Spermaqualität und weitere Untersuchungen

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micheline_2013
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Spermaqualität und weitere Untersuchungen

Beitrag von micheline_2013 »

Hallo Frau Dr. Zeitler,

ich grüble ebenfalls über das SG, unter anderem, nach. Wir hatten insgesamt 9 Icsis (meist im Spontanzyklus oder mit leichter Stimu, 1 - 3 Antral-Follikel nur jeweils vorhanden), davon 1x Nullbefruchtung, 1x Befruchtung, aber Zelle hat sich 'aufgelöst', 2x Fehlbefruchtung, 2x Befruchtung mit super Embryonen an Tag drei (8-Zeller mit A-Qualität, keinerlei Fragmentierung, alle Zellen nahezu gleich groß und rund). Leider haben wir nicht weiter kultiviert, sonst wüsste ich eventuell noch etwas mehr. 1x war das Ei weg und wir machten eine Not-IUI. 1x wurde eine Zyste punktiert und einmal war das Ei wohl noch nicht reif (klebte fest). Ist, dass eigentlich fast immer zumindest eine Befruchtung stattfindet, positiv zu werten? Wie soll man die zwei Fehlbefruchtungen (ich glaub 3 Chromosomenpaare statt 2 oder so ähnlich) werten?

Also eigentlich nur zwei Transfers, eine IUI und viele Monate GVnP. Nie eine Einnistung.
Ich bin 43 und habe sehr wenig Antralfollikel, aber die Qualität scheint nicht immer schlecht (?). Es wächst, auch ohne Stimu, jeden Monat ein Follikel, wenn mehr als 1 A-Follikel da ist, wachsen mit niedriger Stimu immer auch die andern, ich habe jeden Monat einen Eisprung (allerdings hatte ich letzten Winter 4 Monate Zykluspause mit erhöhtem FSH, seither alles wieder im Rahmen). Wir haben im letzten Jahr fast jeden Zyklus mit einer Icsi genutzt (wegen den wenigen Antralfollikeln). Ich hatte immer ein oder zwei Antralfollikel, einzelne sind quasi immer wenigstens befruchtet (außer ein Mal). Beim letzten Transfer waren es 2, die beide mit A-Qualität an Tag drei. Das ist ja eigentlich eine hohe Befruchtungsrate, prozentual gesehen. GMS immer gut und dreischichtig aufgebaut. Und: meine Mutter hat 4 Kinder und bekam das letzte mit fast 40. Ist die Situation tatsächlich SO negativ, dass mir zur EZS geraten wird? Also, ein Arzt sagt EZS, einer (sein Sohn, gleiche Praxis) meint, meine Werte etc. sind eigentlich nicht so schlecht.

Auch das SG schwankt sehr stark. Anscheinend haben wir beide gute und schlechte Zyklen :-? Zwischen 2 und 30 Mio./ml, zwischen 3 und 13 % schnell Bewegliche. Aber 98% pathologisch. In den beiden Zyklen mit den guten Embryonen war jeweils das SG nicht so toll (2 Mio./ml, 6% und 30 Mio/ml, 3%).
Würde es nicht Sinn machen, die Spermien mal näher unter die Lupe zu nehmen, mit P-Icsi zum Beispiel? Oder was würde sonst Sinn machen? Könnte es neben der sicher nicht mehr immer guten EZ-Quali auch an den Spermien liegen?
Ich habe jetzt endlich eine Überweisung zum Transfusionsmediziner. Bei mir sind im Selbstzahler-Versuch schon diagnostiziert:
Sperma-Antikörper, 7 fehlende KIR-Rezeptoren (spritze Granocyte seit dem 2. Transfer), Thrombozyten bei einer Untersuchung leicht erhöht, zytotische T-Zellen erhöht - 9.8.
Mehr erhoffe ich mir von der umfangreichen Immu-Untersuchung.
Was kann der Transfusionsmediziner sinnvollerweise beim Mann alles untersuchen? (Ich überlege, das direkt im Labor machen zu lassen, weil die Wartezeiten bei RF und Co so lang sind).

Unsere Karten sind sicher nicht gut, aber bevor ich aufgebe oder über EZS mir wirklich Gedanken machen kann, möchte ich möglichst vieles SICHER wissen. Haben Sie einen Rat, was bei unserer Konstellation abzuklären wäre? Ich fange wie gesagt prophylaktisch mit dem IL an (Untersuchungen folgen ja demnächst), am Montag gibt es noch eine Gebärmutter-Biopsie und ich werde wieder Östrogen-Priming machen, danach hatte ich letztes Mal einen sehr guten Zyklus.

Viele Fragen, sorry. Aber mein Doc glaubt nicht an andere Gründe außer EZ-Qualität. Ich finde aber die Ergebnisse bei den wenigen Follikeln gar nicht soo schlecht? Ich muss, um die bohrende Unsicherheit zu vertreiben, alles selbst recherchieren. Und möchte, natürlich, wenn alle paar Monate ein gutes Ei kommt, alle anderen negativen Faktoren ausschließen.

Danke und viele Grüße, Micheline
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,

aus der Beschreibung Ihrer Situation (wenige Follikel, 43 Jahre, erhöhtes FSH) und Ihrer 9 ICSI-Versuche (2 Transfere mit jeweils 1 bis 2 Embr) kann man leider nur sehr geringe Chancen für eine SS ableiten. Hinzu kommt, dass 50-70 % der Eizellen von Frauen über 40 Jahre Chromosomenanomalien aufweisen und dadurch die Wahrscheinlichkeit für eine Einnistung bzw. Weiterentwicklung der Embryonen stark herab gesetzt ist.
Die P-ICSI wird meist nur in Fällen in Betracht gezogen, in denen eindeutig die Spermienqualität der begrenzende Faktor ist d.h. alle Parameter stark vom Normalbefund abweichen. Dieses Verfahren hilft, um reife und unreife Spermien zu unterscheiden und damit das Befruchtungsergebnis zu verbessern.

Sie haben sich über sehr viele Möglichkeiten informiert und sehr viel dazu beigetragen, Ihre Ausgangsbedingungen zu optimieren. Die Optionen im Labor, auf die Qualität der Keimzellen Einfluss zu nehmen, sind leider begrenzt. Zusätzliche Untersuchungen wie DNA-Fragmentierung der Spermien oder Untersuchung des Chromosomenstatus der EZ können lediglich als Entscheidungshilfe heran gezogen werden, ob die Fortsetzung der Behandlung sinnvoll erscheint. Sie verbessern Ihre Chancen leider nicht.
Alles Gute
Sonja Zeitler
micheline_2013
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Beitrag von micheline_2013 »

Hallo Frau Zeitler,
vielen Dank für Ihre Antwort. Die Statistiken kenne ich natürlich. Ich hatte eigentlich etwas mehr über meine persönliche Situation zu erfahren gehofft. Also ob denn nun bei den wenigen Follikeln eigentlich nicht 3 gute innerhalb eines knappen Jahres keine schlechte Ausbeute sind. Es waren ja insgesamt nur 8 oder 9 entnommene Eizellen.
(ps: ich korrigiere - es waren über eine Dauer von 10 Monaten und 8 Zyklen 7 Eizellen (ohne die Fehlversuche/Ei weg etc.), meist im natürlichen Zyklus ohne Stimu - davon waren 3 Embryonen wirklich schön, also 40%). Wenige Eizellen heißt ja nicht UNBEDINGT schlechte Qualität. Ich will nicht kniefieselig sein. Aber wenn ich vergleiche, wie viele Follikel manche Frauen haben und wie wenige davon gut sind, kann ich mein Ergebnis gar nicht so schlecht finden, dass ich aufgrund Statistiken über andere Leute aufgeben möchte, ohne mehr zu wissen.
Ist es nicht naheliegend, dass - wenn schon Immu-Probleme aufgetaucht sind - man die wenigen verbliebenen EZ nicht opfern möchte - und aufgrund eines weiteren Immu-Problems oder auch schlechten Spermien sich Chancen verbaut? Ich würde eigentlihc, auch wenn ich jetzt 'jung' wäre und viele EZ hätte, das SG aber relativ schlecht (so wie unseres), auch zwischendurch eine PISCI machen wollen. Weil doch einfach nicht klar ist, wie viele reife und unfragmentierte Spermien überhaupt zur Verfügung stehen. Und das sieht man mit der üblichen 400-fachen Vergrößerung nicht. Und dann ist doch die ganze Prozedur zum Scheitern verurteilt?
Ich habe viel versucht, ja, aber da es bei uns Alten scheint's 'eh kaum noch Sinn macht', viel zu untersuchen, musste ich mir das mühsam zusammensuchen, teils selbst bezahlen und darf jetzt erst auf KK-Schein wirklich Klarheit bekommen. Und die brauche ich einfach, weil diese Entscheidungen sind keine kleinen.
Darf ich Sie noch fragen, ob Sie Erfahrungen bezüglich der Ergebnisse von Endometrium-Biopsien haben? Werden hier die gleichen Therapien versucht wie bei gefundenen Ergebnissen im Blut?
Also, zum Beispiel hohe ANzahl Killerzellen = Intralipid oder ähnliches.
Danke und viele Grüße, Micheline
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,

Fragen im medizinischen Bereich, wie Immunologie, kann ich leider nicht abdecken.

Bezüglich der Verbesserung der Einnistung empfehle ich Ihnen die beiden unten stehenden Übersichtsarbeiten.
Die Ergebnisse deuten auf eine Erhöhung der Implantationsraten nach Endometriumsreizung hin, so dass dieses Verfahren eine einfache Möglichkeit bietet, mit relativ geringem Aufwand einen positiven Effekt zu erzielen.
Sehr vielversprechend sind auch die Untersuchungen der Arbeitsgruppe von Dr. Carlos Simon. Mittels bestimmter Marker werden Endometriumsbiopsien untersucht, um den optimalen Zyklustag für den ET festlegen zu können. Es hat sich gezeigt, dass der optimale Zyklustag individuell zeitlich nach vorne oder nach hinten verschoben sein kann.

(A) „Local endometrial injury and IVF outcome: a systematic review and meta-analysis“ von Tarek el-Toukhy u.a.
(B) „Endometrial injury to overcome recurrent implantation failure- a systematic review and meta-analysis“ von Neelam Potdar u.a., beide veröffentlicht in RBM Online im Dezember 2012.

Alles Gute
Sonja Zeitler
micheline_2013
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Beitrag von micheline_2013 »

Hallo Frau Zeitler,
das ist wirklich sehr interessant. Mein Doc erwähnte auch, dass es jetzt neue Erkenntnisse bezüglich ENdometrium-Beschaffenheit und ET gibt. Vermutlich meinte er das.
Vielen Dank für den Hinweis auf die die beiden Arbeiten und für Ihr Engagement hier. Sie haben mir schon mit einigen Beitragen auf Fragen anderer weitergeholfen!
Micheline
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