mittlerweile hatten wir ein sehr interessantes und erfreulich ausführliches Gespräch zu dem Thema mit dem Kiwu-Doc.
Das Recht des möglichen Kindes auf das Kennenlernen seiner genetischen Eltern sah er unproblematisch, wir können für uns verbindlich alles mögliche unterschreiben können, was unser Verhalten angeht. Wir können jedoch nicht im Namen des Kindes unterschreiben und man könne davon ausgehen, dass jede seriöse europäische Klinik eher die Daten des Spenders rausgibt als sich z.B. auf irgendwelche Bußgelder einzulassen. Jedoch ist eventuell eine Klage des Kindes auf Herausgabe der Daten vor Gericht erforderlich. Da die Daten aufbewahrt werden müssen, kann man auch davon ausgehen, dass sie nicht vernichtet wurden.
Seinen Erfahrungen zufolge sind die Spender jedoch niemals begeistert, wenn ihre Kinder etwas von ihnen wollen. Zum einen ist zwischenzeitlich sehr viel Zeit verstrichen und sie möchten sich vielleicht lieber nicht an ihre Spende erinnern. Hinzu kommen Befürchtungen wegen möglicher juristischer Konsequenzen wie z.B. Erbschaftsansprüchen "ihrer" Kinder.
Interessant fand ich auch, dass er ganz persönlich eher die Ansicht hatte, dass das Leben mit diesem Wissen für die Kinder nicht unbedingt leicht ist. Es ist möglich, dass innerhalb der engen Familie gut und offen damit umgegangen wird, aber das soziale Umfeld reagiert im allgemeinen befremdet und solche Kinder hätten tendenziell das Problem, ausgegrenzt zu werden.
Die Probleme träten meist auf, wenn die Kinder über drei und nicht mehr ganz so "niedlich" sind.
Als mögliches Problem sah er bei uns auch das Verhältnis zwischen den Geschwistern, da es ja schon ein leibliches Kind gibt.
Man müsse schon sehr, sehr überzeugt davon sein, dass man es "durchsteht". Viele Betroffene sagen es auch garnicht - das hattest du ja auch schon geschrieben-, man sollte aber offen drüber reden, spätestens, weil die Kinder es sonst auf anderem Wege erfahren könnten.
All das fand ich sehr interessant und war von der ruhigen und persönlichen Stimmung in diesem Gespräch äußerst angetan - ehrlich gesagt hatte ich eher eine Diskussion über technische Details (Praxen, Länder...) erwartet und es wurde eine richtig tiefgehende Beratung daraus. Ich halte ihn für äußerst kompetent in diesen Fragen, da die Praxis meines Wissens zufolge viel Erfahrung mit diesen Themen hat. Zudem habe ich ihn auch vorher schon als Menschen kennengelernt, der Dinge differenziert einschätzt und nicht kritiklos alles begeistert macht, was medizinisch möglich ist - eine Haltung, die ich persönlich sehr angenehm finde.
Es hat mich natürlich wieder ins Grübeln gebracht.


Auch, wenn das nicht unbedingt das war, was wir gerne hören wollten (wir wollten natürlich lieber hören, dass das alles super einfach ist und wir uns ohne jeglichen Grund unsere Hirne zermartern

Ja, da hast du wohl recht!Was wir zusätzlich bräuchten, wäre ein gesellschaftlicher bzw. kultureller Wandel weg von dieser Verschwiegenheit und "Bloß keinem was sagen".
Mittlerweile habe ich hier übrigens auch von einem Adoptivkind gelesen, dass seine Eltern nicht kennen lernen möchte. Kann ich mir garnicht vorstellen, ich glaube, dass ich selbst neugierig wäre, auch wenn ich vermutlich vor Angst schlotternd zu so einem Termin gehen würde. Aber die Menschen sind halt verschieden!
Herzliche Grüße und nochmal vielen Dank für deine ausführlichen Antworten!
Am Zweifeln