Wieviel höher SS-Chancen bei Transfer von 2 Embryonen?

Für fachliche Fragen an die Spezialistin Frau Zeitler

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Moderator: sonjazeitler

nounu
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Wieviel höher SS-Chancen bei Transfer von 2 Embryonen?

Beitrag von nounu »

Sehr geehrte Frau Zeitler,

Ich bin 37, mein Partner 45. Bei mir gibt es bis auf das Alter bisher keine festgestellen Auffälligkeiten ausser VitD Mangel, der behandelt wird, alle Hormonwerte sind im Normbereich, AMH bei 2,7, HSK unauffällig. Bei meinem Partner liegt eine CFTR-Mutation vor. Die Tese ergab durchweg Spermien der Stufe 10 nach Johnson.

Wir beginnen nächste Woche mit der Stimulation für unsere erste Tese-Icsi. Wir müssen uns also demnächst im besten Falle entscheiden, ob wir 1 oder 2 Embryonen einsetzen lassen.

Ich finde keine Informationen, wie viel höher die SS-Wahrscheinlichkeit statistisch liegt, wenn man 2 statt 1 Embryo nimmt und wie hoch das "Risiko" für Zwillinge dann statistisch ist. Wie ist der Unterschied hierbei zwischen Blastozysten und weniger entwickelten Embryonen (mir fehlen hier noch die richtigen Fachwörter ;-))

Über eine Antwort würde ich mich freuen!
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe nounu,

einen Anhaltspunkt findest du, wenn du in das Deutsche IVF Register schaust: www.deutsches-ivf-register.de .

Dort findest du Schwangerschaftsraten abhängig von der Anzahl der transferierten Embryonen. Allerdings unterscheidet das IVF-Register nicht danach, wie alt der transferierte Embryo war. Das wäre wohl mal was, was beim DIR verbessern könnte. Denn die Entwicklungschance eines Blastos ist doch deutlich höher als die eines 2- oder 3-Tage Embryos. Die Werte, die du dort findest, sind somit Mittelwerte.
Liebe Grüße, Rebella
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nounu
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Beitrag von nounu »

Ah, danke!
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,

wenn bei ihrem Versuch alles gut läuft ( gute EZ-Zahl, gute Befruchtungsrate, gute Vorraussetzungen für eine verlängerte Kultur bis Tag 5, gute Entwicklungsrate) dann liegt die Wahrscheinlichkeit für eine SS nach Transfer mit 1 Embryo (BC) bei ca 35-bis 40 %.
Mit dem Transfer von 2 BC an Tag 5 erhöhen sie zwar die Wahrscheinlichkeit für eine SS auf ca 45-50% jedoch nimmt die Möglichkeit einer Zwilling-SS stark zu, ein Risiko, das man bei dem 1. Versuch nicht unbedingt eingehen sollt. Falls sich bis zum ET-Tag 2 BC sehr gut entwickelt haben, raten wir zur Vitrifikation der 2. BC, diese kann in einem späteren Zyklus aufgetaut und eingesetzt werden.Die Auftauraten und SS-Raten für vitrifiz. BC sind sehr gut.

Falls die Anzahl der befruchteten EZ gering ist ( 1 bis 4), sollte je nach Entwicklung und Qualität der EZ/Embryonen am ET-Tag in Absprache mit dem Arzt und Biologen entschieden werden, ob der ET von 2 Embryonen empfehlenswert ist.

Alles Gute

Sonja Zeitler
nounu
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Beitrag von nounu »

Oh, vielen Dank für die aufschlussreiche Antwort, Frau Zeitler!

Mir wurde von der KiWu-Klinik wegen meines Alters pauschal zum Transfer von 2 Embrayonen geraten.
Ich bin aber eben unsicher, ob wir uns wirklich dafür entscheiden möchten. Daher helfen mir Ihre Zahlen, die Sie für den positivsten Fall beschreiben, für unsere Überlegnungen sehr weiter.

Gibt es denn eine Statistik, wie viel höher das Risiko für eine Zwillings-SS bei ET von 2 BC ist?

Sind die SS-Raten bei BC höher als bei früheren Embryonen? Ich habe irgendwo gelesen, dass es gar nicht unbedingt so ist, dann wieder, dass es unbedingt so ist... Haben Sie für mich Quellen, wo ich dazu etwas lesen kann?

Vielen Dank!
nounu
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Beitrag von nounu »

Ich habe noch ein Frage:

Unter welchen Umständen darf eine überzählige Blaystozyte vitrifiziert werden? Ich dachte in Deutschland darf man das gar nicht? Aber sowohl Sie als auch meine KiWu-Ärztin sprachen von der Möglichkeit in begrenztem Umfang.

Wieviele befruchtete Eizellen im Vorkernstadium darf man weiterkultivieren? UNd wieviele frühe Embryonen darf man weiter zu Blastozyten reifen lassen?

Gibt es Links, die das genauer beschreiben. Ich habe eben schon gegoogelt, finde aber nur vage Aussagen.
Gast

Beitrag von Gast »

...
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luzie773
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Beitrag von luzie773 »

Nounu,

die einzig mir bekannte Statistik für Deutschland ist das schon von Rebella erwähnte IVF-Register. Du kannst auch mal ins Register vom Österreicher IVF-Fond schauen, da ist auch etwas dazu erwähnt http://bmg.gv.at/cms/home/attachments/3 ... t_2012.pdf

Die Kinderwunschkliniken,die ich kennengelernt habe sprachen immer von ca. 20% Zwillingswahrscheinlichkeit beim Transfer von 2 BCs.

Ich würde mich da auf mein Bauchgefühl verlassen, wenn man keine Mehrlinge will, sollte man nur eine EZ transferieren lassen, bzw. lass immer nur so viele EZ transferieren wie Du Dir gleichzeitig Kinder vorstellen kannst :dance:
nounu hat geschrieben:Ich habe noch ein Frage:

Unter welchen Umständen darf eine überzählige Blaystozyte vitrifiziert werden? Ich dachte in Deutschland darf man das gar nicht? Aber sowohl Sie als auch meine KiWu-Ärztin sprachen von der Möglichkeit in begrenztem Umfang.

Wieviele befruchtete Eizellen im Vorkernstadium darf man weiterkultivieren? UNd wieviele frühe Embryonen darf man weiter zu Blastozyten reifen lassen?

Gibt es Links, die das genauer beschreiben. Ich habe eben schon gegoogelt, finde aber nur vage Aussagen.
Entwicklungsfähige Blastozysten/Embryonen darf man in Deutschland laut Embryonenschutzgesetz sogar garnicht verwerfen wenn ich es richtig in Erinnerung habe ;-). Man darf sie nur nicht "auf Vorrat" produzieren.

Wieviele Vorkerne weiterkultiviert werden dürfen hängt von der Auslegung des Embryonenschutzgesetzes durch das jeweilige Zentrum und teilweise wohl auch durch die zuständige Landesärztekammer ab. Google mal nach dem "Deutschen Mittelweg" von Frau Frommel, wenn Dich die Auslegung interessiert. Gerade in den südlichen Bundesländern Bayern und BaWü wird das eher großzügig ausgelegt, vielleicht auch durch die Nähe zu Österreich, wo ja die Blastozystenselektion erlaubt ist.

Prinzipiell dürfen danach nur so viele EZ weiterkultiviert werden, um die gewünschten 1-2 transferfähigen Blastozysten zu erhalten. Meist werden für 2 Blastozysten 5-6 Vorkerne weiterkultiviert, gute Zentren schätzen im Vorfeld das Entwicklungspotenzial und entscheiden dann individuell, ggf. auf der Basis von vorherigen Versuchen, was dann auch mal dazu führen kann, dass alle Vorkerne weiterkultiviert werden.

Bei strenger Auslegung des Embryonenschutzgesetzes werden meist nur 3 Vorkerne weiterkultiviert.

Du siehst, so genau ist es nicht geregelt, frag am besten Deine KiWu wie sie das handhaben.

VG, Luzie
Bild Baujahr 76, SD-Unterfunktion, V.a. Autoimmunthyreopathie, aktuell 125 µg L-Thyrox, leichte Gelbkörperschwäche, neg. PC-Test, AMH 2,29, leicht erhöhte Killerzellen, PAI-1 4G/4G homozygot, MTHFR heterozygot, 3 fehlende KIR-Gene
Bild Baujahr 73, Spermiogramm prima

KiWu seit 01/2010
09/2011-09/2012 5 IUIs
11/2012 IVF (12 EZ, Nullbefruchtung)
03/2013 ICSI (18 EZ, Nullbefruchtung)
05/2013 Spontanschwangerschaft, MA 8.SSW
09/2013 Spontanschwangerschaft, MA 10.SSW
07/2014 Spontanschwangerschaft, MA 11.SSW
06/2015 gesunde Spontanschwangerschaft

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ajamue
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Beitrag von ajamue »

Danke für den Beitrag.
ich glaube es ist auch nicht das Problem ob man sich vorstellen kann Zwillinge zu bekommen, sondern ob man seinem Körper das zumuten will.
Ich würde Zwillinge toll finden aber ich glaube es ist sehr vernünftig sich nur 1 Blasto einsetzen zu lassen. Lieber zahle ich einen 2. Transfer.
Wobei dann die Frage ist, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit wenn man einen Blasto einfriert, dass er nicht aufwacht?
Liebe Grüße von Ajamue

Versuch Nr. 5 - 16. Oktober - wir sehen einen Herzschlag
18.Januar 20+2 - Baby hat 17,7 cm Kopfumfang, ist ca. 24 cm lang und wiegt ca. 325 Gramm
3.Februar 22+4 - Baby hat 20 cm Kopfumfang und wiegt 513gramm. und... ist ein Mädchen!!!
24. Februar 25×4 Babygirl hat 23cm KU und 730gramm
16. März 26,4 cm KU und 1100gramm
11. April 44cm lang und 1879gramm schwer ist die Mini Maus jetzt
22. April 2440gramm
4. Mai 2450gramm seltsam aber würde passen
19. Mai 2860gramm und alles gut
27. Mai ca. 3000gramm 32cm Kopfumfang und macht keine Anstalten, den Aufenthalt bald zu beenden
15.Juni 0:55 babygirl wird bei 41+4 geboren: 4120g, 54cm und alles dran

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Eisbärfrau
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Beitrag von Eisbärfrau »

Hallo,

uns wurde auch gesagt, dass wir beim TF von zwei Blastos eine 80/20%-Wahrscheinlichkeit haben, d.h., wenn eine Schwangerschaft eintritt wird es zu 80% ein Kind und eben zu 20% Zwillinge.
Ich wurde dann auch direkt schwanger, mit vanishig twins, also im Endeffekt habe ich ein Kind bekommen (das zweite war auch nur als Fruchthöhle, aber nie mit Herzschlag zu sehen).

Bei uns mussten 2 Blastos eingefroren werden (hatten eine zu gute Blastorate, 4 aus 4).

Für das Geschwisterchen sind beide Blastos (waren einzeln eingefroren) wieder ohne Probleme aufgetaut (der Arzt hatte das auch so erwartet, weil es Blastos waren, scheint wohl die Regel zu sein).

Allerdings hatte ich nun schon 4 mal einen SET (eben weil wir das Zwillingsrisiko umgehen wollten) von Blastos für das Geschwisterchen und wurde nicht schwanger - deshalb werde ich nun wieder 2 transferieren lassen, wenn es möglich ist. Irgendwie habe ich bei dem Gedanken nun ein besseres Gefühl.

Ich habe auch im Kopf, dass man Blastos nicht vernichten darf, so wurde es uns in 2 Kliniken gesagt. Und, dass man eben so viele weiterkultiviert, dass man am TF-Tag noch die maximal gewünschte Anzahl zum transferieren da hat, wenn man davon ausgeht, dass nur 30-50% zu Blastos werden (deshalb wurden bei uns beim ersten mal 4 kultiviert, man wollte 2 an Tag 5 haben...).

Viel Glück!
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