Mal sehen, wie weit ich jetzt komme ...
Nera hat geschrieben:Ich spreche auch nicht von Leichtfertigkeit, sondern von einem bestimmten Maß an Reflexion. Sicherlich schaut ihr auf das Kind, sehr intensiv sogar, jedoch meiner Beobachtung nach einige Schreiber hier mit einem sehr einseitigen Blick. Wenn die "Kinder" selbst sprechen, wie z.B. in dem Buch aber auch im Spenderkinder-Verein, wird das vehement abgeschmettert. Dabei sind die Grundkonstellationen doch die gleichen. Diese sind nämlich auch nicht durch eine frühe Aufklärung wegzuräumen (womit ich nicht sagen will, dass es nicht wichtig wäre, das Kind früh aufzuklären). Außerdem sind durchaus auch früh-Aufgeklärte im Verein vertreten.
Keiner hier schmettert es "vehement ab", wenn die Kinder selbst sprechen. Im Gegenteil interessieren sich viele Eltern, die durch Gametenspenden Kinder bekommen oder bekommen haben, dafür. Auch die hier Diskutierenden. DAS ist nicht das, was ich z.B. mit meiner Buchrezension kritisiert habe. Im Gegenteil schrieb ich ja, dass ein Buch mit Geschichten von spenderkindern [und am Besten auch allen anderen Beteiligten] überfällig gewesen wäre. - Meine Kritik richtet sich nicht gegen die Geschichten und schon gar nicht gegen die, die ihre Geschichten erzählen, sondern gegen den Ton der Autoren. Die nämlich sind alles andere als reflekriert.
Ja, ihr habt einige (wenige) Menschen in euerm Verein, die vor dem Teenager Alter aufgeklärt wurden. Und man merkt das gleich in den Geschichten derjenigen. Ohne dass sie es sagen müssten. Denn sie haben weniger verbitterte Ansichten und erscheinen lockerer. Vermutlich würde ich mit diesen Menschen auch etwas anders diskutieren als mit dir, aus der eben auch ein gehöriges Maß an Verbitterung spricht (keine Kritik an dir - du kannst nichts dafür). - Vielleicht sollte der Verein es organisieren, dass gerade diese Vertreterinnen von euch immer mal auf das schauen, was der Vereinsvorstand wieder macht. Eventuell könnten siedann einige Aktivitäten in diplomatischere Bahnen lenken.
Ich denke, in dieser Gesprächsrunde hier fehlt niemandem das bestimmte Maß an Reflektion. Aber es gibt natürlich auch diese Wunscheltern, die noch nicht alles zu Ende gedacht haben. Die erreicht man am Besten mit Verständnis für ihre Situation und für ihre Entscheidung. und dann kann man schauen, wie man sie zum besseren Reflektieren bringt. - Nochmal: Mit so einem Buch schreckt man sie eher ab.
Nera hat geschrieben:Einerseits schreit ihr förmlich nach Anerkennung für eure eigene Leidensgeschichte, andererseits werden die "Pakete" der Kinder einfach heruntergespielt, à la es gibt auch andere Probleme, Verluste, Verletzungen. Das ist für mich sehr paradox.
Ich habe nicht wahrgenommen, dass hier jemand eure Leidensgeschichten herunterspielt. Es ist nun mal tatsächlich so, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat. Aber jeder hat auch das Recht, sein Päckchen kleiner zu machen und mit seinem Päckchen anerkannt zu werden. Wir haben dieses Recht genauso wie ihr. Wir sind eben alle Menschen mit Gefühlen und mit Verletzlichkeit.
Wenn Wasabi auf andere Probleme, Verluste, Verletzungen hingewiesen hat, die andere Menschen tragen müssen, dann war das kein Herunterspielen, sondern einfach nur ein Vergleich. Andere müssen auch stemmen. Aber das ist natürlich kein Grund, euch dazu zu verurteilen, weiter stemmen zu müssen. Ihr dürft euch auch davon befreien. - Und wir hier werden alles tun, damit zukünftig möglichst wenige Spenderkinder ein schweres Päckchen tragen müssen. - Nur werden wir auch weiterhin Spenderkinder bekommen. DARAN kann niemand etwas ändern. DAS ist und bleibt unsere Entscheidung.
Nera hat geschrieben:Ich denke nicht, dass es deren Aufgabe ist anerkennen zu müssen, wie schwierig es für ihre Eltern war, sie bekommen zu können. Ich glaube auch nicht, dass das irgendjemand sonst tun "muss" - außer die Eltern selbst. Es ist ihre eigene Verantwortung, damit umzugehen (wem dies alleine nicht gelingt, für den stehen viele Hilfsangebote offen). Es ist schön und nett und empathisch, wenn jemand sein Mitgefühl äußert, dies aber einzufordern halte ich für falsch.
Da widerspreche ich dir nicht. Ihr MÜSST natürlich gar nichts. Wenn ihr aber möglichst viele Eltern erreichen WOLLT, dann seid ihr gut beraten, in gewisser Weise auch Verständnis zu zeigen. Denn ohne Verständnis -> keine Kommunikationsmöglichkeit. Das haben wir hier nicht erfunden, das ist eine Weisheit der Psychologie.
Nera hat geschrieben:Sicherlich wird jetzt die Frage aufkommen, warum ich mich dann dafür stark mache, dass die "Kannbruchstellen" der Spenderkinder, die durch ihre Konstellation bedingt sind, anerkannt werden. Ganz einfach: ich spreche von der Anerkennung der Eltern, aber auch der Reproduktionsmediziner und Spender/innen. Denn sie sind es, die das Leben des Kindes auf diese Konstellation aufbauen.
Das verstehe ich jetzt nicht richtig. Du bist für Anerkennung von Eltern, Spender(innen) und sogar Reproduktionsmedizinern? Das spricht nicht aus deinen vorherigen Kommentaren. Aber egal, warum müssen sich denn dann Eltern und Reproduktionsmediziner deiner Meinung nach diesen hirnlosen Beleidigungsmüll anhören? Was ist denn das für eine Art der Anerkennung?
Ich erkenne gern "Kannbruchstellen" jeder Art an. Ihr habt eure, wir haben unsere, andere haben wieder andere. Bereits mit der Geburt oder sogar schon vorher hat jeder Mensch tausende von "Kannbruchstellen". z.B. auch, wenn es nicht genug Liebe bekommt, ist das eine Kannbruchstelle. Oder ein einziges traumatisches Erlebnis. Oder der Verlust einer wichtigen Person. Auch ein gesundheitliches Handykap oder eine genetische Vorbelastung. Das sind alles Kannbruchstellen. Man muss nur als Eltern sehen, dass man sein Kind eben gut behütet und versorgt und dass man seine Kannbruichstellen sämtlichst pflegt. - Bei unseren Kindern scheint gerade die "Kannbruchstelle" sich selber ins Gegenteil verwandelt zu haben. Sie haben nämlich einen - auch erblich bedingt - kranken Vater und sind froh, dass sie diese Vorbelastung nicht mit sich herumschleppen müssen. Auch so kann es werden. ...
Das, womit du mich in die Abwertungsecke von Menschen aus euerm Verein drängen willst, hatte ich eigentlich schon weiter oben erklärt. Nichts hat sich gegen irgendjemanden von euch als Person gerichtet. Alles, was ich im kritischen und teilsauch verärgerten Kontext geschrieben habe, zielt auf das teils radikale Verhalten einzelner Personen ab. Das ist keine Abwertung der Person, aber eine deutliche Aufforderung, bitte die Grenzen zu wahren. Im Prinzip habe ich mich damit nur gegen die Abwertung gerichtet, die mir und uns entgegengebracht wurde. Und das werde ich auch weiterhin entschieden tun. - Allerdings wünschte ich mir kaum etwas mehr als dass dieses abwertende Verhalten aufhört. Dann bin ich auch wieder ganz lieb.
So, hier muss ich nun aber abbrechen. Du wirst wieder von mir lesen.
