Ihrs alle,
eigentlich sollte ich fleißig sein, und so recht bin ich auch nicht in Stimmung. Ich habe ja lange Jahre in den USA gelebt - und zwar ausgerechnet in Washington und NYC, so daß ich vielleicht auch noch ein bißchen anders "betroffen" bin. Stecken halt so viele persönliche Dinge und Erinnerungen darin. Glücklicherweise scheinen alle, die ich kenne, heil zu sein.
Ich wollte aber Saskia noch ein paar Worte sagen.
Ich finde das Verhalten Deines leiblichen Vaters nicht gerade erfreulich. Ich wäre vermutlich sehr verletzt und hätte das Gefühl, ihm liegt gar nichts an mir, und das sei einfach nur gemein von ihm. Stimmt ja auch!
Meine Erfahrung hat aber gezeigt, daß Menschen - so sind sie leider nun mal - immer ihre aktuelle Situation für die zentrale, wichtigste, einzige halten (kann man auch hier im Forum wunderbar beobachten

). Und so kann es sein, daß er völlig eingebunden in seine neue Familie lebt und die in seinen Mittelpunkt rückt und ihm gar nicht recht zu Bewußtsein kommt, daß er eben auch seinem alten Mittelpunkt noch Aufmersamkeit und Fairness schuldet.
Dein Glück ist nur - und ich glaube, wenn man nur Marons Aussage sieht, daß dies wirklich ein Glücksfall ist -, daß Du nicht auf ihn angewiesen bist. Und das ist eher etwas seltenes. Du hast ja ganz offensichtlich einen zweiten Vater in Deinem Stiefvater gefunden, einen Menschen, der Dich sozusagen nur en passant kennengelernt hat - und der Dich, wie Du bist, liebgewonnen hat, wie ein Vater (und daß dies erstaunlicherweise geht, weiß ich nur zu gut - gibt halt wirklich auch nette Stiefmütter

).
Neschi, glaube ich, hat mal gesagt, wir möchten gerne Eltern sein, um von der Geborgenheit, die wir als Kinder verspürt haben und die einem als Erwachsenem abhanden kommt, noch ein Stückchen wieder zurückzubekommen - und sei es, weil jetzt wir diese Geborgenheit geben. Als Dein Vater noch bei Euch war, hast Du hoffentlich in seiner Geborgenheit gelebt. Jetzt ist es Michael, der Dir diese geben kann und dazu auch bereit ist. Die Bedeutung Deines leiblichen Vaters rückt damit aber auch ein Stückchen in den Hintergrund - so, wie es umgekehrt vielleicht auch ein Stückchen weit so ist. Deshalb wehr' Dich ruhig gegen diese Verhaltensweise, sei sauer und alles - und freu' Dich, daß es Micha gibt, auf den Verlaß ist und den Du hemmungslos brauchen darfst.
Dir alles gute,
Natti