Hallo Berlin!
Da hier das Stichwort "Schilddrüse" in letzter Zeit oft auftauchte, hier in sozusagen "Vorpremiere" mein nicht redigierter Entwurf für einen Artikel, der bei klein-putz / babyhilfe demnächst "erscheinen" wird. Er ist noch nicht ganz zu Ende; es fehlen noch Quellenangaben / Links; Rechtschreib- und Grammatik stimmen natürlich auch noch nicht so ganz.
SD-Unterfunktion und unerfüllter KIWU
Neue Ansätze der Diagnose und Behandlung
Schon leichte Funktionsstörungen der Schilddrüse (SD) können die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen. Kann die SD nicht genügend Hormone produzieren, so spricht man von einer Unterfunktion (Hypothyreose). Letztere kann verursachen, dass frau nicht schwanger wird, weil der Körper als Reaktion auf das niedrige SD-Hormonlevel u.a. die Ausschüttung der Sexualhormone verändert. Auch Aborte, vor allem Früh-Aborte, können oftmals auf eine latente (= verdeckte) oder offensichtliche SD-Unterfunktion zurückgeführt werden. Des weiteren hängt auch der Erfolg von IVF/ICSI-Behandlungen nicht unwesentlich von gut eingestellten SD-Werten ab.
Frauen, deren SD zu aktiv ist, die also eine Überfunktion (Hyperthyreose) aufweisen, haben in der Regel keine Probleme, schwanger zu werden (es sei denn, die Überfunktion „heizt“ die Bildung von z.B. Endometriose oder Myomen an), jedoch kann das Fehlgeburtsrisiko etwas erhöht sein.
Die Wechselwirkungen zwischen SD und Fruchtbarkeit sind den FÄ und Repromedizinern in der Regel nur unzureichend bekannt bzw. werden unterschätzt. Oftmals wird an den Folgen von SD-Erkrankungen (z.B. vorzeitige Wechseljahre, Gelbkörperschwäche, hoher Prolaktinspiegel, PCO, Aborte...) mit zum Teil riesigem Aufwand bis hin zu unnötigen IVF herumgedoktort, anstelle dass der Faktor SD von vornherein nach neuen Erkenntnissen gründlich abgeklärt wird.
Wichtige neue Erkenntnisse in Sachen Schilddrüse
In den letzten Jahren hat sich herauskristallisiert, dass die althergebrachten Normwerte zu Beurteilung der SD-Hormonlage, mit der heute noch die meisten Ärzte arbeiten, viel zu weit gefasst sind, und damit viele SD-Unterfunktions-Problemfälle durchs Raster fallen. Des weiteren belegen neuere Studien, dass der SD-Hormonersatz durch die L-Thyroxin (T4)-Monopräparate die Auswirkungen von SD-Unterfunktionen bei vielen Patienten nur zum Teil beheben. Diese neuen Erkenntnisse sind den meisten Ärzten, (Schilddrüsen-Ärzte und Repromediziner inklusive) nicht bekannt.
Wie sollen die SD-Werte bei KIWU idealerweise sein?
Im Labor werden als Basisdiagnostik zuerst einmal TSH und die SD-Hormonwerte FT3 und FT4 bestimmt. Die Ergebnisse der Blutuntersuchungen können jederzeit von den Ärzten angefordert werden, und sollten mit den folgenden Angaben verglichen werden. Wenn Ärzte mitteilen, dass die SD in Ordnung ist, so sprechen sie leider in der Regel von den althergebrachten Beurteilungskriterien.
Neue Empfehlungen von führenden Experten sehen wie folgt aus:
Der TSH-Wert sollte idealerweise zwischen 0,5 und 1,0 sein, Werte bis 2,0 können auch noch voll ok sein, wenn die restlichen Hormonwerte, der Zyklus und das Befinden in Ordnung sind.
FT3 und FT4 sollten im mittleren bis oberen Normbereich des Labors liegen, ohne sich jedoch dicht an der oberen Grenze zu befinden (Gefahr der Überfunktion). Werte im unterem und sogar grenzwertig-unterem Normbereich, deuten auf eine SD-Unterfunktion hin, obwohl sie noch in der Labor-Norm sind. Einheiten und Zahlen / Normbereiche für FT3 und FT4 nenne ich hier nicht, da sie von Labor zu Labor variieren.
Erläuterungen
TSH wird von der Hypophyse ausgeschüttet und „treibt“ die Schilddrüse zur Hormonproduktion an. Arbeitet die Schilddrüse schlecht, so erhöht die Hypophyse die TSH-Ausschüttung („Unterfunktion“), arbeitet sie zu viel, sinkt der Wert gegen 0 ab („Überfunktion“).
Bei den meisten Labors/Ärzte liegt der Normalbereich zwischen 0,5 und 4,0; bei manchen geht er sogar bis 5,0. Statistisch haben jedoch SD-gesunde Männer und Frauen einen durchschnittlichen TSH-Wert, der etwas über 1,0 liegt. Wieso ein TSH-Wert von z.B. 2,9 oder 3,5 normal sein soll und kein medikamentöser Handlungsbedarf besteht, wenn die Person eindeutig Anzeichen einer SD-Unterfunktion hat, ist mehr als schleierhaft.
Die Empfehlungen führender SD-Experten gehen also dahin, dass der TSH-Wert bei KIWU, vor allem wenn eine bestehende Unterfunktion mit Hormonen behandelt wird, wie folgt eingestellt werden soll: 0,5-1,0
Es handelt sich hierbei um einen Optimal-Wert, wenn er etwas höher liegt, ist es nicht dramatisch, jedoch sollte er nicht wiederholt weit über die 2,0 Marke hinausgehen.
Zu bemerken ist aber, dass ein einmaliger TSH-Wert nicht aussagekräftig genug ist, um auf ein SD-Problem zu schließen. Auch muss er im Zusammenhang mit den SD-Hormonwerten FT3 und FT4 und dem Gesamtbefinden der Patientin interpretiert werden
FT3 und FT4Unbedingt auf die Bestimmung der „freien“ (F...) Werte bestehen, da ein Großteil der Hormone in gebundener Form vorliegen und dem Körper nicht zur Verfügung stehen. T3 und T4 interessieren also nicht, nur FT3 und FT4. Wenn ein Arzt nur die T-Werte bestimmt, bedeutet das in aller Regel, dass er von SD definitiv keine Ahnung hat.
Der Körper wandelt enzymatisch das T4 in T3 um, wobei das T3 das stoffwechseltechnisch aktivere und wichtigere Hormon ist. Es ist eine Unsitte, dass viele Ärzte nur (F)T4 bestimmen und beachten. Bei vielen Patientiennen, vor allem bei solchen, die T4 („L-Thyroxin“ etc.) als Hormonersatz verschrieben bekommen haben, klappt die Umwandlung in T3 nicht, und sie sind trotz normaler TSH- und (F)T4-Werte mit T3 unterversorgt.
Die Werte deuten eine Unterfunktion an – was tun?
Zunächst einmal sollte man sich in die Hände eines SD-Spezialisten begeben, der nach den neusten Forschungsstandards arbeitet. Dort wird abgeklärt, ob und auf welche Weise die SD erkrankt ist. Zum Untersuchungsrepertoire sollte die Bestimmung der Antikörper für die SD-Autoimmunerkrankungen Hashimoto-Tyreoiditis und Morbus Basedow gehören (TRAK, TPO-AK....). Ein TRH-Belastungstest kann verdeckte SD-Unterfunktionen zum Vorschein bringen. Die Ultraschall-Untersuchung zeigt, ob an der SD Gewebeveränderungen oder Knoten zu sehen sind. Manchmal wird auch gleich ein Szintigramm gemacht, das die Aktivität der SD farblich darstellt. Weitere körperliche Untersuchungen (Abtasten des Halses etc.) und eine Befragung über typische Symptome werden i.d.R. gemacht.
Kleiner Exkurs: typische Symptome von Unter- und Überfunktion
Symptome Unterfunktion: Unerklärliche Gewichtszunahme, Trägheit (geistig und körperlich), Müdigkeit, Zyklusprobleme (Gelbkörperschwäche, PCO, PMS...), Östrogenmangel bis hin zum Ausbleiben des Eisprungs, ständiges Frieren, trockene Haut, Haarausfall, Verstopfung
Symptome Überfunktion:
Herzrasen, Nervosität, Zittern, Angstzustände, Gewichtsabnahme, Rastlosigkeit, Zyklusprobleme (PMS...), Schwitzen, Durchfall....
Aber: z.B. bei der Hashimoto-Thyreoiditis vermischen sich die Symptome von Unter- und Überfunktion je nach Krankheitsphase.
Es wurden erhöhte Antikörper bzw. eine Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow festgestellt – was bedeutet das?
Dazu hervorragende Informationen auf den Seiten
www.hashimotothyreoiditis.de und
www.morbusbasedow.de
Hashimoto ist eine häufige Ursache von Unterfunktion; Jodmangel (-Kropf) als Verursacher von Unterfunktion ist heutzutage fast „ausgestorben“ durch die Jodierung von Speisen; eine weitere Unterfunktions-Ursache ist Ganz- oder Teil-Op der Schilddrüse.
Unterfunktion – wie wird sie behandelt?
Eine SD-Unterfunktion wird durch SD-Hormonersatz behandelt. Manche Ärzte geben zwar bei leichten SD-Unterfunktionen gerne Jod, aber das sollte man nur einnehmen, wenn Hashimoto eindeutig ausgeschlossen wurde. Jod heizt den Autoimmun-Zerstörungsprozess maßgeblich an.
Die Dosis der SD-Hormone legt der behandelnde Arzt fest; wenn ein langsames Steigern der Dosis über mehrere Wochen hinweg verordnet wird, unbedingt Behandlungsplan einhalten. Nebenwirkungen sind bei richtiger Dosierung nicht zu erwarten. Die volle Wirkung setzt erst nach einigen Wochen oder sogar Monaten ein.
Die meisten Ärzte verschreiben als Hormonersatz nur T4 / Levothyroxin „L-Thyroxin“, unter verschiedenen Markennamen und mit versch. Dosen erhältlich. Die T4-Hormone sind bei vielen Unterfunktionspatienten jedoch nur die „halbe Miete“; sie fühlen sich zwar besser, aber oftmals nicht so wie früher, ohne SD-Probleme.
T4-Monopräparate versus T3/T4-Kombipräparate: auch hier gibt es neue Erkenntnisse
In früheren Zeiten konnten die Patienten von der Komplett-Wirkung der natürlichen SD-Hormone (Schweine-SD-Extrakte!) mit der Wirkstoffpalette T3+T4+weitere Derivate profitieren. Seit der Einführung der synthetischen SD-Hormone (Mitte des 20. Jahrhunderts?) hat es sich bei der Ärzteschaft eingebürgert, die T4-Monopräparate zu verschreiben. Der T3-Hormonersatz ist weitestgehend vernachlässigt worden, vermutlich sind die synthetischen T3-Präparate durch die mögliche Nebenwirkung Knochenabbau bei Überdosierung (!!!) in Verruf geraten. Man ging lange Zeit davon aus, dass das synthetische T4, wie das körpereigene bei normaler SD-Tätigkeit, in T3 umgewandelt wird und eine zusätzliche Gabe von T3 überflüssig, ja zum Teil gefährlich sei. Patienten, die mit einer T4-Behandlung immer noch sagten, dass sie sich nicht „normal“ fühlten, wurden (und werden!) gerne in die Psycho-Ecke geschoben.
Neuere Studien haben aber gezeigt, dass es Unterfunktions- Patienten mit T3 / T4- Kombipräparaten i.d.R. viel besser geht: sie haben eine messbar bessere Gedächtnisleistung, messbar bessere Sexualhormon-Werte etc. Wieso? Eine Erklärung wurde schon eingangs angesprochen: Die Umwandlung von T4 in das wichtige T3 klappt bei vielen SD-Kranken nicht in dem vorgesehen Maße. Und schon ein leichter Mangel an T3 kann einem das Leben gründlich verhageln!
Kombipräparate sind zum Beispiel Prothyrid (T3:T4 im Verhältnis 1:10) oder Novothyral (2:10), man kann aber auch L-Thyroxin mit L-Thybon 20 kombinieren.
Einem Großteil der deutschen Ärzte sind Prothyrid, Novothyral und L-Thybon nicht geläufig. Jedoch lohnt es sich, die Präparate auszuprobieren, wenn man sich mit L-Thyroxin alleine nicht „normal“ fühlt, das Übergewicht nicht los wird, immer noch ständig friert etc.....
Viele Betroffene sprechen von einem Unterschied wie „Tag und Nacht“, nachdem sie zu Kombipräparaten gewechselt sind.
Unterfunktion und Schwangerschaft
Eine engmaschige (alle 2-4 Wochen) Kontrolle der SD-Werte ist vonnöten; eine Anpassung der Hormondosis schon in den ersten Wochen ebenfalls, denn der Bedarf an SD-Hormonen steigt am Anfang der SS sprunghaft an. In Absprache mit dem Arzt sollte die Hormondosis um bis zu 50% gesteigert werden, da durch die SS vermehrt Östrogen ausgeschüttet wird und damit auch mehr SD-Hormone gebunden und inaktiviert werden. Ein kranke SD kann den Zusatz-Bedarf womöglich nicht mehr decken; schlimmstenfalls wird die Entwicklung des Embryos gestört und es wird abgestoßen.
Liebe Grüße aus dem Berliner Norden!
Veronika[/b]