Hallo Rebella,
grundsätzlich gebe ich Dir Recht, beim Lesen von Zeitungsartikeln generell Vorsicht walten zu lassen.
Allerdings sehe ich nur
einen Fehler, in Bezug auf den Begriff Chimäre :
Aufgrund neuer wissenschaftlicher Möglichkeiten werden die Begriff Chimäre/ Chimärismus nicht mehr ( wie früher) auf die Vermischung artfremder Erbeigenschaften angewandt ( Mensch-Tier)
Die Aussagen des o.g. Welt-artikels zur Befruchtung sind meiner Meinung nach korrekt:
Befruchtung:
24 Stunden zeigte die Bildung der so genannten Vorkerne in der Eizelle, dass der
Befruchtungsvorgang begonnen hatte.
Nach weiteren 24 Stunden waren mütterliches und väterliches Genom in der so genannten Syngamie der Vorkerne miteinander verschmolzen.
...
Indes erlaubt das am 1. Januar 1991 in Kraft getretene Embryonenschutzgesetz in Deutschland nur das Einfrieren von Eizellen im Vorkernstadium, da diese als noch nicht befruchtet angesehen werden. Auch wenn diese Bestimmung eine
willkürliche Grenze im dynamischen Prozess der Befruchtung zieht, ist sie doch für das Handeln der Ärzte entscheidend.
Quelle:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=40109
- > Das Eindringen der Samenzelle ist medizinisch-biologisch ( und nach d. Eschgesetz) nur der Beginn des Befruchtungsvorgangs, der erst mit der Verschmelzung d. Vorkerne abgeschlossen ist, insgesamt ca. 48 Stunden dauert.
- > Das Embryonenschutzgesetz greift also ab einem “willkürlich“gesetzlich festgelegten Punkt innerhalb eines Vorgangs :
[
b] Chimäre:[/b]
„Nach der heutigen Definition sind Chimären Mischwesen, die aus genetisch verschiedenen Geweben
zusammengesetzt sind.“ ( Quelle: Lexikon 1000fragen.de )
Dies passiert z. B. - wie schon im Ausland geschehen- wenn die Eizelle einer jüngeren Eizellspenderin entkernt wird und dann der Eizellkern einer älteren Eizell-Empfängerin “eingefügt“ wird ( - > weltweit 30 Kinder siehe dazu Zeitartikel “3 Eltern im Ei“ http://www.zeit.de/2001/20/Wissen/200120_embryo.html )
Die Spendereizelle besitzt trotz Entkernung noch ein minimales Resterbgut.
Diese Rest-Erbgut befindet sich in den Mitochondrien ( = “Zellkraftwerke“) die sich außerhalb des Zellkerns befinden. Der Anteil dieser Erbinformation macht ca. 0,01 % der Gesamterbinformation einer Zelle aus.
Dieses Phänomen existiert schon erlaubt bei der Organ oder- Knochenmarkspende “ Spenderchimärismus“
Außerdem gibt es Bestrebungen der Forschung Xenotransplantate möglich zu machen.
Damit ist gemeint, daß auf Organspende angewiesene Menschen gentechnisch veränderte Spender-Organe von Tieren erhalten könnten, auch in diesem Fall würde man wohl von Chimärismus sprechen ?
Vermutlich gilt der Begriff auch für ( im Ausland schon) durchgeführte Stammzell u. Gentherapien http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/lis/16292/1.html
An obigem Beispiel wird für mich deutlich, daß Interpretation u. Bewertung der Zusammenhänge oft auf bildlichen Vorstellungen oder begrifflichen Assoziationen beruhen :
- Beim Begriff Befruchtung denkt vermutlich fast jeder an das- wunderschön unterm Mikroskop abgfilmte - Eindringen eines Spermiums in eine Eizelle .
- Beim Begriff Embryo denkt fast jeder an die faszinierenden Fotos von Lennart Nilsson von höherentwickelten Embryonen.
-Oft sind in der Bioethikdiekussion eigentlich Präembryonen gemeint - PN-stadien die sich noch nicht geteilt haben- also Einzeller sind.
Erst nach dem 8-zell-stadium liegt keine Totipotenz mehr vor ( aus jeder einzelnen Zelle könnte ein " ganzer" Mensch werden).
- Auch wird immer davon gesprochen, daß den Frauen Embryonen vom Arzt eingepflanzt werden, obwohl die Implantation vom Embryo selbsttätig vonstatten geht und bisher trotz "Embryo-glue" usw.- nicht medizinisch kontrollierbar ist.
- Schlagzeilen wie " Kinder aus dem Eis" im Zusammenhang mit kryokonservierten PN-stadien führen auch nicht zu einer objektiven Einschätzung.
Ich vermute, daß auch aus diesem Grund die bayr. Ethikkomission in d. aktuellen PID-Stellungnahme vorschlägt:
Hubert Markl schrieb daher ( wohl aus gleichem Grund ?) :
Schon deshalb sollten Geisteswissenschaftler, die Begriffe wie "Mensch" definitorisch justieren wollen, nicht einfach auf Naturtatsachen zurückgreifen, als liefere der Blick ins Mikroskop eine Letzt-Entscheidung über Wortbedeutungen.
Quelle:
http://www.welt.de/data/2003/11/01/1904 ... archHILI=1
Viele Grüsse,
Birgit