Riccardas Warteschleifen - Ablenkungsordner :-)

Unsere Hauptkategorie. Hier wird über alles rund um den Kinderwunsch diskutiert. :-)
Claudine*
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Beitrag von Claudine* »

Liebe Riccarda

Ja, Wünsche hat man nicht wenige... Manchmal vergesse ich darob, dass es mir doch eigentlich sehr gut geht, meine echten Wünsche und Bedürfnisse doch recht bescheiden sind - wie wir alle wohl in der Beziehung etwas vergesslich sind! Genau diese Tatsache nimmt folgende Geschichte auf die Schippe (die als Kind zu meinen Lieblingsgeschichten gehörte - ich hatte sie auf Schallplatte!):

Drei Wünsche

Ein junges Ehepaar lebte recht vergnügt und glücklich beisammen und hatte nur den einen einzigen Fehler, der in jeder menschlichen Brust daheim ist: wenn man es gut hat, hätte man es gern besser. Aus diesem Fehler entstehen so viele törichte Wünsche, woran es unserm Hans und seiner Liese auch nicht fehlte. Bald wünschten sie des Schulzen Acker, bald des Löwenwirts Geld, bald des Müllers Haus und Hof und Vieh, bald einmalhunderttausend Millionen bayerische Taler kurzweg.
Eines Abends aber, als sie friedlich am Ofen saßen und Nüsse aufklopften, kam durch die Kammertür ein weißes Weiblein herein, nicht mehr als eine Elle lang, aber wunderschön von Gestalt und Angesicht - und die ganze Stube war voll Rosenduft. Das Licht erlosch, aber ein Schimmer wie Morgenrot, wenn die Sonne nicht mehr fern ist, strahlte von dem Weiblein aus und überzog alle Wände.
Über so etwas kann man nun doch ein wenig erschrecken, so schön es aussehen mag. Aber unser gutes Ehepaar erholte sich doch bald wieder, als das Fräulein mit wundersüßer, silberreiner Stimme sprach: "Ich bin eure Freundin, die Bergfee Anna Fritze, die im kristallenen Schlosse mitten in den Bergen wohnt, mit unsichtbarer Hand Gold in den Rheinsand streut und über siebenhundert dienstbare Geister gebietet. Drei Wünsche dürft ihr tun. Drei Wünsche sollen erfüllt werden."
Hand drückte den Ellbogen an den Arm seiner Frau, als ob er sagen wollte: "Das lautet nicht übel." Die Frau aber war schon im Begriff den Mund zu öffnen und etwas von ein paar Dutzend goldgestickter Hauben, seidenen Halstüchern und dergleichen zur Sprache zu bringen, als die Bergfee sie mit aufgehobenem Zeigefinger warnte: "Acht Tage lang", sagte sie, "habt ihr Zeit. Bedenkt euch wohl - und übereilt euch nicht!"
"Das ist kein Fehler", dachte der Mann und legte seiner Frau die Hand auf den Mund. Das Bergfräulein aber verschwand. Die Lampe brannte wie vorher und statt des Rosenduftes zog wieder wie eine Wolke am Himmel der Öldampf durch die Stube.
Obschon nun unsere guten Leute in der Hoffnung zum Voraus glücklich waren und keinen Stern mehr am Himmel sahen, sondern laute Bassgeigen, so waren sie jetzt doch recht übel dran: vor lauter Wunsch wussten sie nicht, was sie wünschen sollten. Und hatten nicht einmal das Herz, recht daran zu denken oder davon zu sprechen, aus Furcht, es möchte als gewünscht gelten, ehe sie es genug überlegt hätten. Nun sagte die Frau: "Wir haben ja noch Zeit bis zum Freitag."
Des anderen Abends, während die Kartoffeln zum Nachtessen in der Pfanne prasselten, standen Mann und Frau vergnügt an dem Feuer beisammen, sahen zu, wie die kleinen Feuerfünklein an der rußigen Pfanne hin und her züngelten, vertieft in ihr künftiges Glück.
Als die Frau aber die gerösteten Kartoffeln aus der Pfanne in die Schüssel tat und ihr der Geruch lieblich in die Nase stieg, da sagte sie in aller Unschuld und ohne an etwas anderes zu denken: "Wenn wir jetzt nur ein gebratenes Würstlein dazu hätten." Und - o weh! - da war de erste Wunsch getan.
Schnell, wie ein Blitz kommt und vergeht, kam es wieder wie Morgenrot und Rosenduft untereinander durch den Schornstein herab. Und auf den Kartoffeln lag die schönste Bratwurst. - Wie gewünscht, so geschehen. - Wer sollte sich über einen solchen Wunsch und seine Erfüllung nicht ärgern, welcher Mann übe solche Unvorsichtigkeit seiner Frau nicht unwillig werden?
"Wenn dir doch nur die Wurst an der Nase angewachsen wäre!", sprach in der ersten Überraschung, auch in aller Unschuld und ohne an etwas anderes zu denken, der Mann. Und - wie gewünscht, so geschehen. Kaum war das letzte Wort gesprochen, so daß die Wurst unter der Nase des guten Weibes fest wie angewachsen und hing zu beiden Seiten herab wie ein Husarenschnurrbart.
Nun war die Not der armen Eheleute erst recht groß. Zwei Wünsche waren getan - und noch waren sie um keinen Heller und um kein Weizenkorn, sondern nur um eine böse Bratwurst reicher. Noch war zwar ein Wunsch übrig, aber was half nun aller Reichtum und alles Glück zu einem solchen Nasenzierrat der Hausfrau?
Wohl oder übel mussten sie die Bergfee bitten, mit unsichtbarer Hand Barbierdienste zu leisten und Frau Liese wieder von der verwünschten Wurst zu befreien. Wie gebeten, so geschehen. Der dritte Wunsch war nun auch vorüber und die armen Eheleute sahen einander an, waren derselbe Hans und dieselbe Liese nachher wie vorher - und die schöne Bergfee kam niemals wieder.

:lol:

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Stefine
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Beitrag von Stefine »

Liebe Claudine,

über Deine Katzengeschichte habe ich mich wirklich totgelacht !BildBildBildBild

Aber auch die Szenen aus dem Kino sind nicht schlecht...Bild

Meine Warteschleife ist zwar leider vorzeitig zu Ende gegangen, aber ich werde ganz bestimmt weiterhin in diesem Ordner meine Laune aufbessern !

Danke schön !

Viele Grüße

Stefine
Claudine*
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Beitrag von Claudine* »

Als Deutschlehrerin kann ich mich darüber schieflachen:

Bild
Claudine*
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Beitrag von Claudine* »

Liebe Riccarda

Morgen arbeitest du ja wieder, hoffentlich ist die Mischung zwischen Ablenkung und Gefordertsein bekömmlich! Und nun dein heutiges "Mümpfeli" (ein Schweizer Ausdruck, den ich leider nicht übersetzen kann, ein Bettmümpfeli ist etwas, das (meistens ein Kind) vor dem Zubettgehen erhält, ein Zuckerl oder so etwas - wahrscheinlich stammt diese Gepflogenheit zu Zeiten vor der Zahnhygiene...):

Eine Frau im Büro hat es nicht leicht ...

Ist sie schlagfertig - hat sie Haare auf den Zähnen.
Verwendet sie Make-up - trägt sie Kriegsbemalung,
verwendet sie keines - vernachlässigt sie ihr Äusseres.
Bekommt sie viele Privatanrufe - nennt man sie Callgirl.
Zeigt sie ihre Gefühle - ist sie eine Heulsuse,
beherrscht sie sich - ist sie ein Eisberg.
Verrichtet sie anspruchslose Arbeit - hat sie keinen Ehrgeit,
erfüllt sie qualifizierte Arbeiten - ist sie mit ihrem Beruf verheiratet,
hat sie gar Erfolg - ist sie ein Karriereweib.
Ist sie mit 25 noch ledig - kriegt sie keinen mehr,
ist sie mit 19 schon verheiratet - muss sie wohl.
Ist sie im Tennisclub - sucht sie Anschluss an die Society,
geht sie schwimmen - hat sie Übergewicht.
Ist sie hilfsbereit - wird sie ausgenützt,
kümmert sie sich nur um ihre Arbeit - ist sie unkollegial.
Wirkt sie temperamentvoll - ist sie nicht zu halten,
wirkt sie ruhig und besonnen - fehlt ihr der Pfeffer.
Wenn sie logisch denkt - ist es nur kühle Berechnung,
ist sie intelligent - darf sie es nicht zeigen,
ist sie es nicht - muss sie wenigstens hübsch sein.
Kommt sie trotz Grippe ins Büro - steckt sie nur die anderen an,
bleibt sie zu Hause - legt sie sich wegen jeder Kleinigkeit ins Bett.
Ist sie Montags müde - lästert man,
ist sie taufrisch - lästert man auch.
Geht sie gerne aus - ist sie ein Playgirl,
bleibt sie zu Hause - ist sie ein Mauerblümchen.
Trägt sie Mini - stört sie den Arbeitsfrieden,
trägt sie Maxi - hat sie bestimmt krumme Beine.
Ein Mann ist für seinen Beruf tauglich, bis er sich als untauglich erwiesen hat.
Eine Frau ist für ihren Beruf untauglich, bis sie sich als tauglich erwiesen hat.
Riccarda
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Beitrag von Riccarda »

Liebe Claudine,
ich bin fertig mit der Welt! Wo hast das nur alles her! Ich halte mir hier echt den Bauch vor Lachen- bei der traumhaften Bestellung bin ich fast vom Stuhl gefallen! C. kam gleich an und wollte wissen, was los ist! Also einfach große Klasse! Ich habe mir alles schon ausgedruckt- das wird eine Gaudi im Büro...
Gaaanz herzlichen Dank!

Übrigens, da ja doch einige auch ihren Spaß an diesem Ordner haben: Gestern musste ich an einen Sketch denken, den Iris Berben und Dieter Krebs in "Sketchup" gespielt haben- in unvordenklichen Zeiten! Teilweise waren die Sachen wirklich gut! Also hier mein "Liebling" :

Sie, mit dicker Brille, Karnickelgebiss, Lockenwicklern auf und Haushaltskittel an, er hinter der Zeitung versteckt beim Frühstück. Als sie ihm Kaffee einschenkt, guckt sie auf einmal ganz verklärt und sagt: "Heute morgen, als ich aus dem Fenster sah, da graute der Morgen..."
Darauf klappt er die Zeitung runter und sagt: d e m Morgen!"

In diesem Sinne, ciao Riccarda ( die immer supergutgelaunt ist, wenn sie diesen Ordner gelesen hat...)
Claudine*
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Beitrag von Claudine* »

Liebe Riccarda, Sketchup fand ich auch öfters ganz köstlich! Schade, dass es so was Lustiges eigentlich gar nicht mehr gibt!

:knuddel:
Claudine*
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Beitrag von Claudine* »

Liebe Riccarda

Gleich mach ich mich dran, uns was Leckeres zu Abend zu kochen, war den ganzen Tag ausser Haus und habe kaum was gegessen - ungesund, Schokolade (Osterhase)... *schäm*! Hoffentlich schaust du ein bisschen besser zu dir, meine Liebe.

Also, da es gleich Fisch geben wird (soll ja gut sein für Schwangere...!!!!! War ein Wink mit dem Zaunpfahl!), handelt die heutige Geschichte von???

Das Fischessen

Ein armer Handwerksbursche kam auf der Wanderschaft durch Nürnberg, und da ihn hungerte und er noch ein paar Zehrpfennige in der Tasche hatte, so trat er in das nächstbeste Wirtshaus und gedachte, dort zu Mittag zu essen. Es war aber die "Goldene Gans", und er merkte, als er im Saal war, gleich, daß er in ein äußerst vornehmes Haus geraten war, getraute sich jedoch nicht, wieder hinauszugehen, und blieb, als die Gäste sich zur Mahlzeit an die gedeckten Tische begaben, verlegen und bedrückt hinter dem Ofen sitzen.
"Nun, mein Guter", redete ihn der Wirt freundlich an, "willst du nicht auch hersitzen und mithalten?" Er fürchte, entgegnete der Handwerksbursche, daß es zu eng geworden sei, und er bleibe wohl besser, wo er sei. Aber der Wirt wollte das nicht gelten lassen. "Komm nur her", sagte er, "ich mache dir schon Platz". Und da wirklich alle Tische besetzt waren bis auf eine Tafel, an der einige reiche Bürger und Kaufleute zu speisen pflegten, die er gut kannte, so bat er diese, ein wenig zusammenzurücken.
Der Geselle setzte sich also auf ein Bänkchen am unteren Ende, und es ward aufgetragen, ein Gang köstlicher als der andere. Aber er schämte sich und blickte, da ihn niemand zulangen hieß, mit heißen Augen auf seinen Teller nieder. Als man aber endlich gar sein Leibgericht auftrug, nämlich eine große Schüssel voll gebackener Fische, und ihn wiederum keiner nötigen wollte, so raffte er sich auf, nahm den kleinsten Fisch, der gerade vor ihm lag, vorsichtig von der Platte, stellte sich, als ob er mit ihm zu reden hätte, und hielt ihn sich danach mit dem Maul ans Ohr, als wolle er hören, was er zu antworten wisse; worüber die Tischgenossen sich nicht wenig wunderten.
"Lieber Freund", sagte einer der Kaufherren, "was sind das für Tischgebräuche? Warum haltet Ihr Euch den Fisch ans Ohr?" Der Handwerksbursche tat, als rücke er nicht gerne mit der Sprache heraus. "Liebe Herren", sagte er nach einer Weile, "ich habe eben etwas mit ihm zu reden gehabt, wollt euch durch das nicht beirren lassen." Als sie nun aber erst redet in ihn drangen, sagte er, auf das Tischtuch starrend: "Mein Herzensvater, ihr lieben Herren, ist mir vor einigen Jahren unweit von hier in der Pegnitz ertrunken. Ich habe nun das Fischlein hier gefragt, ob er ihn nicht irgendwo gesehen habe. Nein, sagte es, es sei noch zu klein dazu, ich möchte seine Eltern fragen, die könnten mir vielleicht Bescheid geben." Da lachten die Bürger von Herzen und legten ihm gleich die Eltern auf den Teller, zwei schöne große Karpfen, nach denen er wehleidig geschielt hatte, zahlten ihm auch am Ende seine Zeche und ließen ihn fröhlich seiner Wege ziehen.

:lol:
Riccarda
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Beitrag von Riccarda »

Liebe Claudine,

du bist wirklich einmalig! Ich kann wirklich nicht genug bekommen....- danke, danke, danke!!!!

Liebe Grüße von Riccarda
dodi

Beitrag von dodi »

Ich mische mich auch mal kurz hier ein.
Wenn Ihr mal ein hübsches Babyphoto von Euch sehen wollt, es gibt da eine Riesen-Datei in der jede Menge gespeichert sind.
http://www.babydatenbank.de
Viel Spaß dodi
Claudine*
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Beitrag von Claudine* »

Liebe Riccarda!

Heute habe ich was zu lachen von Ephraim Kishon. Ich glaube, viele von uns kennen das Phänomen, das er beschreibt; gerade in der Warteschleife ist frau ja anfällig für allerlei... Tregen wir's mit Humor und Fassung:

Ein Aberglaube kommt selten allein

Jetzt, da ich bereits Großvater bin, fühle ich mich verpflichtet, ein Geheimnis zu verraten, das ich bisher hinter dem unauffälligen Benehmen eines nüchternen, brillentragenden Intellektuellen verborgen habe. Ich bin in den letzten Jahren einem Laster verfallen. Ich wette gegen mich selbst. Und zwar wette ich, ob eine bestimmte Angelegenheit gut ausgehen wird oder nicht. Wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt, und warum sollte es, sind die ersten Symptome dieser Wettleidenschaft bereits im Alter von neun Jahren bei mir aufgetreten.

Ich benutzte auf dem Schulweg immer den Rand des Gehsteigs und kam dabei auf folgende Wette: Wenn es mir gelingt, mit normal großen Schritten keine Querlinie auf den Randsteinen zu berühren, wird mir der Lehrer nicht draufkommen, dass ich die Hausaufgabe im Rechnen vergessen habe. Um es kurz zu machen, die Querlinien blieben unberührt, und der Lehrer war krank. So fing es an.

Mit 14, also an einem Wendepunkt meiner Biographie, ging ich einmal die vier Stockwerke von unserer Wohnung hinunter und setzte alles auf eine Karte. Wenn die letzte Stufe des Treppenhauses auf eine ungerade Zahl fällt, dann, so wettete ich mit mir, wird das Ziel meiner Sehnsucht, das blonde Mädchen aus der gegenüberliegenden Wäscherei, sich Hals über Kopf in mich verlieben. Bis heute erinnere ich mich an diese letzte Stufe. Sie fiel auf die Zahl 112. Ich habe mich nicht in Jolankas Nähe gewagt, und unsere hoffnungsvolle Liebe endete, vom Treppenhaus zum Tode verurteilt.

Manchmal wurde meine Besessenheit fast unerträglich, besonders während des Zweiten Weltkriegs. Eines regnerischen Nachmittags, am Budapester Donaukai, wehte mir der Sturm den Hut vom Kopf, und während ich losrannte, schloss ich eine Wette ab: Wenn ich den Hut erwische, bevor er ins Wasser fällt, wird Adolf den Krieg verlieren. Ich erwischte den Hut, bevor er ins Wasser fiel. Der Rest ist Geschichte. Das soll nicht heißen, dass ich das Schicksal des Dritten Reichs besiegelt habe. Aber immerhin...

Nach dem Krieg entspannte sich die Situation ein wenig. Nur noch gelegentlich wettete ich gegen mich, etwa dass ich mit geschlossenen Augen und ohne anzustoßen durch die nächste Türe gelangen müsste, um das Gelingen eines Plans herbeizuführen. Prompt stieß ich mit dem Kopf gegen den Türrahmen, und vorbei war es. Das Schlimmste ist, dass man die Wette nicht wiederholen darf. Wenn man gegen die Wand stößt, hat man verloren. So verlangen es die Regeln.

Ich hatte gehofft, dass ich mir das mit den Jahren abgewöhnen würde, aber jetzt wird es immer schlimmer. Und es tröstet mich nicht, dass auch andere dieser pseudoreligiösen Leidenschaft verfallen sind. Einer meiner Freunde macht lebenswichtige Entscheidungen davon abhängig, ob auf seinem morgendlichen Busticket die Ziffer 7 auftaucht. Ein anderer, im Bankwesen tätig, überlässt Entscheidungen des nächsten Tages dem Druckknopf seines Fernsehapparates: Wenn er ihn abstellen kann, bevor zum Programmabschluss die Nationalhymne beginnt, wird er eine bestimmte Transaktion durchführen. Wenn nicht, dann nicht.

Auch menschliche Elemente schleichen sich in die Wettsysteme ein. Ich mache einen Spaziergang, sehe einen anderen Spaziergänger auf mich zukommen und spüre in allen Knochen: Wenn ich den Laternenpfahl zwischen uns als erster erreiche, wird der Schekel nicht abgewertet. Eine solche Wette verlangt äußerste Fairness, denn es ist natürlich verboten, schneller zu gehen. Es ist bestenfalls erlaubt, ganz unauffällig längere Schritte zu machen.

*

Ähnliches spielt sich auf Rädern ab. Ich meine die »Bremsenlose Wette«, die sich unter Profis großer Beliebtheit erfreut. Dabei nähert sich der Fahrer bei roter Ampel langsam der Kreuzung und erreicht sie genau in dem Augenblick, wenn sie auf Grün wechselt. Wenn das gelingt, bleibt er während der nächsten Jahre gesund. Das ist übrigens eine Wette, die besonders starke Nerven voraussetzt. Einmal, ich hatte gerade auf das Glück meiner eigenen Familie gewettet, fuhr ich unaufhaltsam auf die rote Ampel zu, die erst im allerletzten Augenblick grün wurde. Ich müsste mir noch auf der Kreuzung den kalten Schweiß von der Stirne wischen. Aber die Zukunft meiner Kinder war gesichert.

Dann gibt es noch die »Honda- Wette«. Sie besteht, wie der Name andeutet, darin, dass man die Anzahl der Hondas errät, denen man zwischen Tel Aviv und Haifa begegnen wird. Wenn man die Wette ein paar Mal gewonnen hat, muss man allerdings gestehen, dass man das Resultat (843) im voraus weiß. Na und? Dann ist es eben eine kontrollierte Wette. Mal etwas anderes. Dann und wann kann man sich ruhig einen kleinen Schwindel erlauben. Wenn ich zum Beispiel bei rotem Licht vor einer Kreuzung anhalten muss und die Augen schließe, um sie genau beim Wechsel auf Grün zu öffnen, wird mir niemand ein kleines Blinzeln in Richtung Ampel verbieten. Kein vernünftiger Mensch begibt sich blindlings in Gefahr. Man lebt nur einmal.

Warum erzähle ich das alles? Ich erzähle es zwecks Hebung der öffentlichen Moral.

Ich fuhr nämlich gestern mit dem Aufzug zur 11. Etage unseres stolzen Wolkenkratzers, des Schalom- Turms, und ging eine höchst riskante Wette ein, indem ich den Knopf drückte, meine Augen schloss und die Etagen zu zählen begann. Die Wette ging um nicht mehr und nicht weniger als das Schicksal unseres Landes: »Wenn ich bis zur 11. Etage richtig zähle, werden wir endlich Frieden mit unseren arabischen Nachbarn haben.« Ich zählte mit äußerster Konzentration, und wirklich, als ich die Augen öffnete, hielt der Aufzug in der 11. Etage. Es stimmte auch umgekehrt, als der Aufzug in der 11. Etage hielt, öffnete ich die Augen. Es war ein vollkommen ausgewogenes, ganz und gar überzeugendes Resultat, ein Sieg auf der ganzen Linie.

Künftige Generationen, so hoffe ich, werden zu schätzen wissen, was ich für sie getan habe.

:wink: Schön wär's!
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