (mit immerhin 8639 Befragten) waren kinderlos.
Sollte die deutsche Reproduktionskrise gar nicht auf ein Vereinbarkeitsproblem von Frauen zurückzuführen sein, sondern unter anderem darauf, dass es Männer gibt, die es nicht mit sich vereinbaren können, der Alleinernährer zu sein, die sich die Frage stellen, warum sie der Alleinernährer sein sollten, und, mehr noch, sich fragen, warum sie Kinder haben und eine Frau für deren Erziehung bezahlen sollten? Und am Ende gibt es gar Männer, die keine Kinder wollen.
Schmitt interpretiert seine Ergebnisse anders: Männer, so meint er, schöben ihren Kinderwunsch so lange hinaus, bis sie es sich leisten könnten, Frau und Kind(er) zu finanzieren. Doch wie erklärt man vor diesem Hintergrund, dass bereits jetzt 16 Prozent seiner über 45-jährigen Männer keine Kinder haben? Hat es bei denen zu lange gedauert, bis sie sich ihren Kinderwunsch ökonomisch erfüllen konnten - und als sie ihn sich dann erfüllen konnten, war der (biologische) Zug halt schon abgefahren?
Die Erklärung, die sich aufdrängt, ist eine andere: Lebensentwürfe lautet das Stichwort. Kinderlosigkeit korreliert bei Männern wie bei Frauen mit Bildung: Je höher die Bildung, desto seltener Kinder. Auswanderungsstatistiken belegen, dass Deutschland insbesondere hoch gebildete junge (!) Männer den Rücken kehren. Sie gehen ins Ausland, um dort ihren Berufswunsch ausleben zu können. Manche Männer denken tatsächlich, sie seien mehr als designierte Familienväter, deren Lebensaufgabe darin besteht, Geld anzubringen und für den Unterhalt der Kleinfamilie im netten Reihenhaus zu sorgen. Entsprechend mehr wollen sie von ihrem Leben. Und seit es die Pille gibt, ist auch die Zahl der Frauen, die nicht für Nachwuchs sorgen und nicht unterhalten werden, sondern mehr von ihrem Leben wollen, wieder größer geworden.
Eigentlich ist das nichts Ungewöhnliches. Moderne Gesellschaften basieren auf der Arbeitsteilung. Und die wurde jahrhundertelang auch bei der Reproduktion praktiziert: Zu keiner Zeit hat sich, relativ gesehen, ein derart großer Teil der Bevölkerung fortgepflanzt wie heute. Zu keiner Zeit wurde Menschen heftiger und nachhaltiger eingeredet, sie hätten einen ganz natürlichen Wunsch nach Kindern, als heute. Dem ist nicht so, wie die unterschiedlichsten anthropologischen Untersuchungen aus aller Welt zeigen: Kinder stellen sich "halt" ein oder sind zur Alterssicherung notwendig. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass es so etwas wie einen Kinderwunsch gibt, doch legen anthropologische und soziologische Untersuchungen den Verdacht nahe, dass ein solcher Kinderwunsch eher Ausfluss dessen ist, was als gesellschaftliches Wohlverhalten gilt, und sich weniger der individuellen Überzeugung verdankt. Ausgeschlossen ist Letztere zwar nicht, doch für eine wachsende Anzahl deutscher Männer sind Kinder keine Option: Sie wollen kein Leben lang für Kind(er) und Frau zahlen.
Trotz aller Ideologie vom "neuen Mann" - er ist nicht totzukriegen, der Traum, einen Unterschied zu machen, der Wissenschaftler zu sein, der einen Impfstoff gegen Malaria entwickelt, der Ingenieur zu sein, ohne dessen Konstruktionen ein Bewässerungsprojekt nicht möglich wäre, der erste Mensch auf dem Mars zu sein. Das ist etwas anderes, als "Papa" zu sein. Es betrifft auch nicht nur Männer. Auch Frauen träumen davon, etwas anderes zu sein als "Mama". Träume kann man mit Kinder-, Eltern- und Erziehungsgeld nicht verrechnen, aber Träume kann man wahr machen.
Michael Klein betreibt die Leipziger Agentur für Nachrichten aus den Sozialwissenschaften.
Artikel erschienen am Sa, 25. September 2004
Viele Grüße Laura