Kirche, Glaube, Taufe usw. ja/nein

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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo rebella,

du schreibst:
Religiöse Überzeugungen sind gefährlich für Kinder und verunklaren ihren Weitblick ggf. für das ganze Leben.

ich weiss nicht, ob jede religiöse überzeugung für kinder 'gefährlich' ist, wenn man ihnen nicht gerade mit der hölle droht. ich habe, ohne mich groß damit beschftigt zu haben, den eindruck, dass religionen oder spirituelle richtungen wie der taoismus oder der buddhismus ohen konstrukte wie die hölle auskommen.

ich denke mal, dass das leben ohne gott auch seine tücken hat.
z.b. haben wir gerade einen todesfall in der familie. könnte ich meinem sohn mit überzeugung erklären, dass XX jetzt 'bei gott im himmel ist' würde es entschieden EINFACHER - oder, böse formuliert, bequemer - für alle sein.

der gedanke, dass da eventuell nach dem tod nichts mehr ist bzw. wir nicht wissen, was danach passiert, bedeutet für ein kind wahrscheinlich eine stärkere verunsicherung.
auch wenn ich mir sage, dass es da eben durch muss, und ich das persönlich für besser und aufrichtiger halte, als sich mit in meinen augen aufgrund psychologischer bedürfnisse nach sicherheit und sinngebung konstruierten und keinen der wirklichkeit entsprechenden aussagen zu trösten.

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
Gast

Beitrag von Gast »

JBB hat geschrieben:@Fiducia
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen!
Hallo Bea,

jetzt habe ich etwas mehr Zeit und Kraft um zu antworten.
Hatte auch überlegt ob es wirklich sinnvoll ist im Forum zu antworten oder in einer PN, immerhin handelt es sich hier ja nicht um ein Theologie-Forum. Musste mir ja neulich erst den Vorwurf gefallen lassen, dass ich auf unerträgliche Christenart missioniere oder so ähnlich. Antworte jetzt trotzdem hier, weil ja auch noch andere mitlesen, die vielleicht interessiert, was ich zu deinen Fragen sage. Aber Achtung: es ist lang geworden und ich zitiere gelegentlich aus der Bibel, weil das meine Erkenntnisgrundlage ist.
JBB hat geschrieben:
Ich gehe nicht davon aus, dass alles von Gott vorherbestimmt ist
Sondern? Nur ein Teil? Welcher denn und nach welchen Kriterien geschieht das? Es ist ja nicht definitiv so, dass die Guten auf dieser Erde belohnt werden, also hat Gott ein anders System?
Über diese Frage zerbrechen sich Theologen seit Jahrhunderten die Köpfe.
Ich gehe nach dem Zeugnis der Bibel davon aus, dass Gott allwissend und allmächtig ist. Als der Schöpfer steht er der Welt gegenüber und über der Zeit. D.h. er weiß was geschieht, auch in der Zukunft, aber er bestimmt es nicht in dem Sinne voraus, dass wir Menschen nur Marionetten wären, nicht anders handeln könnten, ... Wäre es so, könnte kein Mensch für seine Schandtaten zur Rechenschaft gezogen werden, weder von einem weltlichen Gericht noch von Gott.
Ich bin davon überzeugt, dass Gott die Geschicke der Welt nicht vorherbestimmt (außer der Tatsache, dass diese Welt ein Ende hat) sondern lenkt in dem Sinne, dass er mal ganz grundsätzlich dem Menschen den Auftrag gegeben hat, diese Welt zu gestalten, zu bebauen und zu bewahren. D.h. er lässt den Menschen machen, hat ihm die Freiheit gegeben. Gott kann aber jederzeit eingreifen, wenn er das möchte. Sein Eingreifen ist aber m.E. nicht vorherbestimmt, sondern kann z.B. durch Gebete der Menschen veranlasst werden.

Nach meinem Verständnis der Bibel vorherbestimmt ist, dass jeder Mensch einmal sterben muss und danach sich vor Gottes Gericht verantworten. Vorherbestimmt bzw. durch die erste fatale Entscheidung festgelegt ist nach dem Zeugnis der Bibel auch, dass jeder Mensch von Natur aus dem Gericht Gottes anheim fällt. Dagegen steht aber, dass Gott will, dass allen Menschen geholfen wird, und sie zur Erkenntnis der Wahrheit (= Jesus) kommen. Das heißt wiederum, dass Gott keinen Menschen zur Hölle vorherbestimmt. - Calvinisten sehen das anders, aber ich bin Lutheraner - so viel zum Streit der Theologen. „Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, das Heil zu erlangen durch unsern Herrn Jesus Christus.” 1 Thessalonicher 5:9
JBB hat geschrieben:An anderer Stelle hast du geschrieben, dass man Gott für das Gute danken sollte (Stichwort Beten). Dankst du Gott dann auch für das Schlechte was dir widerfährt? Denn es geschieht doch alles nach Gottes Plan?
Zugegeben, für das Schlechte zu danken fällt mir eher schwer, aber ja, ich versuche immer wieder dahin zu kommen, denn: Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. (Römer 8,28) - Mein Mann hilft mir dabei, er kann das meist viel schneller als ich.

Ich überlege gerade, wie viel wirklich Schlechtes mir bisher geschehen ist, und komme auf gar nicht so viel: Die Fehlgeburt konnte ich nur sehr schwer und lange gar nicht dankbar von Gott annehmen auch weil in derselben Zeit mein Großvater verstorben ist. Mein Mann konnte das sofort dankbar akzeptieren, einer seiner Kommentare war: Jetzt wissen wir immerhin, dass wir schwanger werden können. - Auch ein Grund zum Danken ... Auch in meiner langen Singlezeit gab es Tage, an denen es mir sehr schwer fiel das zu akzeptieren, wo Gott mir doch hätte längst einen Partner schenken können. Ich konnte nach vielen Kämpfen und Tränen aber mit der Zeit zu einem ganzen "Ja" zu dieser Lebensführung finden und weiß im Nachhinein, dass ich halt auf meinen jetzigen Mann warten musste.
JBB hat geschrieben:Wenn aber der Glauben der Maßstab Gottes ist, an dem ich als Mensch gemessen werde: Warum hat er mich dann mit einem Verstand ausgestattet? Je mehr ich darüber nachdenke, umso weniger verstehe ich das Ganze. Oder anders gefragt: Wie soll ich etwas glauben, was sich meinem Verstand nicht erschließt?
Wenn also die Aussagen meines Verstandes und meines Gefühles sagen, dass ich nicht an Gott glaube, dann habe ich eben "Pech" gehabt?
Glaube und Denken schließen sich doch nicht aus, oder?
Nach meinem Verständnis heißt glauben im Sinne der Bibel vertrauen, sich anvertrauen. - Habe dazu mal ein gutes Beispiel gehört: Ich kann viel über Aerodynamik wissen, auch über Flugzeugbau, aber letztlich braucht es immer ein Stück Vertrauen, mich ins Flugzeug zu setzen - Vertrauen in die Technik, den Piloten, die Umstände. So ähnlich ist es für mich mit dem Glauben an Gott: Ich kann vieles wissen, vieles mit dem Verstand zu ergründen versuchen, aber an einer letzten Stelle bleibt es mir nicht erspart, dass ich dem Wort Gottes vertraue und mich ohne greifbare Beweise darauf einlasse. Diese "letzte Stelle" ist für mich die Frage nach der Sündhaftigkeit des Menschen und dem Gericht Gottes, sowie die Frage nach der Erlösung durch den stellvertretenden Tod und die Auferstehung von Jesus und die Frage ob es nach dem Tod weitergeht.
Es gibt übrigens Wissenschaftler, die durch ihr Nachdenken und Ergründen zum Glauben gekommen sind, weil sie gemerkt haben, dass es hinter all der Erkenntnis noch etwas anderes, verstandesmäßig nicht greifbares geben muss.
Die biblische Definition für Glauben heißt: Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Hebräer 11,1
JBB hat geschrieben:Tja, und was würde mir ein Priester nun raten? Müsste ich mich jetzt (rein theorethisch, wenn ich in den Himmel kommen wollte) zum Glauben "zwingen" und wie geht das?
Zum Glauben zwingen kann sich niemand, auch nicht aus sich selbst heraus glauben. Der Glaube ist ein Geschenk Gottes. - Bevor jetzt jemand sagt es sei möglicherweise ungerecht, falls Gott nicht jedem den Glauben schenkt: (man verzeihe mir die Bibelzitate)
1. Gott will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, daß dies zu seiner Zeit gepredigt werde. 1 Timotheus 2:4-6
und:
Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Johannes 3,16

=> Gott will, dass alle Menschen errettet werden indem sie an Jesus glauben - allerdings drängt er den Glauben nicht auf, sondern lässt dem Menschen die Freiheit sein Geschenk abzulehnen

Anm.: Weil wir hier ja mit dem Thema Taufe begonnen hatten: Ich glaube, dass Gott bereits in der Taufe des Kindes den Glauben einpflanzt, der dann genährt werden muss. Später kann der Mensch den Glauben ablehnen, seine eigenen Wege gehen. Bei Ungetauften gilt, dass Gott den Glauben durch sein Wort schenken will (durchs Hören oder Selberlesen)

2. Wenn du mit deinem Munde bekennst, daß Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, daß ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. Denn die Schrift spricht: »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.« Es ist hier kein Unterschied [...]; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. Denn »wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden«. Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? [...] Aber nicht alle sind dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht: »Herr, wer glaubt unserm Predigen?« So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi. Römer 10:9-17 1.

3. Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. Epheser 2:8-9

=> Glaube ist ein Geschenk Gottes, wir können ihn uns weder verdienen noch selbst aneignen.

4. Aber: Was wir tun können ist, dass wir Gott suchen, uns für ihn öffnen, z.B. indem wir damit beginnen in der Bibel zu lesen (ich würde für Anfänger die Evangelien, Jesus-Geschichten, empfehlen) und mal so tun als ob es Gott gäbe und er uns hören würde, wenn wir ihn bitten, dass er uns erkennen lässt, sich uns offenbart. – Gott verspricht: „Wenn ihr mich von Herzen suchen werdet, will ich mich von euch finden lassen.“

Nur kurz zum Verständnis, du glaubst also: Gott KÖNNTE also, wenn er WOLLTE, jederzeit hier in Handlungen auf der Erde eingreifen?
Ja.
Wenn es aber zu seinem Plan dazugehört, Kinder absichtlich sterben zu lassen, dann kann es auf jeden Fall kein GUTER Plan sein. Die Christen können ja behaupten, Gott sei allmächtig. Aber wenn sie behaupten, er sei ein lieber Gott, dann muss ich energisch widersprechen!!!
Meine ehrliche Meinung? Gott ist kein lieber Gott – er ist die Liebe, aber nicht „lieb“ in dem Sinne, wie wir es uns oft vorstellen. Gott ist heilig, er ist auch zornig und eifersüchtig, er ist der Richter, aber er ist eben auch die Liebe. Und Liebe drückt nicht immer die Augen zu, sie muss strafen, erzieht, muss manchmal negative Erfahrungen machen lassen, … aber letztlich nimmt sie den anderen an wie er ist. Wie Gott das tut, kann man aus dem zweiten oben genannten Bibelzitat entnehmen.
Ich kann dir jetzt mal an dieser Stelle sagen: Wenn MEINEM Kind etwas Schlimmes widerfahren würde und ich an Gott GLAUBEN würde, dann würde ich sicher durch diesen Schicksalsschlag nicht NOCH gläubiger werden! [...]
Ich würde JEDEM, der meinem Kind schlimmen Schaden zuführen würde, sonst was antun wollen und wenn ich erfahren würde, das Gott sogar verantworlich sei für diesen Schicksalsschlag, dann würde ich garantiert nicht scharf darauf sein, in der Ewigkeit bei ihm zu sein. Dann schmore ich lieber in der Hölle!
Warum sollte Gott für das Schlimme, das deinem Kind zustößt, verantwortlich sein?
In der Regel sind Menschen oder Umstände dafür verantwortlich, der betrunkene Autofahrer, der Amokläufer, der Pädophile, manchmal sogar die Unachtsamkeit von uns Eltern… - Was hat Gott damit zu tun? Meinst du, er ist verantwortlich wenn er es nicht verhindert? - Umgekehrt gefragt: Warum sollte Gott der Retter in der Not sein für Menschen, die sonst nie nach ihm fragen? - Was aber nicht heißen soll, dass er nicht auch bei diesen Menschen schützend und bewahrend handelt.

Ich bin froh darüber, dass ich Gott jeden Tag darum bitten kann, dass er auf meine Kinder aufpasst, ihnen seine Engel schützend an die Seite stellt. Trotzdem habe ich keine Garantie, dass ihnen nichts geschieht, werde ich sie zur Wachsamkeit und Vorsicht erziehen und selbst das mir Mögliche beitragen. Wie ich damit umgehen werde, wenn ihnen trotzdem etwas Schlimmes zustößt - ich weiß es nicht, kann nur hoffen, dass Gott mir gerade in diesen dunklen Zeiten den Glauben erhält.

Es gibt auch die Fälle, in denen niemand sichtbar verantwortlich ist, ich denke z.B. an den plötzlichen Kindstod. Doch auch da weiß ich nicht, ob man wirklich Gott verantwortlich machen kann. Natürlich werde ich auch Angst haben um unsere Kinder und garantiert jeden Morgen besorgt schauen ob sie noch leben, aber ich werde sie auch abends vertrauensvoll Gottes Hand anbefehlen, damit mich die Sorge nicht zerfrisst.
Ich weiß nur von Christen, deren Kind starb, dass sie es annehmen konnten weil sie wussten, dass es jetzt im Himmel bei Gott ist, dass es keine Schmerzen mehr hat und kein Leid, dass es ihm dort viel besser geht. Sie konnten sagen: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobt!“ – Ehrlich gesagt, ich staune über eine solche Haltung auch.
@all
Zum Schluß möchte ich noch auf zwei Aspekte eingehen, die mir in der Diskussion zu kurz gekommen sind, undzwar in Bezug auf die Bibel:
Erstens ist hier noch nicht Stellung bezogen worden auf die Bibelstellen, in denen Ungläubige beschimpft werden. Es wurde im Laufe der Diskussion ja schon mehrmals angesprochn, aber es gab da noch keinen Erklärungsversuch. ...
Zu den Bibelstellen: Habe mich mit den meisten zumindest in letzter Zeit nicht näher beschäftigt. Nur zu der, in der es heißt „Wehe den Schwangeren und Stillenden in jener Zeit …“ – Diese Stelle wurde als Drohung gegenüber diesen Frauen dargestellt. Das war es aber nicht, sondern eine warnende Aussage. Jesus spricht im Zusammenhang über die Zerstörung Jerusalems, die ja 70 n.Chr. wirklich stattfand. Interessant ist, dass viele Menschen damals in die Stadt flüchteten, weil sie sich dort sicher glaubten. Wer aber Jesu Worte im Ohr hatte, der floh aus der Stadt in die Berge – und diese Menschen überlebten. Es ist doch klar, dass es den Schwangeren und Stillenden in jenen Kriegstagen und auf der Flucht nicht so gut erging, ging es den Schwangeren aus Ostpreußen im 2. Weltkrieg auch nicht. Also – nach meinem Verständnis keine Drohung, sondern lediglich ein Hinweis an eine Menschengruppe, die unter Kriegszuständen besonders leidet.


So, jetzt ist das sehr lange geworden, aber ich wusste nicht wie ich mich kürzer fassen sollte.

Grüße dich herzlich,
Fiducia
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo fiducia,

du schreibst:
Umgekehrt gefragt: Warum sollte Gott der Retter in der Not sein für Menschen, die sonst nie nach ihm fragen? - Was aber nicht heißen soll, dass er nicht auch bei diesen Menschen schützend und bewahrend handelt.
das hattest du hier schon mal geschrieben. ich hatte seinerzeit darauf geantwortet, dass gott auch tatenlos zugesehen hat, als tief gläubige christen in KZs ermordet wurden.

ich schrieb dazu, dass gott offensichtlich auch die gläubigen vernachlässigt.
leider hast du darauf nicht geantwortet.
so jemandem würde ich meine kinder jedenfalls nicht anvertrauen und er wäre mir kein großer trost, wenn ich angst um meine kinder habe. ;-) man sieht ja, wie unzuverlässig er in der vergangenheit gehandelt hat... ;-)

liebe grüße
mondschaf
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JBB
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Beitrag von JBB »

Guten Morgen Fiducia,

zunächst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für so eine ausführliche Antwort genommen hast. Ich finde es übrigends prima, dass wir es trotz dieses schwierigen Themas schaffen, auf der Sachebene zu bleiben.
Hatte auch überlegt ob es wirklich sinnvoll ist im Forum zu antworten oder in einer PN, immerhin handelt es sich hier ja nicht um ein Theologie-Forum.
Warum, hier im Forum wird doch über alles mögliche diskutiert, warum dann nicht auch über Theologie? Außerdem ist das doch hier der "Kirche, Glaube, Taufe" Ordner. Wenn also nicht hier, wo dann sonst? :wink:
Über diese Frage zerbrechen sich Theologen seit Jahrhunderten die Köpfe.
Mit welchem Ergebnis? Wie ist die aktuelle christliche Lehrmeinung zu der Frage, was von Gott "vorherbestimmt" ist und was nicht?
Sein Eingreifen ist aber m.E. nicht vorherbestimmt, sondern kann z.B. durch Gebete der Menschen veranlasst werden.


Hier widersprichst du dir selber! Du hattest selber festgestellt, dass es Nichtgläubigen im Schnitt nicht besser oder schlechter ergeht als Gläubigen, hattest dafür sogar ein Bibelzitat bemüht, dass sich die Menschen sogar schon vor 2000 Jahren darüber empört haben.
Nun behauptest du aber, der Mensch könne Gott durch Gebete zum Eingreifen bewegen. Also müsste es Gläubigen im Schnitt doch besser ergehen?

Glaub mir, wenn man mir schlüssig darlegen würde, dass Gebete "wirken", dann würde ich auch mitmachen, um meine Kinder zu schützen. Selbstverständlich!!!

Drei Mal täglich fünf "Vaterunser" und dafür passt ER garantiert auf meine Kinder auf? Ich bin dabei!
Nach meinem Verständnis der Bibel vorherbestimmt ist, dass jeder Mensch einmal sterben muss und danach sich vor Gottes Gericht verantworten.
Hier habe ich mal eine Frage zur Definition "Mensch". Der Homo sapiens hat sich ja erst nachgewiesenermaßen über Jahrmillionen zu dem entwickelt, was er heute ist. Unser Erbgut ist zu über 98% identisch mit den Primaten. Wo ist der Schnitt, ab dem "Menschen" sich vor Gott verantworten müssen? Ich frage nach, weil nach christlicher Überzeugung Tiere nicht auferstehen werden, biologisch gesehen der Übergang von Tier zu Mensch aber fließend ist.
Zugegeben, für das Schlechte zu danken fällt mir eher schwer
Das kann ich verstehen, würde mir genauso gehen.
Zu diesem Thema habe ich auch eine aktuelle Geschichte. Der Sohn meiner Freundin hatte im Religionsunterricht (3. Klasse) die Hausaufgabe erhalten, alles aufzuschreiben, wofür man Gott danken könnte. Alle Kinder haben nur Gutes aufgeschrieben und meine Freundin hatte daraufhin mit der Lehrerin eine Auseinandersetzung. Eigentlich müsste man ja den vertaubten "Teufel" wieder aus den Schubladen kramen, der ja heutzutage in der weichgespülten "light" Version der Religion eigentlich verbannt hatte?

Zurück zu dir: Du bist aber der Meinung, dass du dich (eigentlich) auch für alles Schlechte bedanken bei Gott müsstest, weil du an seinen "Plan" glaubst?

Auch wenn es sehr makaber und provokativ klingt, aber eigentlich forderst du von dir, zu Gott beten zu müssen "Danke, dass ich eine Fehlgeburt hatte"?
Bevor ich jetzt zerfleischt werde: Ich spinne nur die Logik weiter, mit der du begonnen hast!
Glaube und Denken schließen sich doch nicht aus, oder?
Für mich bedeutet "Denken", dass etwas für mich schlüssig, nachvollziehbar und logisch ist. Seitdem ich begonnen habe, das Thema Religion intensiv nachzufragen, hat es noch keiner geschafft, mir meine Fragen schlüssig zu erklären. Ich hatte mal sogar ein Gespräch mit einem katholischen Pfarrer, der hat jede dritte Frage von mir mit dem Satz "Das ist das Geheimnis des Glaubens" beantwortet. Das ist ein wörtliches Zitat!
Habe dazu mal ein gutes Beispiel gehört: Ich kann viel über Aerodynamik wissen, auch über Flugzeugbau, aber letztlich braucht es immer ein Stück Vertrauen, mich ins Flugzeug zu setzen - Vertrauen in die Technik, den Piloten, die Umstände. So ähnlich ist es für mich mit dem Glauben an Gott: Ich kann vieles wissen, vieles mit dem Verstand zu ergründen versuchen, aber an einer letzten Stelle bleibt es mir nicht erspart, dass ich dem Wort Gottes vertraue und mich ohne greifbare Beweise darauf einlasse.
Dein Besipiel macht den wesentlichen Unterschied deutlich:
Wenn ich mich in ein schlecht gewartetes Flugzeug setze, in dem ein schlecht ausgebildeter Pilot sitzt und ich dann sogar noch bei schlechtem Wetter losfliege, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es zu einem Unglück kommt wesentlich höher.
Ich habe hier "greifbare Beweise", unter welchen Umständen die Sicherheit der Fluggäste wesentlich höher ist.

Das habe ich im Glauben eben nicht, es ist alles komplett unberechenbar!
Ich kann beispielsweise die Sicherheit meiner Kinder NICHT dadurch erhöhen, dass ich gläubig bin und so ein System empfinde ich als total ungerecht und unfair!
Es gibt übrigens Wissenschaftler, die durch ihr Nachdenken und Ergründen zum Glauben gekommen sind, weil sie gemerkt haben, dass es hinter all der Erkenntnis noch etwas anderes, verstandesmäßig nicht greifbares geben muss.
Natürlich gibt vieles, was ich verstandesmäßig nicht erklären kann. Fledermäuse benutzen Ultraschall und ich kann Ultraschall nicht wahrnehmen. Das nur mal als eines noch vielen Beispielen, dass die menschliche Sicht auf diese Welt nur einen winzigen Teil der "Realität" widerspiegelt. Ich erwarte doch auch nicht von einer Ameise, dass sie Bücher lesen kann und genauso bin ich als Mensch auch beschränkt in meinen Möglichkeiten. Der Verstand aber ist ein Wichtiger Bestandteil in meinem Spektrum und deshalb gedenke ich auch, ihn einzusetzen.

Außerdem: Nur weil ein Wissenschaftler zu der Erkenntnis kommt, dass es "etwas anderes" geben müsse, heisst das lange nicht, dass am Ende dieser Erkenntnis der christliche Gott steht.
Die biblische Definition für Glauben heißt: Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
Ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht???? Demnach dürften Christen also auch an Zauberer, Astrologen und an sämtliche anderen Götter glauben? Auch alles Dinge, die man nicht sieht!
Glaube ist ein Geschenk Gottes, wir können ihn uns weder verdienen noch selbst aneignen
Du hast hierzu einige Bibelzitate angeführt, aber ich habe trotzdem nicht verstanden, warum Gott einigen Menschen dieses Geschenk gibt und einigen nicht. Kannst du das bitte auch in eigenen Worten erklären?
Aber: Was wir tun können ist, dass wir Gott suchen, uns für ihn öffnen, z.B. indem wir damit beginnen in der Bibel zu lesen
Diese Methode hat bei mir anscheinend versagt. Ich habe sicher mehr Bibelzitate gehört als die Mehrzahl der Forumnutzer hier, möchte ich fast behaupten.
Ich stamme aus einer Familie, die den Glauben sehr intensiv praktiziert hat. Bis zu ungefähr meinem 16. Lebensjahr war ich so gut wie jeden Sonntag in der Kirche. In der Osterwoche war es besonders krass: Aschermittwoch, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag und natürlich Ostermontag, vor Ostern ständig den "Kreuzgang" beten, morgens beten, abends beten, vor dem Essen beten....
Dann war ich bis zur 10. Klasse auf katholischen Schulen und auch dort wurde gebetet und es gab regelmäßig Gottesdienste.

Man kann also nicht gerade behaupten, es hätten zu wenig Bibelzitate auf mich eingewirkt.
*g*
Meine ehrliche Meinung? Gott ist kein lieber Gott – er ist die Liebe, aber nicht „lieb“ in dem Sinne, wie wir es uns oft vorstellen. Liebe drückt nicht immer die Augen zu, sie muss strafen, erzieht, muss manchmal negative Erfahrungen machen lassen
Mein ehtisches Empfinden / Gewissen (oder wie man das auch immer nennen mag) schreibt mir aber vor, dass Erziehungsmaßnahmen fair, nachvollziehbar und gerecht sein müssen, wenn sie in Liebe geschehen!!!

Stell dir vor, eine Mutter würde ihrem Kind die Hand abschlagen, weil es heimlisch genascht hat. Ich bin sicher, niemand würde das mit dem Spruch "Strafe muss sein" abhaken.

Gott aber darf völlig willkürlich strafen und erziehen?
Warum sollte Gott für das Schlimme, das deinem Kind zustößt, verantwortlich sein?
Die Antwort gibst du an anderer Stelle selber:
Gott kann aber jederzeit eingreifen, wenn er das möchte.
Nehmen wir mal an, du kommst an einem schlimmen Autounfall vorbei. Du sagst: "Warum sollte ich dafür verantwortlich sein, dass ein anderer zu schnell gefahren ist" und gehst weiter, ohne den Verletzten zu helfen. Du könntest helfen, tust es aber nicht.
In der Regel sind Menschen oder Umstände dafür verantwortlich, der betrunkene Autofahrer, der Amokläufer, der Pädophile, manchmal sogar die Unachtsamkeit von uns Eltern… - Was hat Gott damit zu tun?
Was Gott damit zu tun hat? Gott hat die Menschen doch SO geschaffen?
Umgekehrt gefragt: Warum sollte Gott der Retter in der Not sein für Menschen, die sonst nie nach ihm fragen?
Für Menschen, die "nach ihm fragen" IST Gott also der Retter in der Not? Hattest du nicht bereits zugegeben, dass es Gläubigen im Schnitt nicht besser geht als Ungläubigen?

Sorry, aber du widersprichst dir hier zu 100%
Was aber nicht heißen soll, dass er nicht auch bei diesen Menschen schützend und bewahrend handelt.


Leider kann ich dir nicht folgen. Das ist alles so durcheinander und widersprüchlich.
Ich weiß nur von Christen, deren Kind starb, dass sie es annehmen konnten weil sie wussten, dass es jetzt im Himmel bei Gott ist, dass es keine Schmerzen mehr hat und kein Leid, dass es ihm dort viel besser geht.
Ich sehe es nicht ein, warum es notwendig ist, auch nur ein einziges Kind im DIESSEITS leiden zu lassen. Hier spreche ich nicht vom aufgeschürften Knie oder kaputtem Kuscheltier. Ich spreche von Kindern, die an Hunger sterben, Kinder, die im KZ vergast wurden, Kinder, die mit schrecklichen Krankheiten geboren werden.....

Nur ein Sadist kann sich so ein Elend seelenruhig anschauen und dann nicht helfen, obwohl es in seiner Macht stünde!

Aber macht ja nichts, weil Gott dann im Jenseits die Menschen entschädigt? Warum dann nicht schon hier auf der Erde für ein besseres Miteinander der Menschen sorgen?
Zu den Bibelstellen: Habe mich mit den meisten zumindest in letzter Zeit nicht näher beschäftigt.
Ich habe den Eindruck, du weichst einer Antwort aus.
Du hast doch sogar selbst eine Bibelstelle zitiert, in der Ungläubige beschimpft werden.

Es nervt mich ungemein, dass "gottlos" mit "schlecht" synonym gebraucht wird. Es wird einfach unterstellt, dass Atheisten ein schlechteres Wertesystem haben als Gläubige und das nervt mich wirklich sehr!
So, jetzt ist das sehr lange geworden, aber ich wusste nicht wie ich mich kürzer fassen sollte.
Tja, das ging mir wohl genauso :wink:
Liebe Grüße
Bea

mit zwei erwachsenen ICSI Kindern
Gast

Beitrag von Gast »

Mondschaf hat geschrieben:ich hatte seinerzeit darauf geantwortet, dass gott auch tatenlos zugesehen hat, als tief gläubige christen in KZs ermordet wurden.

ich schrieb dazu, dass gott offensichtlich auch die gläubigen vernachlässigt.
leider hast du darauf nicht geantwortet.
so jemandem würde ich meine kinder jedenfalls nicht anvertrauen und er wäre mir kein großer trost, wenn ich angst um meine kinder habe. ;-) man sieht ja, wie unzuverlässig er in der vergangenheit gehandelt hat... ;-)
Hallo Mondschaf,

sorry, das hatte ich wohl völlig überlesen :-(

Es stimmt, über die zwei Jahrtausende christlicher Geschichte mussten viele Gläubige sterben, man denke an die Märtyrer schon im alten Rom, das unsägliche Leid vieler Christen in kommunistischen Ländern oder wie du geschrieben hast, an die Christen in KZs und andere mehr.

Zum einen: Wir haben an keiner Stelle in der Bibel eine Garantie dafür, dass das Leben als Christ wie ein Spaziergang auf einer Blumenwiese verläuft. Im Gegenteil, Jesus spricht von Verfolgungen und davon, dass Menschen auch deshalb sterben müssen, weil sie sich zu ihm bekennen. Er warnt sogar in gewisser Weise vor dem Leben mit ihm und rät den Interessenten, die möglichen Kosten vorher zu berechnen. - Was wir haben ist die Zusage, "dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart wird" (Römer 8,18). Das schreibt einer, der selber oft genug Prügel einstecken musste, in Seenot, Gefahr und Gefängnis war. Für mich eine unglaubliche Vorstellung: Auf einer Balkenwaage liegt gedacht alles Leid dieser Welt, alle Kriege, Krankheiten, Terror, Hunger, KZs, Leid in Familien, ... ein unvorstellbarer Haufen Elend - auf der anderen Seite liegt die Herrlichkeit, und unglaublicherweise wiegt die schwerer.
Für einen Christen relativiert sich das Leid dieses Lebens. Er hat den Blick auf die Ewigkeit bei Gott, die so unvorstellbar schön sein wird, bzw. sieht das Leben hier und heute von dieser Ewigkeit her. Es verliert damit ein gutes Stück seine Schwere. - Das heißt nicht, dass Christen nicht genauso Schmerzen spüren oder Angst vor Folter und Qual haben, oder dass sie sich gar nach dem Tod sehnen, aber das Wissen um die Ewigkeit, die so unendlich schöner und vor allem viel länger sein wird als es das längste Leben hier sein kann, hilft ihnen diese Zeiten und Leiden durchzustehen.
- Das ist keine "billige Ewigkeitsvertröstung", sondern ein echter . Ich habe schon einige Biographien von Christen gelesen, die im KZ saßen oder sonst heftigst leiden mussten. Die letzte, die mich tief erschüttert und mehrfach zu Tränen gerührt hat, war "Heavenly Man", der Lebensbericht eines Chinesen, der wegen seines Glaubens unvorstellbare Qualen im Gefängnis mitmachen musste und trotzdem fröhlich mit seinem Gott lebt und sich weiter zu ihm bekennt.

Zum anderen: Die wenigsten bis kein Christ würden dieses Leiden im KZ oder als Märtyrer als "vernachlässigt von Gott" sehen. Es wäre/ist für ihn eher "normal", eben ganz im Sinne dessen, was Jesus selbst erlebt und seinen Nachfolgern angekündigt hat. - Ich denke das ist eine Sichtweise, die ein Nichtchrist nur schwer bis gar nicht nachvollziehen kann, und auch ein Christ hat diese Haltung nicht immer in der Tasche. Aber gerade die oben zitierte Bibelstelle ist in diesen Situationen ein großer Trost. Genauso das Wissen, dass der Himmel auf uns wartet und das Vertrauen, dass Gott seinen Plan hat mit allem, was uns geschieht. - Es hört sich hart an, aber es gibt durchaus gläubige Eltern, die mit dem Tod ihres Kindes umgehen konnten, weil sie es a) bei Gott wissen und b) überlegt haben was diesem Kind vielleicht für die Zukunft erspart geblieben ist (der Bruder meines Mannes ist als Kind tödlich verunglückt, in meinem Umfeld gibt es noch andere früh verstorbene Kinder, deren Eltern diese Sichtweise haben). Sicher hat man diesen Blick nicht sofort und nicht völlig selbstverständlich, es wird seine Zeit dauern, sicher in vielen Fällen auch ein Kampf sein, aber man kann sich dazu durchringen, mit der Hilfe Gottes und anderer Glaubenden.

Christlicher Glaube hat m.E. wesentlich mit Vertrauen zu tun und eine Grundfrage ist sicherlich, ob für mich Gott so vertrauenswürdig ist, dass ich mich ihm für gute UND schlechte Zeiten anvertraue, ihm treu bleibe auch wenn es im Leben nicht so läuft wie ich es mir vorstelle. Das gehört übrigens m.E. dazu, Gott Gott sein zu lassen. ER hat den Überblick und das Sagen, und ich lege mein Leben und das meiner Kinder vertrauensvoll in seine Hand.
Hiob, ein Mann aus der Bibel, dem Gott großes Leid zugemutet hat, bekommt von seiner Frau den Rat: "Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Sage Gott ab und stirb!" Seine Antwort: "Du redest, wie die törichten Frauen reden. Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?" Natürlich versteht er Gottes Handeln auch nicht, sieht nicht den Hintergrund des Geschehens, hat seine Anfragen, aber er bleibt fest in seinem Gottvertrauen.

Übrigens bin ich auch immer wieder darauf angewiesen, dass mein Mann oder meine Freunde mir weiterhin vertrauen und treu bleiben, auch wenn ich sie immer wieder enttäusche bzw. mich nicht so verhalte, wie sie es von ihrer Partnerin/Freundin erwarten. Wobei Enttäuschung ja immer auch eine Ent-Täuschung ist, d.h. ein Loslassenmüssen von Täuschungen über den anderen, vielleicht auch falschen, unrealistischen, ... Erwartungen an den anderen. - Ist vllt ein schlechtes Beispiel, aber so ähnlich könnte es doch auch mit Gott sein.

Jetzt ist es leider wieder länger geworden aber ich hoffe, dass ich dir wenigstens ein klein wenig Antwort auf die Frage geben konnte.

Gruß,
Fiducia
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Claudi70
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Beitrag von Claudi70 »

<<<<<<Zum anderen: Die wenigsten bis kein Christ würden dieses Leiden im KZ oder als Märtyrer als "vernachlässigt von Gott" sehen. Es wäre/ist für ihn eher "normal", eben ganz im Sinne dessen, was Jesus selbst erlebt und seinen Nachfolgern angekündigt hat. - Ich denke das ist eine Sichtweise, die ein Nichtchrist nur schwer bis gar nicht nachvollziehen kann, und auch ein Christ hat diese Haltung nicht immer in der Tasche



DAS alles soll normal gewesen sein? :?: *mecker* :argh:

Sorry, bin grad sprachlos.
1 Kind natürlich 29.07.91
2003 geheiratet, dann folgten: [/color]
2003 4 vergebl. Clomi-Versuche.
1. IVF: SST 13.2.04 negativ
1. Kryro: SST 14./17.06.04 negativ
2. IVF: 20.10.04 negativ
2. Kryro: SST 25.11.05 negativ
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Eine tapfer ertragene Niederlage ist auch ein Sieg, getrennt lebend seit Jan. 2011, aber im Guten.
Kinderwunsch u. a. abgeschlossen dank der Gesundheitsreform
Kein Ersatzkind aber mein großer Schatz
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Mir fehlt leider die Zeit, hier auf alles einzugehen, aber ein paar Anmerkungen und eine Verständnisfrage an dich, Fiducia: Wie kann man denn als Katholikin Lutheranerin sein?

Die Untersuchung der Frage, ob Beten hilft, hat ja nun schon mehrfach zu Tage gebracht, dass es zumindest nicht dem hilft, für den jemand gebetet hat. Insofern glaube ich nicht, dass Kinder atheistischer Eltern häufiger verunglücken als Kinder aus gläubigen Familien. Und damit ist das Beten unnütz vertane Zeit, mit der man Sinn bringenderes anfangen könnte.

Allzu viel Gottvertrauen kann auch verheerende Wirkungen haben. Da fällt mir der Geistliche ein, der kurz vor dem Abwurf der Atombombe selbige noch gesegnet hat. Gottvertrauen wäre fpür mich persönlich denn auch zu wenig, um in ein Flugzeug einzusteigen. Ich brauche da Vertrauen in die Fluggesellschaft und in den Piloten.


Mondschaf, zu deiner Frage zur Verarbeitung des Todes bei Kindern. Ich denke nicht, dass unsere Kinder es schwerer als religiös erzogene Kinder haben werden, den Tod zu verarbeiten. Mal davon abgesehen, dass so junge Kinder wie dein Sohn doch eher die Tragweite des Todes gar nicht an sich heran lassen. Schießebu - tot umfallen - wieder aufstehen. Das macht meiner zumindest, obwohl ich solche Spiele gar nicht mag. Auch Witze, wo jemand tot umfällt, findet er ganz lustig. Was zeigt, dass er sich nicht allzu viele Gedanken macht. Unser 10-jähriger macht sich da eher Gedanken. Es ist schon merkwürdig, dass man irgendwann einfach nicht mehr da ist. Ich sage dann, bevor du geboren wurdest, hat es dich auch nicht interessiert, dass du nicht da bist. Weil du ja nicht da warst, konnte es dich nicht ärgern. Genauso wird es dann auch wieder. - Was ist das Traurige am Tod? - Für mich ganz klar: Dass man nicht mehr weiter leben kann. Und das ist auch schon alles. Wir haben viele Pläne in unserem Leben, die wir noch verwirklichen wollen. Irgendwann haben wir das alles erreicht. Einiges haben wir nicht erreicht, aber das wird auch als Hundertjährige für uns sowieso nicht mehr erreichbar sein. Deshalb können wir dann auch mit innerem Frieden aus dem Leben treten. So stelle ich mir das vor. Es macht uns dann nichts mehr aus. Da das Leben dann vorbei ist, können wir nicht mehr leiden. Wir müssen uns nicht darum sorgen, ob das Geld für die Zukunft noch reicht, ob unsere Umwelt erhalten bleibt, wie sich unsere Politik weiter entwickelt. Ich kann mich damit arrangieren. Und das tröstet auch meine Kinder. Wenn wir gläubig wären, müssten wir uns sicher davor fürchten, vielleicht doch in der Hölle zu landen. Das ist aber nichts, was uns beunruhigen kann.

Die Gefährlichkeit religiöser Überzeugungen für Kinder - ich glaube, das ist schon wieder ein neues Thema und läßt sich nicht mit 3 Worten erklären. Für mich heute zu spät. Vielleicht schaffe ich das die Tage mal. Da du wahrscheinlich auf das Plakat der Giordano Bruno Stiftung anspielst, das ich oben hochgeladen habe und da ich annehme, du konntest den Text links nicht lesen, schreibe ich ihn mal auf: "Ein Kind ist weder ein christliches noch ein muslimisches Kind, sondern es ist das Kind christlicher oder muslimischer Eltern." (Richard Dawkins) und: "Katholisch geboren zu sein, war für mich der größte Unfall meines bisherigen Lebens" (Janosch).
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Mondschaf hat geschrieben:hallo rebella,

du schreibst:
Religiöse Überzeugungen sind gefährlich für Kinder und verunklaren ihren Weitblick ggf. für das ganze Leben.

ich weiss nicht, ob jede religiöse überzeugung für kinder 'gefährlich' ist, wenn man ihnen nicht gerade mit der hölle droht. ich habe, ohne mich groß damit beschftigt zu haben, den eindruck, dass religionen oder spirituelle richtungen wie der taoismus oder der buddhismus ohen konstrukte wie die hölle auskommen.
Mit dem Buddhismus und dem Taoismus kenne ich mich in der Tat nicht so aus. Was kann man also allgemeinernd zu Religionen sagen? Was ist eine Religion? Bei Wikipedia steht:

"Als Religion (lat: religio, wörtlich „Rück-Bindung“) bezeichnet man eine Vielzahl unterschiedlicher kultureller Phänomene des Glaubens an eine ‚andere Welt‘ der Gottheiten oder der Spiritualität, die menschliches Verhalten, Handeln, Denken und Fühlen prägen und Wertvorstellungen normativ beeinflussen."

Was ist daran gefährlich für Kinder?

Den Kindern wird ja der Glaube an den von der jeweiligen Religion präferierten Gott bzw. die Götter als bestehende Wahrheit beigebracht. Das über die Muttermilch so zu sagen. Das Kind wird sich in den meisten Fällen dieser Religion zugehörig fühlen, weil es das mit elterlicher Zuneigung gleichsetzt.

Nun gibt es aber auch Herrscher in den religiösen Kreisen. Beim Christentum sind das die Priester, Bischöfe, Kardinäle, Priester, Pfarrer, Kirchenratsvorsitzenden und wer weiß, wer noch alles. Diese haben die Macht, die Gläubigen unter sich auszunutzen. Und je höher sie in ihrem Amt angesiedelt sind, desto mehr können sie die Gläubigen benutzen. Wenn also einer der Kirchenfürsten sagt, ran an die Waffen. Gott will es! Dann werden die, die wirklich an diesen Gott glauben, auch zur Waffe greifen. Wenn die Kirchenoberen sagen, gebt uns mehr Geld. Gott will es! Dann werden sie auch mehr Geld geben. Das heißt, die Menschen sind über den Glauben manipulierbar. Und je mehr sie glauben und je früher in ihrem Leben sie an Gott X oder die Götter Y und Z geglaubt haben, desto manipulierbarer sind sie. Durch diese Verbindung mit Mutter- oder Elternliebe werden diese Kinder es auch in ihrem späteren Leben meist nicht schaffe, diesen Glauben kritisch zu hinterfragen. So, wie ein Alkoholiker, der die Erfahrung gemacht hat, besoffen hat er keine Probleme, meist auch immer wieder zur Flasche greift. Ja, ich glaube, man kann das mit einer Droge vergleichen.

Natürlich wird das sehr schwer - unmöglich sein, wenn man als Elternteil tatsächlich an Gott X glaubt, das eigene Kind nicht dem Glauben an Gott X auszusetzen. Da ist dann auch die Gesellschaft sehr gefragt, Aufklärungsarbeit zu leisten (was sie meist nicht tut). Die Schulen und Kindergärten könnten da z.B. gut vermitteln. Trotzdem halte ich es für wichtig, das Problembewusstsein bei den Eltern zu schaffen. Wir schauen ja auch nicht zu, wenn Eltern aus religiöser Überzeugung heraus mit ihrem Kind bei einer schlimmen Erkrankung nicht zum Arzt gehen.
Liebe Grüße, Rebella
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Beitrag von rebella67 »

Passend zu diesem Thema habe ich gerade das gefunden:

http://www.humanistische-aktion.de/missbrau.htm

Kindesmißbrauch im Namen von Religion
- Beginn, Auswirkungen, Ursachen, Lösungen -
Liebe Grüße, Rebella
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

liebe fiducia,

du schreibst:
Für einen Christen relativiert sich das Leid dieses Lebens. Er hat den Blick auf die Ewigkeit bei Gott, die so unvorstellbar schön sein wird, bzw. sieht das Leben hier und heute von dieser Ewigkeit her. Es verliert damit ein gutes Stück seine Schwere. - Das heißt nicht, dass Christen nicht genauso Schmerzen spüren oder Angst vor Folter und Qual haben, oder dass sie sich gar nach dem Tod sehnen, aber das Wissen um die Ewigkeit, die so unendlich schöner und vor allem viel länger sein wird als es das längste Leben hier sein kann, hilft ihnen diese Zeiten und Leiden durchzustehen.
ich habe mittlerweile den eindruck, dass unser grund'problem' ziemlich ähnlich ist. wir beide fragen uns, wieso es soviel sinnlos erscheindes leid und unrecht in der welt gibt.
nur kommen wir zu unterschiedlichen schlüssen. du tröstest dich mit einem besseren jenseits. ich empfinde diesen gedanken durchaus als verlockend - es wär schon äußerst tröstlich, wenn mir jemand überzeugend die langfristige sinnhaftigkeit z.b. in KZs umgebrachter kinder erklären kann. aber GERADE weil ich diesen gedanken so verlockend empfinde, halte ich das für menschlich-allzumenschliches wunschdenken.... :?:
und neige dazu, menschen, die sich solchen gedanken hingeben, zu verdächtigen, dass sie ohne solchen trost und mit dem gedanken an die ungewissheit es garnicht aushalten würden. :?:
du hast dich für den gegenteiligen weg entschieden und glaubst an den tieferen sinn solcher greuel.

liebe rebella,

zu deiner frage nach dem umgang mit dem tod: ich glaub schon, dass die vorstellung eines tages einfach nicht mehr da zu sein, für die meisten etwas beängstigendes hat. klar wär es schön, wenn man als alter mensch sagen kann, dass man genug erlebt hat und jetzt einfach gehen kann. ob es aber wirklich so ist? zumal ja nicht alle menschen alt sterben. womit soll man ein kind trösten, was z.b. an krebs oder einer anderen tödlichen krankheit stirbt? das hat sein leben ja kaum angefangen...
finde ich nicht so einfach...
Nun gibt es aber auch Herrscher in den religiösen Kreisen. Beim Christentum sind das die Priester, Bischöfe, Kardinäle, Priester, Pfarrer, Kirchenratsvorsitzenden und wer weiß, wer noch alles. Diese haben die Macht, die Gläubigen unter sich auszunutzen.
da hast du zweifelsohne recht. allerdings gibt es haufenweise institutionen, die menschen für ihre zwecke missbrauchen. das sind nicht nur die kirchen, von denen ich zudem manche für harmloser und andere für gefährlicher halte. z.b. ist unsere evangelische kirche sicher nicht mit den fanatischen christlichen strömungen in den USA vergleichbar. vergleichbares gibt es auch im islam. da sollte man schon differenzieren.
die nazis waren nicht primär eine religiöse organisation. die kommunisten haben sich vom christentum abgesetzt und das paradies sozusagen ins irdische verlagert, wobei hier wie bei den kreuzzügen das ziel jedes mittel rechtfertigte. auch diese organisationen haben menschen massiv für ihre zwecke missbraucht und nicht im sinne der menschenrechte und des gegenseitigen respekts gewirkt.
ich halte es da für eher sekundär, was man den kindern an religionen und/oder ideologien mitgibt (und auch den atheismus halte ich für eine ideologie, denn bewiesen werden kann weder dass es gott gibt, noch dass es ihn nicht gibt). für viel wichtiger halte ich es, dass man unabhäöngig von den eigenen überzeugungen ihr eigenständiges denken fördert und es akzeptiert, wenn sie sich gedanklich aus den weltanschauungen der eltern entfernen. ob die eltern das tun oder nicht, danach würde ich jegliche ideologische erziehung beurteilen und nicht primär danach, ob die eltern christen, atheisten, kommunisten oder was auch immer sind.

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

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„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

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