ich finde es einfach klasse, was Ihr hier schreibt. So wohl habe ich mich noch nie gefühlt. Es ist das Ziel, welches uns eint. Für mich spielt es keine Rolle, wann wir das Ziel erreichen.
Gestern wäre ich gerne noch einmal ins Forum gegangen, aber ich kam aus irgendwelchen Gründen leider nicht ins Internet, deshalb habe ich mal wieder sehr lange Tagebuch geschrieben und mir wurde wieder einiges klarer.
Mir ist bewusst geworden, dass ich den ersten Fehlversuch für mich gebraucht habe. Es kam alles absolut plötzlich auf mich zu. Ich hatte meinem Mann im August ein Ultimatum gestellt. Nachdem wir seit 2 Jahren verheiratet sind, seit fast 3 Jahren zusammen sind und in der Zeit auch nur vor Hochzeit verhütet haben, wollte ich endlich raus aus der Wartestellung. Bevor ich meinen Mann kennenlernte, habe ich fast nur für den Job gelebt und sehr schnell sehr gute Positionen erreicht. Dann kamen verschiedene Angebote von anderen Unternehmen, die ich sehr gerne angenommen hätte, aber aufgrund des Kinderwunsch zurückgesteckt habe. Es waren wirklich klasse Jobs dabei, aber ich hatte immer Bedenken, was machst Du, wenn Du in der Probezeit schwanger wirst. Deshalb bin ich bei meiner alten Firma geblieben, dort ging es mit dem Bereich, in dem ich war aus internen Gründen absolut bergab. Es folgten viele Menschliche Enttäuschungen und die Erkenntnis, dass auch Vorstände nur Menschen sind und als solche auch ziemliche A........ sein können. Einer hat mir alles mögliche versprochen und im entscheidenden Moment den Schwanz eingezogen und wollte mich sogar noch schlecht machen. Aber ich bin dadurch nur gewachsen, denn ich habe mich gegen ihn gestellt und ich bin so stolz darauf, dass ICH nicht den Schwanz eingezogen habe. Irgendwie habe ich auf die richtige Karte gesetzt, denn sein engster Widersacher wurde mittlerweile Vorstandsvorsitzender und seine Förderung würde mir jetzt nur schaden. Nichts desto Trotz, ich bin in meinem Job gnadenlos unterfordert, deshalb kann ich auch immer so schön hier im Forum schreiben. Um endlich mal wieder gefordert zu werden, habe ich mir eine Genehmigung zur Nebentätigkeit geben lassen und eine Firma gegründet. Und Leute, was soll ich Euch sagen, es klappt einwandfrei. Ich könnte sogar Leute einstellen, bisher habe ich 2 freie Mitarbeiter, aber ich zögere noch wegen des Kinderwunsch. Und der erfüllte sich nicht. Monat für Monat sind ins Land gezogen und ich wurde einfach nicht schwanger. Bei mir war alles in Ordnung und Mitte 1999 sagte ich dann zu Michael, dass es jetzt mal seine Fabrik überprüfen lassen soll. Es wurde dann festgestellt, dass es zu wenige sind und die auch noch zu langsam sind. Der Androloge meinte aber, dies wäre zu beheben. Mein Mann ist ja auch Arzt, warum hätte ich widersprechen sollen. Also, mein Mann hat sich dann mit Choragon gespritzt, aber sein Löckchen wurde und wurde nicht schwanger, dafür wurde ich immer frustrierter in meinem Job und in meiner eingefahrenen Situation. Ich konnte ja nichts ändern, dass hat mich verrückt gemacht. Eigentlich hatte ich künstliche Befruchtung immer für mich ausgeschlossen, wollte immer ein Kind der Liebe und Leidenschaft zeugen. Mehrfach habe ich mit meinem Mann das Gespräch gesucht und gesagt, dass wir uns von dem Kinderwunsch verabschieden sollten, damit wäre doch auch ein erfüllbares Leben möglich, aber er wollte sich der Entscheidung nicht stellen. Der Frust wurde immer größer, eine Entscheidung gab es nicht, deshalb habe ich ihm das Ultimatum gesetzt: Wenn wir bis September keinen Termin in einem KIWUZ bekommen, dann ist für mich Schluss. Er kam dann endlich in die Hufe und hat sich an einen Bekannten erinnert, dessen Spezialgebiet die künstliche Befruchtung ist. Der ist mittlerweile Professor und leitet die Frauenklinik in Darmstadt. Klasse, wir hätten also alles schon viel früher machen können. Wir hatten unser Erstgespräch dann im August und der Leyendecker meinte sofort, dass mein Mann keine Chancen hat, auf natürlichem Weg zu zeugen. Ich war stinksauer, denn mit dem Ergebnis hätte ich mir sehr viel Wartezeit sparen können. Der Leyendecker fragte mich dann, ob ich wüsste, was auf mich zukommt. Damals wusste ich noch nicht, warum er mich das gefragt hat. Ich habe mich dann also sehr schnell in die Behandlung gestürzt und auf einmal kamen da wieder die Bedenken hoch. Was machst Du da eigentlich? Alles künstlich, keine Natur, keine Leidenschaft, keine Liebe? Dazu noch die unangenehmen Behandlungen. Mein Intimleben besteht seitdem nur noch aus Untersuchungen. Ich meine, wir müssen immer unser intimstes freigeben und ehrlich gesagt finde ich es manchmal ziemlich entwürdigend. Na ja, ich habe mich damit arrangiert. Mir wurde aber schnell klar, dass wenn das Ergebnis im Kopf entschieden wird, dann war ich von Beginn an negativ. Ich konnte mir nicht vorstellen, auf diese Weise schwanger zu werden. Manchmal habe ich gedacht, da wächst ein Zombie in mir. Zwei Tage vor dem Ergebnis haben sich erst Muttergefühle eingestellt und ich hatte ein wenig Hoffnung. Das Ergebnis kennt ihr.
Wisst Ihr, manchmal komme ich mir schon vor wie ein Versuchskaninchen. Ich bin zwar davon überzeugt, dass ich einigen Jahrzehnten diese Behandlung bei sehr viel mehr Paaren angewendet werden muss, aber heute ist das Thema nicht ausdiskutiert. Und ich war beim ersten Mal noch nicht bereit. Leider ist die öffentliche Diskussion zu diesem Thema sehr einseitig und geht sehr schnell auf Selektion und die negativen Seiten der Sache. Prof. Leyendecker hat einige sehr gute Artikel über das Thema geschrieben, die die medizinische Seite betrachten, diese Einschätzung hat mir ganz gut geholfen. Die Frage, ob die ganze Künstlichkeit moralisch einwandfrei ist, die muss ich mir selbst beantworten und wird mir sicherlich noch einiges Kopfzerbrechen bereiten. Aber eines weiss ich jetzt: Ich bin bereit, auf diese Art schwanger zu werden.
Ich bin froh, dass ich mir das hier einmal von der Seele geschrieben habe, vielleicht könnt Ihr mich jetzt ein bißchen besser verstehen.
Claudine, ich habe Deine Fragen nicht vergessen, antworte auch noch darauf.
ClaudiaZ, Du machst mich ja richtig neugierig. Aber ich respektiere Deine Privatsphäre, deshalb habe ich nich in Euren Ordner geschaut. Cleo hat einige Andeutungen gemacht, deshalb kann ich ansatzweise verstehen, wie es Dir geht. Du bist ja noch jung und hast schon ziemlich viel mitgemacht, aber ich denke, Du hast Deinen Weg im Leben gefunden und wirst ihn weitergehen. Tränen und Enttäuschung gehören dazu, aber genauso unendliche Freude und Liebe. Und wie ich immer so gerne zitiere: Alles hat seine Zeit

Dir auf alle Fälle alles, alles Gute.
Auch an den Rest der Gemeinschaft
Bibi