Ich weiß nicht mehr weiter ...

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anonymbenutzer
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Ich weiß nicht mehr weiter ...

Beitrag von anonymbenutzer »

Liebe Leser,
ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Eigentlich habe ich meinen Kinderwunsch abgehakt.
Mein Mann und ich haben ein sehr schönes Leben.
Wir könnten eigentlich glücklich und zufrieden sein.

Letztens war ich wieder im Krankenhaus. Ich hätte fast meinen letzten Eierstock verloren.
Durch ein Glück, ist er gerettet worden.

Plötzlich ist alles wieder vor meinen Augen.
Die Kinderlosigkeit, diese Sehnsucht nach einem Kind. :help:

Irgendwie habe ich jetzt erst gemerkt, wie sehr wir alles nur verdrängt haben.

Aber es fällt mir schwer, nun zu entscheiden, wie weiter.

Ich träume plötzlich von positiven Schwangerschaftstests und von diesem unwahrscheinlich schönen Gefühl, schwanger zu sein. Das hatte ich noch nie in meinem Leben.

Und dennoch bleibt diese Angst, wieder in die Repro Mühle zurückzukehren.
Unsere Chancen sind sehr sehr schlecht.
Ich spreche nicht auf Hormone an, Dr. Reichel hat mir eine Einnistungsstörung diagnostiziert, habe nur noch einen Eierstock und außerdem bin ich Lowie und produziere kaum Eilein.

Geht es euch auch ab und an so, dass ihr solche Rückschläge habt und solche Schmerzen und Sehnsucht?
Oder ist dies ein Zeichen, dass mein Körper auf jeden Fall ein Baby mag`?

Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Nicht mehr, wie ich mich entscheiden soll.

Ob ich das Risiko nochmal eingehen soll, oder ob es "nur" eine Phase ist.

Danke fürs "zuhöhren".

Anonymus
casmire
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Beitrag von casmire »

Hallo,
ich finde es sehr mutig, dass du dich all deinen Gefühlen so stellst und in dich schaust. Das ist das beste was dir passieren kann.

Was du erzählt hast, wie es euch geht, sie die Chancen sind und eben deine Gefühle. Ich lese sehr deutlich heraus, wie stark dein Kiwu ist und ich bin sicher, Kiwu geht auch nicht einfach von heute auf morgen weg. Ich weiß zwar nicht, wie es ist gar keine Kinder zu haben, aber ich warte auch seit einem Jahr auf eine ss und kann es so einen kleinen Bruchteil aus deiner Sicht gut nachvollziehen.

Dass die Ärzte wenig Möglichkeiten für euch haben... bringt mich auf die Idee dich zu fragen, wie schaut es mit Naturheilunde aus? Dass ihr euch da beraten und betreuen lasst? Einen Versuch wäre es doch vielleicht Wert hm?

Bitte nicht den Kopf in den Sand stecken...

Wie geht es deinem Partner bei der ganzen Sache?

Ich schaue hier immer mal wieder rein...

LG
C.
peg
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Beitrag von peg »

Hallo,

manchmal öffnet so eine Verzweiflung auch andere Wege. Hast du schon mal an die Möglichkeiten im Ausland gedacht?
anonymbenutzer
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danke

Beitrag von anonymbenutzer »

Danke für eure Antworten.

mit einem Heilpraktiker habe ich es schon versucht.
Der war immer nur begeistert, wie schnell mein Körper einen Weg findet, die Hormone NICHT anzunehmen.
Aber ansonsten konnte keiner was für mich tun.

Und im Ausland müßte man auch Hormone nehmen.
Das Einzige, was mir da noch einfallen würde, wäre eine Eizellspende.

Und da ist mein Mann leider dagegen :cry:

Heute geht es mir wieder etwas besser.
Ich fühle mich zwar total leer.

Aber ich habe gestern noch lange mit meinem Mann gesprochen.
Wir werden das Geld mal zur Seite legen, meine Blutwerte abwarten und dann entschliessen, ob wir es doch noch einmal wagen werden.

D.h. erst mal mit meinem Kiwu Arzt reden, was er meint, wie wir unsere geringe Chancen doch noch nutzen könnten.

Entweder wir werden dann doch noch einmal das Risiko eingehen oder wir werden unseren Traum wirklich beerdigen :(

Es ist sauschwer :oops:

ach so, wir sind bereits im Ausland in Behandlung ...
peg
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Beitrag von peg »

Es gibt immer verscheidene Möglichkeiten. Manchmal kommen sie einem erst mal undenkbar vor. Je mehr man sich damit beschäftigt, desto eher kommen sie einem realisierbar vor.

Hast Du dich schon intensiv auseinandergesetzt mt den Möglchkeiten:
-Adoption
-Pflegschaft
-Eizellspende
-Embryonenspende
-Donogene Insemination (ist möglicherweise bei euch kein Weg, weil es ja evtl an Deinen EZ hängt??? Aber ich führe es mal mit auf, weil ich eure Situation nicht kenne)


Weshalb ist denn Dein mann gegen Eizellspende? Möglicherweise ändert er seine Meinung, wenn er sich näher damt befaßt. Oder er kann sich vielleicht Embryonenspende besser vorstellen?!
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo,

also Schmerzen und Sehnsucht sind bei ungewollter Kinderlosigkeit doch völlig normal. Und insbesondere in deiner Situation war es vorprogrammiert, dass du diese Träume wieder besonders intensiv verspürst. Ich kenne deine Geschichte und deine Aussichten nicht. Manche Frauen haben wirklich sehr geringe Aussichten und versuchen es doch immer wieder. Man kann daran auch noch mehr kaput gehen. Falls du es mit IVF weiter probieren wolltest, solltest du dir wirklich sehr fundierte Meinungen einholen, am besten 2 oder 3. Möglicherweise wäre die Eizell- oder Embryonenspende bei dir der bessere Weg. Oder, wie peg schrieb, auch Adoption oder Pflegschaft, wenn ihr euch das vorstellen könnt.

Am besten solltet ihr euer weiteres Vorgehen jetzt wirklich ganz kühl abwägen und nicht so emotionsbeladen irgendwas tun, was eigentlich keinen Zweck hat.
Liebe Grüße, Rebella
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anonymbenutzer
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hm

Beitrag von anonymbenutzer »

Ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen ein Kind quasi von einer anderen Frau+Mann auszutragen.
Ich bewundere alle, die Embryonenspende machen, aber das kann ich nicht.

Klar, es würde noch Eizellspende geben, aber selbst da ist es doch quasi das Kind einer anderen Frau und das Sperma von meinem Mann, aufgewachsen in meinem Körper.

Irgendwie sträubt sich da was in mir bei dem Gedanken. Soweit bin ich noch nicht.

Ich wünsche mir so sehr ein Kind mit meinem Mann. Ein Produkt unserer Liebe (klar im Reagenzglas entstanden).

Wir haben uns auch schon über Adoption oder Pflegschaft Gedanken gemacht.
Aber mal ehrlich, ist es einem Pflegekind oder Adoptivkind gegenüber fair, es aufzunehmen, obwohl man noch solche Gedanken hegt?

Es ist doch was ganz anderes :(

Klar ist es sicherlich auch was wunderschönes, aber eben nicht das leibliche Kind.

Ich komme mir irgendwie schlecht vor, wenn ich das hier schreibe, aber es entspricht dem, was ich empfinde.
anonymbenutzer
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Beitrag von anonymbenutzer »

Hallo Anonymus,


der Abschied vom Kinderwunsch ist ein langer und steiniger Weg. Ich weiß nicht, ob mit dem Beginn der Wechseljahre plötzlich eine Wende eintritt und es leichter wird. Vielleicht steht man dann an einer ganz anderen Stelle im Leben und kann mit der Kinderlosigkeit locker umgehen. Doch dann beginnt irgendwann die Zeit, in der anstelle der Kinder die Enkel ins Leben der Freunde treten. Ich vermute mal, es wird das Paar bis ins Alter begleiten, es kommt nur darauf an, wie wir damit umgehen.

Meiner Meinung nach gehören Deine Träume von positiven SSTs auch dazu. Mal geht es besser und plötzlich ist man mit Situationen konfrontiert, die frau wieder in den Schmerz zurückwerfen.

Für mich stellt sich auch die Frage, wie weit bin ich bereit für ein Kind zu gehen? Wie stark lasse ich mich vom Kinderwunsch vereinnahmen. Ich möchte nicht im Alter dastehen und feststellen, dass ich viele Jahre damit verbracht habe, einem Phantom hinterher zu rennen, welches ich nie erreichen werde. Ich möchte trotz der Kinderlosgkeit leben.

Mein Ziel ist daher: wie gestalte ich mir mein Leben, damit ich trotz der Kinderlosigkeit glücklich bin.


Man braucht oft eine Zeit zum Nachdenken, warum ich ein Kind möchte!? Geht es mir um die Weitergabe meiner Gene? Oder will ich einfach mein Wissen und meine Erfahrung weitergeben. Möchte ich mich am Kinderlachen erfreuen usw.

Zur Weitergabe der eigenen Gene ist ganz klar das leibliche Kind das Ziel. Alles andere kann ich mit Tageskindern, Pflegekindern oder Adoptivkindern auch bekommen und erleben. Ich habe viel Kontakt mit Pflegekindern, klar bringt jedes sein Päckchen mit, stellt die Pflegeeltern vor neue Herausforderungen. Eine bekannte PF hat mit ihren leiblichen Kindern mehr Probleme als mit der pubertierenden Pflegetochter.
Du siehst, Pflege schließt den Wunsch nach leiblichen Kindern auch nicht aus. Ich kenne einige Pflegefamilien, die nach der Aufnahme eines Pflegekindes auch noch leibliche Kinder bekamen.

Aber schließlich weiß man weder bei leiblichen noch bei Pflege/Adokindern, ob sie im Altern noch zu uns stehen oder bei uns sind. Da hält das Leben für alle eine Menge Überraschungen parat.

Bleibendes kann ich auch ohne Kinder der Menschheit hinterlassen ;-) Ich kann Bilder malen, Töpfern, Bücher schreiben oder mich ehrenamtlich engagieren. Die Möglichkeiten mich einzubringen und Erinnerungen an mich zu erschaffen sind vielfältig.


Was mir immer wieder zu schaffen macht, sind die Vorurteile, die die Gesellschaft kinderlosen Frauen entgegenbringt. Gehe ich mit Kinder spazieren, werde ich von Menschen gegrüßt, die mich ohne Kinder nicht mal wahrnehmen. Oder das heimliche Getuschel, was man sich als DINK alles leisten kann.
Da wird die Frau auf ihre Funtkion als Mutter reduziert. In die gleiche Richtung gehen ja auch die Kommentare, die sich viele Frauen anhören müssen, die nach der Geburt wieder arbeiten gehen wollen/müssen. Schade, dass unsere moderen Gesellschaft hier so antiquierte Ansichten hat.



Viele Erfolg bei der Suche nach Eurem Weg :knuddel:
von einer, die auch auf dem langen Pfad des Abschieds ist und öfters mal noch Tränen in den Augen hat, wenn ihr bewußt wird, dass sie nie eine Geburt erleben wird.
Anonyma :hallo:


Das war jetzt mehr als ich eigentlich schreiben wollte, aber es ist eben ein vielschichtiges Thema ;-)
anonymbenutzer
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hallo

Beitrag von anonymbenutzer »

Hallo Anonyma :knuddel:
danke für deine Worte.
Sie haben so viel Wahres.

Klar, kann ich das Kinderlachen haben, wenn ich ein "nicht leibliches" Kind annehme.

Aber dieser Traum, er war so realistisch. Dieser Wunsch, dieses kleine Wesen in mir wachsen zu spüren, die Ultraschallbilder zu sehen. Das Wunder eines kleinen Augenblicks mitzubekommen, wie aus ganz wenig Flüssigkeit ein Mensch entsteht. Ein Mensch zur Hälfte meiner zur Hälfte der Gene meines Mannes.

Klar, vielleicht sind das nur Phasen. Ich befinde mich erst seit 1,5 Jahren auf dem langen Weg des Abschiedes.

Gut, wir mein Mann und ich leben unser Leben gemeinsam alleine und geniessen was geht.
Aber zwischendurch gibt es so Täler, wo man diese Sehnsucht hat. Diese innere Sehnsucht nach dem leiblichen Kinde. Nach dem, was man vermutlich nie in den Armen halten wird.

Klar, man stellt sich natürlich alles rosarot vor. Das eigene Kind ist natürlich wunderschön, ist kein Schreikind *rotfl*
Und die negativen Seiten, die das auf sich ziehen kann, vergisst man ganz dabei.
Man bekommt sie durch die Freunde mit, die alle Kinder haben und denkt aber trotzdem:
Egal, DAS hätten wir trotzdem gerne.

Na ja... wie du schon geschrieben hast ... der Weg des Abschieds ist steinig und lang.
Und immer wieder kommen solche Täler des Schmerzes.
Mal sind sie flacher, mal steiler. Aber sie schmerzen unheimlich...
und sie lassen einen zweifeln, ob das, was man getan hat, für ein leibliches Kind, wirklich genug war.
Oder ob man es doch nochmal hätte wagen sollen.

:knuddel:
anonymbenutzer
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Beitrag von anonymbenutzer »

Liebe anonymus

ich verstehe Deine Gefühle sehr gut. Musste mich auch von vielem verabschieden.

Was es an Möglichkeiten jenseits leiblicher Kinder gibt, haben die anderen Frauen ja schon aufgelistet.
Wenn ich Dein Eingangsposting lese, dann klingen Eure medizinischen Chancen - sorry, wenn das hart rüberkommt - sehr ungünstig.

Wenn Du auch eine Einnistungsstörung hast, dann kann sich doch auch ein gespendetes Ei oder Embryo nicht wirklich gut festhalten, oder?

Es klingt für mich so, als ob bei Dir Gefühle (der intensive Kinderwunsch nach Schwangerschaft, leiblichen Kindern, ...) und Verstand (die geringen Chancen, die fehlgeschlagenen Versuche) im Widerstreit liegen.

Ich würde es mir reiflich überlegen, ob ich wegen heftiger und intensiver Trauergefühle mich auf etwas Reales (den nächsten Versuch, wie auch immer) einlasse, wenn die Chancen sehr, sehr gering sind.

Oder ob Du / Ihr nicht versuchen möchtet, die Gefühle auf der Gefühlsebene zu bewältigen.

Das Leben ist nicht fair. Manche Herzenswünsche bleiben unerfüllt. Manche Verletzungen schmerzen zwar mit der Zeit weniger, heilen aber nie ganz.

Kann ein weiterer Versuch Dir helfen - oder ist es danach, wenn es wieder nicht klappen sollte, nur umso schlimmer?

Musst Du vielleicht durch diese quälenden Gefühle durchgehen und sie durchleiden und ist es irgendwann mal wieder ein bißchen leichter zu tragen?

Den Wunsch nach leiblichen Kindern - halb Du, halb Dein Mann - finde ich verständlich und nicht verwerflich. Der Wunsch, daß etwas auf der Welt erhalten bleibt von einer und von einem als Paar. Egal, ob die Kinder einen besuchen im Alter oder nicht - es bliebe etwas.

Anonyma: Dein Gedanke, daß auch ohne Kinder etwas von einem bleiben könnte, ist tröstlich. Für die Durchschnittsfrauen unter uns ohne Kinder und ohne Nichten oder Neffen wird dies aber vielleicht ein frommer Wunsch bleiben. Klar erinnern sich noch die Altersgenossinnen und Freundinnen, aber irgendwann sind die auch tot. Daß jemand ein bleibendes Werk schafft wie die "Großen" ist fürchte ich den wenigsten gegeben.
Realistisch ist doch, daß man stirbt, und die Erde dreht sich weiter. Einige Leute vermissen einen noch eine kurze Zeit, und danach ist es, als sei man nie dagewesen. Vielleicht bleibt eine Spur von guten Taten, aber das ist dann auch alles. Ein Schicksal übrigens, das auch die Leute mit leiblichen Kindern ereilt - ich kenne die Namen meiner Großeltern und einzelner Urgroßeltern, aber alle davor sind auch schon im Rauschen der Geschichte verschwunden.
Wir sind sterblich, wir werden mehr oder weniger spurlos verschwinden. Einige früher, andere später.

Vielleicht kennt die schmerzlichen Enttäuschungen jede von uns - die eine mehr, die andere weniger:
so hätte ich mir mein Leben gewünscht.
So hätte es sein sollen.
Aber so ist es nicht.
Und es liegt nicht in meiner Hand, dies zu ändern.
Auch wenn ich es mir noch so intensiv wünsche.

Diese Lektion lerne ich gerade, und es ist nicht schön, und wir werden nicht immer gefragt im Leben, wie wir es gerne hätten.

Alles Gute anonym+traurig
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