Hallo Rebella
Kreuzen wir nochmals die "Klingen" pro/anti religiöses Weltbild

Irgendwie finde ich es etwas lustig/seltsam, dass sich hier zwei Skeptikerinnen über Religion "streiten". Aber es ist sicher kein Zufall. Seinen Glauben will man sich lieber nicht zerreden lassen. Wir haben beide einigen Abstand und gehen das Ganze recht intellektuell an. Dabei ist das ja gerade nicht der Kern des Glaubens. Wobei ich nicht denke, dass man das Hirn dafür ausschalten muss! Logik und Glauben sind keine Widersprüche, finde ich, man muss nur nicht das eine mit dem andern erklären wollen, wie du ja genau geschrieben hast.
rebella67 hat geschrieben:Mir ist das Nichtglauben von daher schon angeboren, denn ich war schon als Kind ein sehr logisch denkender Mensch.
Hm jaa

es soll auch sehr logisch denkende gläubige Menschen geben, Einstein z. B. (kann mich irren).
rebella67 hat geschrieben:ich meinte die Sinnlosigkeit nicht nur in Bezug auf Leiden. Sinnlos ist z.B. auch das Stück Schokolade, das ich mir gerade mal wieder rein pfeife. Oder was auch immer wir Menschen all so Sinnloses tun.
Naja, die Schoggi gibt dir Kraft und macht dich glücklich, ist doch nicht sinnlos

Also dass ALLES einen Sinn hat, würde ich in dieser Konsequenz ja auch nicht behaupten wollen, ist doch klar.
Wie irgendwo weiter vorn auch schon geschrieben wurde (von Agnostikerin, glaub ich) mein ich aber auch, dass diese Frage, wie man zu einem Sinn hinter den Dingen steht, Gläubige und Ungläubige trennt. Aber im einzelnen Fall (z. B. bei mir) kann die Einstellung zu dieser Frage auch wechseln. Manchmal bin ich eher suchend, manchmal "gläubig", dann gibt es Zeiten, wo mir diese Fragen einfach nicht so wichtig sind.
rebella67 hat geschrieben: Ja, WENN (man etwas aus einem Leiden lernen kann)! Das ist aber auch nicht immer der Fall. Klar, aus manchem Leiden kann man einen Sinn ziehen. Du sagst dann, eine höhere intelligente Kraft hat etwas getan, damit dieses Leiden passiert und dann der Sinn daraus entsteht.
Nein, ich würde es nicht ganz so ausdrücken, dass Gott das Leiden geschickt hat. Ich weiss nicht, woher es kommt, es ist aber einfach da. Trotzdem kann man versuchen, einen Sinn daraus zu ziehen. Auch wenn man es überhaupt nicht versteht. - Ich verstehe es auch nicht und mache mir eben im Moment gerade wieder ziemlich viele Gedanken über so Sachen wie Sinn und Schicksal und "Gott". Dabei ist mein momentanes Leiden (Kinderlosigkeit) ja noch ein kleines Leiden im Vergleich zu dem, was andere durchmachen. Ich hatte in dem Fall von Menschen, die Schreckliches durchgemacht haben und doch den Glauben behalten haben (Zitat: Ich habe Hochachtung vor Menschen mit einem so starken Glauben) schon gemeint, dass ich Hochachtung vor ihrem starken
Glauben habe. Nicht vor ihren andern guten Eigenschaften - darum ging es mir nicht in dem Fall. Davor habe ich sicher AUCH Respekt.
rebella67 hat geschrieben:Du sagst dann, eine höhere intelligente Kraft hat etwas getan, damit dieses Leiden passiert und dann der Sinn daraus entsteht. Ich bezeichne das als Zufall.
Ja, so kann man es auch sehen, manchmal denke ich auch so. Aber ehrlich gesagt, "logischer" finde ich ein Weltbild, wo alles Zufall wäre, auch nicht.
rebella67 hat geschrieben:glauben, dass doch noch alles gut wird? kann man sogar ohne Glauben an einen Gott. Das steht uns allen offen.
Hm, also wenn man denkt, dass es keine höhere Macht gibt, bleibt nur der blinde Zufall, und der ist noch grausamer als das Schicksal. Dann kann man nur HOFFEN, dass der Zufall es gut mit einem meint. Oder aber man hofft auf die Menschen und glaubt allein an die eigene Kraft und die der Mitmenschen. Diese Einstellung gefällt mir auch nicht schlecht. In vielen Dingen denke ich auch so, ich glaube auch dass Liebe und Hass in unserer Hand sind, und das ist schon sehr viel. Aber alles haben wir eben doch nicht in der Hand. Diese Haltung ("ich brauche keinen Gott", so könnte man das vielleicht beschreiben) braucht auch viel Stärke, und mir fehlt in diesem Weltbild eben vielleicht die Demut.
rebella67 hat geschrieben: Also sucht der Mensch sich einen Sinn oder vermutet einen unbekannten Sinn. Ich meine, das ist ein menschliches Bedürfnis.
Ja, genau, das sehe ich auch so. Vielleicht ist das bei mir halt gerade besonders gross. Ich möchte jetzt aber, nur weil es mit dieser psycho-logischen Erklärung nahe liegt zu denken, dass mein Bedürfnis alles erklärt, nicht interpretiert bekommen, dass es also gar keinen Sinn GIBT, sondern ich ihn nur suche. Wer weiss das schon?
Nein, Glauben und Religion bedeutet für mich auch nicht dasselbe, klar. Nur, für mich gehört "Glauben" genau genommen, (ich war da vorhin nicht so klar, aber wenn alles unmissverständlich klar sein sollte, könnten wir hier noch jahrelang schreiben

) eher zu einer bestehenden, etablierten Religion. Ja genau, Religion
beinhaltet den Glauben. Selber würde ich mich darum auch eher nicht als "gläubig" bezeichnen, vielleicht eher als diffus religiös

. Trotzdem komme ich eben ursprünglich aus der (reformierten) Kirche und finde diese Wurzeln (wieder) wertvoll.
Ich möchte nochmals betonen, dass es mir sinnlos scheint, wenn man bei dieser Diskussion versucht, Recht zu haben. Oder einander mit Argumenten von der eigenen Sichtweise zu überzeugen. Bzw. dazu müsste man erstmal der Ansicht sein, dass beide Positionen ihre Berechtigung haben und keine besser oder vernünftiger oder sonstwie hochstehender ist. Das meinte ich mit Toleranz - dass man die Ansichten und Überzeugungen der andern Person erstmal für gleichwertig mit den eigenen annimmt. Und, sorry, nach gewissen Aussagen von dir über den christlichen Glauben und dass Leuten, die beim heutigen Wissensstand daran festhalten, eh nicht mehr zu helfen sei (oder so?), war ich halt nicht so sicher, dass du noch wirklich offen bist andern Ansichten gegenüber. Mir scheint eher, dass du ein ziemlich festes Urteil hier vertrittst und Religion an sich als etwas weitgehend Naives bis Gefährliches, Schädliches bewertest. Und da unterscheiden sich unsere Meinungen eben. Aber ich habe das Gefühl, gar nicht soo extrem stark, weil diese Aussage von dir
rebella67 hat geschrieben:Der alleinige Glaube wird von daher von mir auch nicht kritisiert, sondern die Religion, in der es Herrschende und Unterdrückte, sowie Feindseligkeiten gegen Anders- und Nichtgläubige gibt.
mir gar nicht fremd ist! Ich hatte mich ja selber lange völlig von Kirche, Religion und auch Glauben distanziert, eben wegen all der Ungerechigkeiten, Schüren von Intoleranz und Hass, und noch dazu vieler Ungereimtheiten und Widersprüchlichkeiten von Bibel, Kirche usw.
Unterdessen sehe ich es eben wieder etwas anders, und ich laste das alles nicht unbedingt der Kirche oder der betreffenden Religion an. Eher den beteiligten Menschen. Ähnlich sehe ich es mit gewissen Bibeltexten, die eben auch von Menschen geschrieben wurden.
Ich weiss nicht, vielleicht siehst du es so, dass eine Gesellschaft ohne Religion(en) besser wäre. Ich habe darüber schon oft nachgedacht und ich weiss es nicht, vielleicht gäbe es überhaupt keine grossen Unterschiede, mit oder ohne. Aber ich habe eben doch das Gefühl, dass Religionen mit ihrer Idee, als menschliche Gemeinschaft ein System von Werten und Leitlinien zu haben und gemeinsam die Welt zu einem besseren Ort machen zu wollen, auch mit dem Glauben an mehr, als unser Verstand kapiert, etwas Wertvolles sind und es ohne sie nicht unbedingt besser aussähe.
So, ich höre wieder einmal auf ... Habe mich wohl oft wiederholt. Mir scheint, vieles davon wurde von andern hier auch schon geschrieben mit andern Worten. Die ursprünglichen Fragen von Atheistin geben auch genug Stoff zum Nachdenken und Diskutieren.
Liebe Grüsse
Mymla