Frage zu Protokollen, insbesondere Antagonistenprotokoll

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Mondschaf
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Frage zu Protokollen, insbesondere Antagonistenprotokoll

Beitrag von Mondschaf »

Hallo allerseits, :D :D

hab mir mal die Informationen zu den ganzen Stimulationsprotokollen bei IVF durchgelesen.

http://www.wunschkinder.net/demo/therap ... okolle.htm

Nach diesen Beschreibungen wundert es mich, dass das lange Protokoll der Standard ist.
Das Antagonistenprotokoll scheint mir gegenüber allen anderen Protokollen nur Vorteile zu haben, keine sich im Prinzip widersprechenden Medikamente (DR und Stimulation), keine Gefahr der Überstimulation, bessere Erfolge bei der Stimulation ....

Ich würde mich daher freuen, wenn die eine oder andere damit Erfahrungen gemacht hat. Vielleicht gibt es ja irgendwelche Nachteile, die dort nicht beschrieben sind?

Wurde bei jemandem gleich mit dem Antagonistenprotokoll begonnen?
Und aufgrund welcher Kriterien wurde bei Euch welches Protokoll gewählt?

Viele Grüsse, vielen Dank und einen schönen Sonntag Abend noch!


Mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

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claire
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Beitrag von claire »

Hallo Mondschaf,
bei mir wurde sofort mit dem Antagonistenprotokoll begonnen und das lag daran, dass ich kurz davor eine 6 Monatige Wechseljahrestherapie hinter mir hatte komplett mit anschließendem Zykluschaos udn Zysten. Da hatte ich NULL Bock auf erneute DR. War auch kein Problem.
Der Vorteil, dass du die eigenen Hormone nicht unterdrückst, kann auch ein Nachteil sein. Die schießen dir nämlich dann quer in die Stimu rein! Bei mir bilden sich zum Beispiel innerhalb der kürzesten Zeit schon Leitfollikel, die die kleineren bei der Heranreifung behindern. Das kann dann sehr unterschiedliche Reifegrade bedeuten und die Ausbeute verringern. Das gehen wir aber als Risiko ein, denn bei einem anderen Protokoll habe ich abbrechen müssen, weil sich keine Follikel bildeten.
Außerdem hast du den großen Nachteil, dass der Zeitrahmen für die Punktion sehr eng ist, da kannst du nicht einfach einen Tag länger warten, um z-B. kleinere Follikel noch nachreifen zu lassen, da die Gefahr eines vorzeitigen ES dann sehr hoch ist.
Ich bin dennoch sehr zufrieden mit dem Protokoll udn es ist wirklich weniger belastend! Keine Hitzewallungen etc...und der Folgezyklus ist im Normalfall wieder ein völlig geregelter!
Liebe Grüße,
Claire**
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Natascha
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Beitrag von Natascha »

Hallo Mondschaf,
habe beide Protokolle hinter mir. Das erste vor 2 Jahren war ein Agonisten-Prot. mit Decapeptyl Depot.
Seitdem habe ich nur noch Antagonisten-Versuche gemacht (3 Mal). Leider hat alles bis jetzt keinen Erfolg gebracht :( ,
aber finde selber auf jeden Fall das kurze Protokoll besser.

Nachteile des langen Protokolls: wesentlich längere Versuchsdauer, Nebenwirkungen( Wechseljahresbeschwerden), ewiges Warten auf die Menstruation nach dem negativen Versuch ( bei mir waren es 60 Tage).
Bei den Antagonisten-Vesuchen mit Cetrotide hatte ich gute Stimulationsergebnisse erzielt (jeweils 11, 10, 11 Eizellen bei nur einem! Eierstock).
Im Gegensatz dazu hatte ich nur 3 Eizellen mit Decapeptyl und keine Befruchtung. Allerdings habe ich damals nur die Hälfte der Gonal-Dosis genommen.
Bei mir war es anscheinend schwierig aus dem hormonellen Tief der Downregulation wieder herauszukommen.

Vorteile des Antagonisten-Protokolls: keine Wechseljahresbeschwerden, Verlauf eher physiologisch als bei der Downregulation im Vorzyklus. Bei Frauen, die schlecht zu stimulieren sind, wird sowieso meistens das Antagonisten-Protokoll gewählt.
Die Gefahr einer Überstimulation besteht bei Antagonisten-Protokoll durchaus! Habe es selber schon durchgemacht.
Es ist alles eine Frage der Anzahl der Eizellen und des Estradiolwertes. Ab einen bestimmten Punkt kommt es zu Überstimmu., egal mit welchen Protokoll.
Warum Antagonisten-Protokolle seltener angewendet werden?- Meiner Meinung nach dauert es einfach einige Zeit bis die Docs sich an Neuerungen gewöhnen und mit neuen Wirkstoffen Erfahrungen gesammelt haben. Cetrotide ist erst im Mai 1999 als erster LHRH-Antagonist weltweit in dieser Indikation zugelassen worden!
In meiner Praxis ist Antagonisten-Protokoll die Regel.

Wünsche Dir, egal auf welchen Weg ein gutes Ergebnis,
LG,
Natascha
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Mondschaf
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Liebe Claire, liebe Natascha, vielen Dank!!!

Beitrag von Mondschaf »

Liebe Claire, liebe Natascha! :D :D :D

vielen Dank für Eure Antworten! Es ist wirklich schön, wieviel Informationen man hier bekommt. :D :D :D
Mal sehen, was nun der Doc morgen sagt.

Ich wünsche Euch beiden ebenfalls viel Erfolg!!! *dd* *dd* *dd*

Liebe Grüße

Mondschaf
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Petal
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Beitrag von Petal »

Wie hoch seit Ihr denn stimmuliert wurden?

Bei mir soll mit 150 IE Puregon und ab dem 6. ZT mit Orgalutran die LH Produktion unterdrückt werden.

Da ich selbst eine sehr schnelle Eizellreifung habe, besteht da denn auch die Gefahr der Leitfollikelbildung?????
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Veronique
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Beitrag von Veronique »

Hallo allerseits!

Ich hatte bei meiner bisher einzigen ICSI auch ein sog. Antagonisten-Protokoll mit Orgalutran ab dem 10. Zyklustag -
positiv war, dass ich durch die Stimu nur sehr wenig beeinträchtigt wurde; allerdings entstanden nur sehr wenige Follikel (4, davon eine leer) bei 200er/300er Dosis Puregon. Im darauffolgenden natürlichen Zyklus hatte ich 2 Follikel!

Sehr negativ war, dass ich auf das Orgalutran zu stark reagiert hatte, d.h. der E2-Wert ist stark abgesackt, die Follikel sind auf dem US auch sichtbar in sich zusammengesackt - man konnte auch nur eine EZ befruchten. Es trat noch vor der Punktion eine Blutung ein. Die Assistenzärztin, die mich zwei Tage vor der Punktion untersucht hatte, vermutete, dass mein Eisprung trotz Orgalutran schon stattgefunden habe; die absolute Panik also.
In meinem Fall war das Antagonisten-Protokoll also sehr ungünstig, weil es die EZ-Reifung gestört und wohl auch die Einnistung durch die Blutung unmöglich gemacht hat.

Alles Gute von Veronika
Andreas
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Beitrag von Andreas »

Hi miteinander,

es gibt nicht DAS Protokoll für alle Frauen. Da alle Protokolle Vor- und Nachteile haben, muß dieses individuell ausgewählt werden. Sollten mehrere Versuche mit einem Protokoll negativ gewesen sein, sollte u.a. an einen Protokollwechsel gedacht werden.

Ich nehme mal die Extreme langes Protokoll und Antagonisten-Protokoll. Die Vorteile des einen sind auch gleichzeitig die Nachteile des anderen Protokolls und umgekehrt.

1) Langes Protokoll (z.B. Synarela, Decapeptyl)
a) Vorteile
* kostengünstig
* leicht zu überwachen
* flexibel: einmal downreguliert, kommt es auf den Tag des Stimubeginns nicht an
* vorzeitiger ES nahezu ausgeschlossen
* hier kann der Arzt kaum etwas falsch machen -> Protokoll, mit dem die Newcomer unter den Ärzten beginnen
* erlaubt die Fernbehandlung (Zech macht beispielsweise nur langes Protokoll)
* hohe Eizellzahl (beispielsweise bei PKD und später Selektion im Ausland erwünscht)

b) Nachteile
* Low Responder: weniger geeignet für low responder. Die DR fährt die Eierstöcke u.U. dermaßen herab, daß diese durch die Stimu nur schwer in Gang zu bringen sind
* Langzeitwirklung der DR: wird die DR mit Depotwirkung gegeben, warten manche Frauen nach einem negativen Versuch u.U. ewig auf die erste reguläre Blutung. Bei ihnen wirkt die DR eben nicht nur 4-6 Wochen, sondern teilweise mehrere Monate.
* Gefahr der Überstimulation

2) Antagonisten (Cetrotide, Orgalutran)
a) Vorteile
* körpereigene Hormonproduktion am Zyklusbeginn wird zur Eizellreifung genutzt.
* Eizellqualität: wirkt sich bei manchen Frauen (z.B. Lowis) positiv auf die Eizellqualität aus -> Klasse statt Masse
* u.U. höhere Befruchtungsquote

b) Nachteile
* hoher = engmaschiger Überwachungsaufwand
* Gefahr des vorzeitigen ES
* Kosten

@ Veronique: die 2 Follis im 1. Zyklus nach der ICSI können auch Spätfolgen der Stimu gewesen sein. Vielleicht reifen bei Dir aber auch öfter mehrere Follis. Ich traf mal eine Frau, die mit Drillingen schwanger war. Mehrere Versuche mit künstlicher Befruchtung waren negativ. Im Folgezyklus nach dem letzten Versuch kam es zur spontanen Drillingsschwangerschaft, da drei Follis herangereift waren.

Viele Grüße. Andreas
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

HALLO IHR LIEBEN!!! :D :D :D

jetzt wird es ja immer interessanter. Vielen Dank für Eure interessanten Beiträge! Nun habe ich das erste Mal negative Erfahrungen gehört. Wirklich eine schwierige Entscheidung. :roll: Man will ja nichts falsch machen. :roll:

Andreas, Du schreibst, nach mehreren Versuchen sollte man wechseln: wieso nicht gleich nach einem, wenn es voll daneben geht?
Es würden sich bestimmt viele freuen, wenn diese schöne Übersicht irgendwo im Forum an zentraler Stelle veröffentlicht werden würde, denn die Frage stellt sich ja sicher manche? Fänd ich ausgesprochen bedauerlich, wenn die Übersicht "verschwindet".

Herzliche Grüße :D :D :D

Mondschaf
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

Hi Mondschaf,

wann der Protokollwechsel stattfinden sollte, hängt auch vom Einzelfall ab. Es gibt ja soviele Schräubchen bei der Kiwu-Behandlung, an denen man drehen kann, die Protokollart ist nur eines davon.

Beispielhafte Kriterien für den Protokollwechsel:
1) Versuchszahl: der erste Versuch ist immer ein Herantasten. DR-Art, Stimudosis und -mittel werden ausprobiert. Vielleicht sollte man unter Beibehaltung des DR-Protokolls noch einen zweiten Versuch machen, bei dem evtl. Dosis und Mittel variiert werden können. Danach sind genauere Aussagen möglich.
2) Erfahrung des Arztes: wenn ein Arzt keine Antagonisten-Erfahrung hat und eher gedrängt werden muß, sollte man vielleicht das Lieblingsprotokoll des Arztes akzeptieren oder den Arzt wechseln
3) Alter der Frau: eine junge Frau hat eher die Möglichkeit ein weiteres Mal auszuprobieren, bei einer älteren Frau sollte zielgerichteter therapiert werden.

Zu Dir: wenn der erste Versuch total daneben ging, Dein Arzt offen ist für einen Protokollwechsel, solltest Du vielleicht wechseln. Besprich es mal mit Deinem Arzt.

Konservieren des Ordners: Mondschaf, Du dürfstest doch nun langsam Protokoll-Expertin sein, oder? :-) Schreib doch einfach aus allen Beiträgen einen Beitrag zusammen und lege ihn im Ordner "Fragen und Antworten für Neueinsteiger" ab. Was hältst Du von dieser Idee? :-)

Viele Grüße. Andreas
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Neschi
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Beitrag von Neschi »

Hallo,

ich habe beide Varianten durchgetestet und für mich hat sich das lange Protokoll als das bessere herausgestellt. Ich hatte keine Stimu-Schwierigkeiten, bin kein Low-Responder und hatte auch keine Last mit ÜS.

Nach dem ersten Versuch mit klassischer Downregulierung hatte ich 13 schöne Eizellen. Die Blutung kam pünktlich am 28. Tag. Die folgenden Versuche wurden dann mit Antagonistenprotokoll gemacht, um den Hormonhaushalt weniger zu beeinflussen und dadurch den Körper zu belasten. Die Produktion wurde immer schlechter. Das Hauptproblem war, daß mein Körper sehr schnell zwei bis drei Leitfollikel produzierte, die die nachfolgenden Follis kaum noch einholen konnten. Die Größen und somit die Reifegrade lagen zu weit auseinander.

Wir sind dann wieder auf das lange Protokoll umgestiegen und die Eizell-Reifung war wieder gleichmäßiger und dadurch der Punktionszeitpunkt optimal zu bestimmen. Ergebnis siehe Avatar.
Liebe Grüße,
Neschi

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