Dringend gesucht: Eure Argumente für "unsere Sache"

Unsere Hauptkategorie. Hier wird über alles rund um den Kinderwunsch diskutiert. :-)
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tinaengel
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Beitrag von tinaengel »

21SSWHallo!

Ich möchte etwas zu Argumend 12 auf der 1 Seite los werde:"Mann darf Gott nicht ins Handwerk pfuschen!"
Diesen Spruch habe ich auch von meiner Schwiegermutter bekommen! *mecker*
Als Antwort konnte ich nur Fragen,ob sie noch nie Verhütet hat,den das ist ja genauso ein eingreifen in Gotteswerk,nur in die andere Richtung.

Hoffe ihr könnt etwas damit anfangen.
LG
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Ella
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Beitrag von Ella »

Hallo Tina,
ärgere dich nicht!
Das ist ein ganz typisches Argument von Leuten, die noch nie nachgedacht haben. Genau gegen die wehren wir uns ja. Zeig ihr am besten, dass du richtig sauer bist bis sie die Aussage zurückgenommen hat. Beim näheren drüber nachdenken, wird sie vermutlich auch drauf kommen...
LG, Birgit
Seitdem sich mein Ex-Freund von mir getrennt hat, ist das Thema Kiwu für mich erst mal erledigt. Zum Glück hatten wir noch nicht mit der Behandlung angefangen... Manchmal ist auch Unfruchtbarkeit zu etwas gut...
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich musste mal wieder rechnen (zu den letztgenannten Links von Birgit):

D.I.R. 2002, Seite 21: Anteil der Drillinge nach IVF / ICSI hat in den letzten Jahren merklich abgenommen. Waren es 1998 noch 7,67% der geborenen Kinder (die Fetozide muß man in Gedanken drauf rechnen), 1999 ? 5,52%, in 2000 ? 4,54%, 2001 ? 3,39%, so waren es 2002 ?nur? noch 2,8% der geborenen Kinder. Von 1997 ? 2002 hat sich die durchschnittliche Anzahl der transferierten Embryonen von rund 2,5 auf ca. 2,2 reduziert.

Nach dem Artikel gab es 1999 486 Drillingsgeburten. Im gleichen Jahr gab es laut D.I.R. 554 Drillingskinder aus 206 Drillingsschwangerschaften, womit der Anteil der IVF-ICSI-Kinder unter den Drillingskindern 1999 etwa 32% war. Aus der Anzahl läßt sich ermitteln, daß 50 Kinder fehlen, in also maximal 156 Fällen können noch 3 Kinder geboren worden sein. Die 50 Kinder werden nicht alle durch Fetozit "verschwunden" sein, sondern auch durch natürlichen Abort.

Angenommen, die 150 Fetozide beziehen sich auf das Jahr 1999 (Wenn 1998 2,4mal so viele IVF/ICSI-Drillinge geboren sind wie 2002, muß es auch bei den Fetoziden einen Rückgang gegeben haben.) und der Anteil der Fetozide bei den IVF-Drillingen ist genauso hoch wie der Anteil bei Drillingen, die auf andere Weise entstanden sind, dann wären etwa 50 Fetozide auf Reagenzglasbefruchtungen zurück gegangen, die anderen 100 Fetozide nicht!
JBB
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Beitrag von JBB »

nach oben :D
Liebe Grüße
Bea

mit zwei erwachsenen ICSI Kindern
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

So, jetzt habe ich die Antworten zu den Irrtümern zusammen getragen und in den Punkten 20 ? 22 auch noch Antworten auf häufige Vorbehalte, die ja nicht unbedingt reine Irrtümer sind, geschrieben.

Bitte lest dazu auf Seite 1 dieses Ordners!

Ich bitte Euch, diese Antworten kritisch durchzuarbeiten und hier Verbesserungen und Ergänzungen abzuliefern. Ich werde dann fortlaufend auf Seite 1 korrigieren.

Gruß, Rebella
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Birgit~
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Beitrag von Birgit~ »

Hi Rebella,

Eure Idee mit der Liste - kompakten Antworten – finde ich wirklich toll,

Möglicherweise ist dies noch hilfreich ? :

zu Frage 16 / Adoption:
Rund 62% der im Jahr 2002 adoptierten Minderjährigen wurden von einem Stiefelternteil oder von Verwandten an Kindes statt angenommen
Rein rechnerisch standen damit einem zur Adoption vorgemerkten Minderjährigen 13 mögliche Adoptiveltern gegenüber.
Quelle: Pressemitteilung stat. Bundesamt 10/2003

http://www.destatis.de/presse/deutsch/p ... 030082.htm

zu Frage 7 / altersbedingte Schuld – typisch ?:

Ein Fachartikel zu dieser Frage wurde ürzlich von I. Kowalcek u. Kollegen im “Reproduktionsmediziner“, November 2003 veröffentlicht.
Das Alter: Ein Beispiel für Frauenkonstruktionen in der Reproduktionsmedizin

I. Kowalcek1, 2 , G. Buhrow1 und G. Huber1
(1) Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein,
(2) Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck


Zusammenfassung Das zunehmende Alter der Frau gilt als ein Hauptfaktor für den ausbleibenden Erfolg einer reproduktionsmedizinischen Behandlung. Das Alter der Patientin bei Erstvorstellung in der Sterilitätssprechstunde wird differenziert vor dem Hindergrund der Kinderwunschdauer und der Sterilitätsursache dargestellt. Die untersuchte Konsekutivstichprobe umfasst 233 Frauen, die sich erstmals in der Sterilitätssprechstunde vorstellten.
Bei Erstvorstellung in der Sterilitätssprechstunde liegt das Alter der ungewollt kinderlosen Frau im Mittel bei 30,8 Jahren. Der Kinderwunsch reicht im Durchschnitt 4,5 Jahre zurück. Das Alter bei erstmalig aufkommendem Kinderwunsch liegt bei 26,2 Jahren. Ein Unterschied in Abhängigkeit von der somatischen Sterilitätsursache lässt sich nicht aufzeigen. Ein erstmaliger Kinderwunsch nach dem 35. Lebensjahr kam nur bei 2,7% der Sterilitätspatientinnen auf. In der Gruppe der Frauen über 35 Jahre treffen wir auf somatische Ursachen wie männliche Subfertilität oder auf lebensgeschichtliche Umstände, wie sekundäre Sterilität bei Kinderwunsch mit einem neuen Partner oder vorausgegangene Sterilisatio. Das Alter der Frau bei aufkommendem Kinderwunsch und die damit verbundenen reproduktiven Fähigkeiten verlieren an Zentralität im Hinblick auf den Erfolg der reproduktionsmedizinischen Behandlung. Die gegenwärtige kulturspezifische und die medizinische Konstruktion, die in der Spätmanifestation des Kinderwunsches eine wesentliche Ursache für die Etablierung und die Weiterentwicklung reproduktionsmedizinischen Potenzials sieht, ist relativ.
http://dx.doi.org/10.1007/s00444-003-0409-z
Auch In der “medical-tribune“ wurde diese Veröffentlichung besprochen:
...
Das Klischee des Reproduktionsmediziners als "Erfüllungsgehilfe der karrierebewussten älteren Frau" wird der Situation nicht gerecht, so das Fazit der Kollegen. Vielmehr ist die ältere Frau mit dem (zu) späten Kinderwunsch in der Sterilitätssprechstunde heute bisher die Ausnahme. Stellt man das Alter der Frau als Infertilitätsursache in den Vordergrund, fördert man bei den ungewollt kinderlosen Frauen nur unnötig Versagensängste und Schuldgefühle.

Quelle: http://www.medical-tribune.com/GMS/bericht/Karrierefrau
Meine Hinweise/ 2Links zu Frage 14 Hormone / Krebsrisiko kennst Du bereits ,

http://www.klein-putz.de/forum/viewtopi ... 958#588958

zu 18 :
ich vermute, daß eine Künstliche Befruchutng leider nicht als Heilung der Krankheit Unfruchtbarkeit anzusehen ist, sondern daß mittels KB die Fortpflanzungsfähigkeit medizinsch unterstützt für jeweils einen einmalig begrenzten Zeitraum ( nämlich jeweils während eines durchgeführten IVF / ICSI – Zyklus) vorübergehend ermöglicht wird.
Die Fortpflanzungsfähigkeit/ Familienplanung eines Paares ist somit abhängig von medizinischen, finanziellen und gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Zu 20: Es gibt noch einen Artikel von Prof. Diedrich ( Lübeck) der sich mit Mehrlingen/ Fetozid / Anstreben d. single-embryo – transfer SET befasst:
Doch der Preis des Erfolges ist hoch: Bei Mehrlingsschwangerschaften steigt die Zahl der Früh-geburten - mit allen nachteiligen Folgen für die Kinder. Drillinge kommen beispielsweise im Schnitt in der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt mit einem Geburtsgewicht von nur 1600 Gramm. Häufiger sind auch Probleme während der Schwangerschaft, die Kaiserschnittrate steigt.

Das Töten "überzähliger" Feten im Mutterleib (Fetozid) in den ersten beiden Monaten der Schwangerschaft, hält Professor Klaus Diedrich von der Frauenklinik der Universität Lübeck für eine "nicht akzeptable Lösung". Für ihn und die meisten seiner Kollegen gibt es nur eine Opti-on: "Wir sollten einer Frau nur noch einen Embryo übertragen."

Dass dies nicht zwingend mit einer schlechteren Erfolgsrate verknüpft ist, belegen die Erfah-rungen in anderen Ländern. In Schweden übertragen die Reproduktionsmediziner inzwischen nur noch einen Embryo. Dies schreibt seit 1 Juli diesen Jahres ein Gesetz vor. Gleichwohl können Reproduktionsmediziner auch dann Schwangerschaftsraten von 40 Prozent erzielen. "Die-se Kollegen befruchten zahlreiche Eizellen und untersuchen die Embryonen vor dem Transfer. Übertragen werden nur jene, die aufgrund ihrer Entwicklung die beste Aussicht haben, sich in der Gebärmutter einzunisten. Der Rest wird eingefroren", weiß Diedrich. Möglich sind sowohl morphologische als auch genetische Untersuchungen, das so genannte Aneuploidie-Screening.

http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/6186/
Prof. Diedrich ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) - siehe auch dazu d. aktuelle Pressmitteilung 11/2003 Zeitgemäße Gesetzgebung in der Fortpflanzungsmedizin notwendig
- > http://www.dggg.de/presse.html


zu 14 - Psychologischen Situation von Kiwupaaren in d. Repromedizin gibt es wissnschaftl. Untersuchungen - >eine einseitige negative Darstellung v. psychischer Belastung und Lebenszufriedenheit v. Kiwu-paaren ist falsch:
Prof. Anke Rohde/ Uni Bonn:

Alle Arbeitsgruppen, die sich mit Sterilität und ihrer Behandlung befassen, machen die Erfahrung, daß das Erleben ungewollter Kinderlosigkeit und die Bewältigung dieser Problematik bis hin zum Lösungsversuch in Form künstlicher Befruchtung eine erhebliche emotionale Belastung für Betroffene darstellen kann. Bei eigenen Untersuchungen zu diesem Thema zeigte sich, daß ein "erfolgloser" IvF-Zyklus von den meisten Frauen mit erheblichen negativen emotionalen Reaktionen erlebt wird, während nur eine Minderheit der befragten Frauen (23%) angab, es sei nicht so schlimm gewesen, sie hätten auch nicht mit einer Schwangerschaft gerechnet. Dennoch blieb für die Majorität der Frauen (77%) der Kinderwunsch gleich, in 3,4% war der Kinderwunsch sogar stärker geworden ("nachdem sich das Ei befruchtet hatte, habe ich das Gefühl, ich bin ganz nah dran").

Ein erfolgloser Behandlungsversuch kann aber auch ein wesentlicher Schritt bei der Bewältigung einer "endgültigen" Kinderlosigkeit sein, immer geben ca. 14% der Frauen nach einem erfolglosen Behandlungszyklus eine beginnende Relativierung des Kinderwunsches an. Dazu paßt auch ein weiteres Befragungsergebenis, nämlich daß 74% von 180 Patienten, die mehrere Jahre nach Abschluß der Kinderwunschbehandlung dazu befragt wurden, angaben, daß sie denselben Weg noch einmal gehen würden (76% der Patienten mit Kind, 66% der Patienten ohne Kind, 58% der Patienten mit Adoptivkind).

Quelle: http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_ ... heit/s_204

Auszug aus den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften ( AWMF)

1.2.3 Bewältigung

1.2.3.1 Behandlungen ohne Schwangerschaft

Bisherige Studien zur Bewältigung eines erfolglosen Behandlungsverlaufs kommen zu der Ansicht, dass der überwiegende Teil betroffener Paare die Enttäuschung gut verarbeiten kann. Doch gibt es auch Hinweise auf eine Risikogruppe besonders belasteter Paare: Deren Stimmungen waren auch noch lange nach einer erfolglosen Behandlung von Depressivität geprägt und besonders für Frauen führte die nicht eingetretene Schwangerschaft zu Einschränkungen in der Lebensqualität. Im Hinblick auf protektive Faktoren hat sich gezeigt, dass gerade Frauen besser mit der Enttäuschung über den unerfüllt gebliebenen Kinderwunsch umgehen können, wenn sie die Erfolgswahrscheinlichkeit realistisch einschätzen und bereits während des Behandlungsprozesses emotionale Unterstützung bekommen bzw. annehmen können.

Nur wenige Studien beschäftigen sich bisher mit den langfristigen Folgen von Kinderlosigkeit. Diese Studien kommen zu dem Ergebnis, dass sich infertile Paare im Hinblick auf ihren allgemeinen Gesundheitszustand nicht wesentlich von Paaren mit Kindern unterscheiden. Nach den Studienergebnissen haben manche kinderlose Frauen und Männer allerdings weniger umfassende soziale Netze. Sie erleben aber nicht unbedingt eine größere Einsamkeit oder vermehrte Beeinträchtigungen in der Lebenszufriedenheit aufgrund einer geringeren sozialen Unterstützung.

Quelle: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/pggyn003.htm
Zu 9 : Psyche als Ursache:

Wissenschaftich belegte, repräsentative Studien ( Dr. Wischmann , Uni Heidelberg) widerlegen solche Psychomythen:

Zusammenfassender Kurzbericht über dieser Studie im Ärzteblatt:

Mythos 1: Ungewollt kinderlose Paare haben psychische Probleme, die Unfruchtbarkeit zur Folge haben.
Man weiß aus Studien, dass ungewollt kinderlose Paare psychisch nicht auffälliger sind als Eltern und als die Allgemeinbevölkerung. Allerdings sind die Unfruchtbarkeit und die reproduktionsmedizinischen Behandlungen auf Dauer so belastend, dass unfruchtbare Frauen ängstlicher und depressiver werden. Die psychischen Probleme sind häufig eine Folge und keine Ursache von Kinderlosigkeit.
Mythos 2: Ungewollt kinderlose Paare sind mit ihrer Partnerschaft unzufriedener.
Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Paare nicht unzufriedener mit ihrer Partnerschaft als Eltern sind und deshalb auch nicht immer eine Verbesserung der Partnerschaftsqualität durch ein Kind erhoffen.

Mythos 3: Wenn unfruchtbare Paare ihren Kinderwunsch aufgeben, stellt sich eine Schwangerschaft wie von selbst ein.
Der häufig zu hörende Rat: „Fixiert euch nicht so auf ein Kind, dann wird es schon klappen“, unterstellt psychische Blockaden. Tatsächlich bringt es unfruchtbaren Paaren jedoch kaum etwas, den Kinderwunsch völlig aufzugeben. Untersuchungen zeigten, dass sich bei Paaren, die sich keine Kinder mehr wünschten beziehungsweise ein Kind adoptierten oder zur Pflege aufnahmen, nicht häufiger „spontan“ eine Schwangerschaft einstellte als bei Paaren, die weiter auf ein Kind hofften.

Quelle: http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=33480
Links zu den Veröffentlichungen der Studien ( Volltext) in gynäkologischen und repromedizinischen Fachzeitschriften findet man hier ( Seitenende)
http://www.med.uni-heidelberg.de/psycho ... iwulit.htm

zu 6.

Zeit-Redakteur M. Spiewak bezeichnet ungewollte Kinderlosigkeit als “ stilles Volksleiden“
Zeugung in der Petrischale

... Bis zu 15 Prozent aller Männer und Frauen warten mehr als ein bis zwei Jahre vergeblich auf Nachwuchs. Ungewollte Kinderlosigkeit hat sich zu einem stillen Volksleiden entwickelt, so häufig wie Diabetes oder Rheuma. Jedes achtzigste deutsche Kind wird heute in der Petrischale gezeugt. Die In-vitro-Technik hat sich etabliert, auch wenn ihre Erfolgsraten gering bleiben. Bei 10 bis 25 Prozent pro Versuch liegen die Chancen, dass die High-Tech-Zeugung funktioniert.

Quelle: http://www.zeit.de/2003/41/Deutschland_2fKasten



Viele Grüsse,

Birgit
Ella
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Beitrag von Ella »

Oh, Rebella, du bist super! Vor allem immer so bestechend genau!!
nur kleine Anmerkungen von mir:
13. Soziologisch ist Krankheit eine Krise, die aus der Einschränkung der Handlungsfähigkeit des Individuums resultiert. Die Profession des Arztberufes ist die stellvertretende Krisenbewältigung (vgl. Oevermann 1998). Auf die Kinderwunschtherapie trifft diese Definition absolut zu.
14. Jede Frau hat das Recht, zu entscheiden, ob sie eine strapaziöse Kinderwunschbehandlung durchführen möchte oder nicht, so wie jeder Patient ein Selbstbestimmungsrecht hat. Diese Entscheidung muss die Patientin jedoch unabhängig von ihren finanziellen Mitteln treffen können. Dieser Grundsatz sollte nach wie vor für alle Patienten gelten, ob sie nun an Krebs, Unfruchtbarkeit, Hautpilz oder Nasenscheidewandverkrümmung leiden.
17. Jeder zukünftige Bundesbürger weniger, kann auch nicht in die Sozial- und Steuerkassen einzahlen und keine Waren konsumieren.
19. im vorletzten Absatz "auf anderem Weg" ist missverständlich. Du meinst damit doch den normalen Weg schwanger zu werden.

ein neuer Punkt) künstliche Befruchtung sei eine "kassenfremde Leistung":
Für uns ist es erschütternd und demütigend, dass in Diskussionen rund um die Gesundheitsreform unser Leiden und unsere Krankheit in einem Zug mit kassenfremden Leistungen wie Sterbegeld und Entbindungsgeld diskutiert wurden und zeitweise gar ebenfalls von einer kompletten Streichung die Rede war. Eine Finanzierung aus Steuergeldern fänden wir ebenso unangemessen, weil Reproduktionsmedizin für uns eine eindeutig zu den Heilmaßnahmen und somit zu den Leistungen der Krankenkasse gehört.
Auffällig ist, dass kostengünstige medizinischen Maßnahmen wie Hormonbehandlungen und Inseminationen nach wie vor im Leistungskatalog enthalten sind (die Notwendigkeit dieser Behandlungen also durchaus anerkannt wird), während die kostenintensiveren Methoden überwiegend ausgenommen wurden.

So, das war's!
Liebe Grüße,
Birgit
Seitdem sich mein Ex-Freund von mir getrennt hat, ist das Thema Kiwu für mich erst mal erledigt. Zum Glück hatten wir noch nicht mit der Behandlung angefangen... Manchmal ist auch Unfruchtbarkeit zu etwas gut...
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich freue mich über Eure ausführlichen Statements und werde sie einarbeiten. Heute hatte ich zunächst einen anderen Auftrag auszuführen. Liebe Grüße, Rebella
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Ella,

die 14 habe ich auf 14 und 18 verteilt, weil 1. zu Punkt 14 die finanzielle Seite nicht dazu gehört und ich glaube, wenn wir das so im Zusammenhang formulieren, die Frage kommen könnte, ob wir denn auch unabhängig von finanziellen Mitteln unsere Nasen operativ verschönern lassen wollen, weil wir diese Sache ja auch selbst entscheiden können. Gefahren lauern überall!

19. ?Auf anderem Weg? habe ich nicht gefunden. Auch nicht mit der Suchen-Funktion. Bitte, schreibe es noch mal genauer (Absatz zitieren oder so).

Zu Deinem Punkt ?Kassenfremde Leistung? überlege ich, ob ein Teil davon unter 18 paßt. Allerdings sind unsere Gefühle (erschütternd und demütigend) nicht unbedingt Fakten, die dieses Argument widerlegen. Widerlegen könnte man es nur wieder mit dem Krankheitsargument, das aber bereits mehrmals im Text auftaucht. Ich persönlich hätte auch nichts dagegen, wenn KB aus Steuergeldern finanziert werden würde, Hauptsache, die Entscheidung, Kinder zu bekommen, hängt nicht vom persönlichen Portemonai ab. ? Den letzten Satz möchte ich aber gern unterbringen.

Liebe Birgit,

um die ?Heilung der Krankheit unerfüllter Kinderwunsch? habe ich mir auch Gedanken gemacht. Ich meine, daß wir von der Krankheit unerfüllter Kinderwunsch geheilt werden, natürlich aber nicht von der Krankheit Unfruchtbarkeit. Denn nach erfolgreicher Behandlung besteht kein unerfüllter Kinderwunsch mehr, wobei die natürliche Fortpflanzungsfähigkeit weiterhin nicht gegeben ist. Ich zumindest für meinen Teil habe mit der Krankheit Unfruchtbarkeit jetzt nach Realisierung des Kinderwunsches kein Problem mehr. Natürlich könnte das ein Punkt sein, bei dem wir bei einigen Lesern, die nicht aufmerksam genug lesen, anecken. Vielleicht sollten wir diesen Punkt hier erstmal breit diskutieren.

Zu den Zitaten von M. Spiewak möchte ich sagen, daß dieser Journalist die Situation mit Sicherheit sehr realistisch rüber bringt. Dennoch habe ich ein Problem, ihn in jedem Fall zu zitieren. Erstens mal stimmt das mit ?jedem 80. Kind? mittlerweile nicht mehr, da halte ich mich lieber an Angaben aus dem statistischen Jahrbuch und dem IVF-Register und zweitens ist es in konkreten Fällen überzeugender, einschlägige Studien zu zitieren als einen Journalisten. Trotz allem hat er natürlich mit dem ?stillen Volksleiden? recht und das trifft auf 6. auch zu. Ich habe es dort in andere Worte gefasst.

Hallo alle,

die gestrigen Statements von Birgit und Birgit (Ella) habe ich in den Text einfließen lassen. Ich lese natürlich gern auch noch mehr Anmerkungen.

Liebe Grüße, Rebella
Ella
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Beitrag von Ella »

Hallo Rebella,
Es fallen also maximal 32% aller Fetozide bei Drillingen auf IVF-Drillinge. Man nimmt danach auch ?eine Abtreibung in Kauf, wenn sich zu viele Embryonen eingenistet haben? wenn man sich auf einem anderen Weg um ein Kind bemüht. Darf deshalb keiner mehr Kinder in die Welt setzen? Immerhin entscheiden sich mindestens (oben nachgewiesen) drei Viertel aller potentiellen Drillingseltern gegen einen Fetozid.
Diese Stelle meine ich. Der Punkt ist leider auch sehr lang. Vielleicht geht da noch was kürzen?
Ich persönlich seh da gar kein Problem, KB als Behandlung der Krankheit Unfruchtbarkeit zu sehen (Behebung der akuten Krise...). Klar, kann aber auch die Argumentation kommen, dass die Ursache weiter besteht. Aber das ist wiederum ja auch bei allen chronischen Krankheiten der Fall, die man ja auch mit Schmerzmitteln oder sonstigen "Krücken" behandelt (man spricht trotzdem von Therapie oder Behandlung, obwohl man an der Ursache nichts ändert).
Ob Krankheit oder nicht, scheint mir immer wieder der entscheidende Punkt zu sein, in dem wir überzeugen müssen. Wir als Betroffene sollten da meiner Meinung nach ganz entschieden sein. Anzweifeln werden es noch genug andere. Es wird ja auch bei nur mittleren Beeinträchtigungen des Befindens und der Handlungsfähigkeit gezahlt (leider gibts da immer weniger Beispiele ;) - z. B.verkrümmte Nasenscheidewand, leichte Arthrose etc. und gar bei selbstverschuldeten Sportverletzungen! Wir leiden (Kiwu vorausgesetzt) an einer sehr dramatischen, nicht selbst verschuldeten Einschränkung der Autonomie... Ich erwarte nicht, dass wir in dem Punkt sofort überzeugen können, aber das ist für mich ne definitorische Sache (die das BVG meiner Meinung nach klarstellen müsste.)
Ganz liebe Grüße und super, wieviel Mühe du dir machst. Freue mich, dich bald kennenzulernen!
Birgit
Seitdem sich mein Ex-Freund von mir getrennt hat, ist das Thema Kiwu für mich erst mal erledigt. Zum Glück hatten wir noch nicht mit der Behandlung angefangen... Manchmal ist auch Unfruchtbarkeit zu etwas gut...
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